RWE: Kein Verlust von Biodiversität durch Wasserkraftwerke
45 Wasserkraftwerke unterschiedlicher Größe betreibt RWE alleine in Deutschland. Der hier produzierte Strom gilt nicht nur als stabilste Alternative unter den regenerativen Energien, sondern auch als besonders umweltfreundlich. Oftmals bilden die Kraftwerke aber unüberwindliche Hindernisse für die einheimischen Fischbestände. Um dem Verlust der Artenvielfalt an dieser Stelle vorzubeugen, investiert der Konzern verstärkt in Projekte zum Schutz der heimischen Meeresforellen, Aale und Lachse - zum Beispiel durch die Schaffung von Umgehungsgewässern und Laichplätzen.
18.02.2011
In Deutschland gewinnt RWE zwar nur etwa zwei Prozent seiner Energie aus Wasserkraft, die negativen Auswirkungen der Anlagen auf die Biodiversität in Flüssen können aber trotzdem erheblich sein. So durchschneiden die Turbinen der Kraftwerke die Wanderwege von Fischen und gefährden damit ihren Bestand. Umgehungsgewässer sind hier eine Möglichkeit, die negativen Auswirkungen der Stromerzeugung zu begrenzen und gleichzeitig naturnahe Schutzgebiete zu installieren. Für RWE ist dieses Engagement keine Pflichtaufgabe, sondern Teil der Firmenstrategie: „Energieerzeugung bedeutet immer auch, in die Natur einzugreifen“, erläutert das Unternehmen in seinem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht und führt aus: „Umweltverträgliches Verhalten ist eine Grundvoraussetzung für die öffentliche Akzeptanz unseres Handelns und damit für den Betrieb unserer Tagebaue, Kraftwerke und Netze.“ Dass dieses Engagement besonders bei der Energieerzeugung aus Wasserkraft notwendig ist, bestätigt Britta König, Pressesprecherin WWF Deutschland auf Nachfrage von UmweltDialog. Untersuchungen bestätigen, dass die „Sterblichkeitsrate von Fischen durch Standardturbinen bei 50 bis 80 Prozent liegt. Wenn die Fische zehn Staustufen überwinden müssen, steigt sie auf 90 Prozent und mehr.“
Eine Umgehungsstraße für Lachse
Am Hochrhein bei Dogern steht eines der modernsten RWE-Wasserkraftwerke Deutschlands. Durch die Erweiterung der Anlage verfügt sie seit Dezember 2009 über eine installierte Leistung von mehr als 100 Megawatt: Im Zuge des Ausbaus wurde aber auch eines der modernsten Umgehungsgewässer Europas geschaffen. Bis zu 15 Meter breit und über 800 Meter lang, leitet es Fische und andere Flussbewohner um das Kraftwerk herum und sichert so die Artenvielfalt im Rhein. Die Konzeption der Anlage ermöglicht auch Lachsen den sicheren Flussaufstieg. Damit die Fische die Umgehung auch wirklich nutzen, musste sie so angelegt werden, dass die natürliche Strömung die Tiere auf den kleinen Umweg leitet. Gleichzeitig wurden flache Passagen und Kiesinseln geschaffen, die als Leichplätze von verschiedenen Fischarten genutzt werden. Um einen möglichst naturnahen Eindruck entstehen zu lassen, wurde die Uferböschung des neuen Flusslaufes so gestaltet, dass sie mittlerweile als Lebensraum für den Eisvogel und weitere Tierarten dient. In Zusammenarbeit mit Vertretern von Behörden, Umwelt- und Fischereiverbänden wurden seit 2009 mehr als vier Millionen Euro in das Projekt investiert. Ein positiver Nebeneffekt stellte sich erst wesentlich später heraus: Heute ist das Gebiet um das Umgehungsgewässer auch ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Anwohner des Hochrheins.
Auch das Ruhrkraftwerk Freihnol im Sauerland besitzt seit 2010 ein Umgehungsgewässer. Dieses musste RWE allerdings nicht neu anlegen, sondern konnte einen alten Entwässerungsgraben nutzen. Damit Fische und Kleinlebewesen wie Krebse und Insektenlarven das Kraftwerk auf dem wiedereröffneten Wasserweg gefahrlos umschwimmen können, wurden Einschwimmsperren aus Steinriegeln und Kiesaufschüttungen in das Konzept integriert - diese verhindern, dass die Flussbewohner sich von der Strömung in den Einzugsbereich des Kraftwerkes treiben lassen und so Gefahr laufen, von den Turbinen angesogen zu werden.
Was tun, wenn die Fische nicht wollen?
Nicht immer lassen sich Fische so leicht von ihren angestammten Routen abbringen wie bei den Kraftwerken an Rhein und Ruhr. An der Mosel, wo RWE insgesamt 10 Wasserkraftwerke betreibt, verweigerten zum Beispiel die Aale sämtliche installierte Umgehungshilfen. Sie folgen auf ihren Wanderungen oftmals der Hauptströmung und geraten so immer wieder in die Turbinen. Aufgrund ihrer Körperlänge sind Aale beim Passieren der verschiedenen Staustufen besonders gefährdet. Bei ihrer Fortpflanzung sind die langen dünnen Flussbewohner aber auf freie Wege zu ihren Leichgebieten im Meer angewiesen. Neben der Hilfe beim Flussabstieg durch Umgehungsgewässer, ist bei diesen Tieren vor allem der Wiederaufstieg gefährlich. An dieser Stelle beginnt die Arbeit der
„Aalschutzinitiative Mosel“.
Gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz versucht RWE im Rahmen dieses Programms seit 1995 zur Stärkung des Bestandes beizutragen. Als Soforthilfe wurde 1997 damit begonnen, abwandernde Aale an den unterschiedlichen Staustufen abzufangen und anschließend gefahrlos zum Rhein zu transportieren. Dabei setzt das Unternehmen auf die Hilfe von Berufsfischereiverbänden. Pro Jahr können seither zwischen 10.000 und 15.000 Tiere gefahrlos die zehn Staustufen der Mosel passieren und ihre Wanderung im Rhein auf natürlichem Weg fortsetzen. Begleitet wird die Initiative von Experten aus der Wissenschaft, die auf diesem Weg zur Erforschung des Wanderverhaltens beitragen sowie neue Lösungsmöglichkeiten für den Bestandsschutz erarbeiten.
Ein aktueller Ansatz der Forschung sind neue, mit Ultraschallsender und -empfänger ausgestattete Detektorreusen zur Identifizierung der Aalwanderungen. Da die Tiere im Normalfall zu ganz bestimmten Zeiten und als Schwarm die Schleusen passieren, hofft man bei RWE mithilfe der technischen Neuerung diese Phasen identifizieren zu können und die Turbinengeschwindigkeit so anzupassen, dass ein gefahrloses Passieren möglich ist. Von Unternehmensseite heißt es hierzu: „Gelingt es, eine Art Frühwarnsystem zu schaffen, das Aale auf Wanderung signalisiert, kann das entsprechende Turbinenmanagement zum Schutz der Tiere zeitnah umgesetzt werden.“