KFW-Stiftung würdigt Engagement für Natur und Artenvielfalt
Auf der ganzen Welt kümmert sich die zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) um den Schutz der biologischen Vielfalt. Für ihr Engagement erhielt die gemeinnützige Initiative jetzt von der KfW Stiftung den KfW-Bernhard-Grzimek-Preis für Biodiversität. Die im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Stiftung begründete die Verleihung an die ZGF mit dem weltweiten, langjährigen Einsatz der Gesellschaft.
12.04.2013
Nördliche Streifenkiwis leben ausschließlich auf der Nordinsel Neuseelands. Mittlerweile ist ihre Art vom Aussterben bedroht. Vom Menschen eingeschleppte Fressfeinde und die zunehmende Zersiedelung ihres Lebensraums haben die Population der flugunfähigen Vögel in den letzten Jahren zunehmend dezimiert. Lange Jahre war der Frankfurter Zoo die einzige Institution, die die Tiere außerhalb ihrer Heimat züchtete. „Alle Kiwis in Europa sind mit den Frankfurter Tieren verwandt oder stammen von ihnen ab", erklärt der Direktor des Zoos Manfred Niekisch. Damit ist der Vogel nicht nur zu einem Wahrzeichen der Partnerschaft zwischen dem Zoo und der KfW Stiftung geworden, sondern steht auch für die Notwendigkeit des Artenerhalts über Zuchtprogramme.
Niekisch erläutert die Motivation hinter diesem Einsatz mit den vielfältigen Aufgaben, denen sich Naturschützer heute gegenübersehen. Gerade der Schutz der Arten sei hier besonders wichtig: „Tiere im Zoo sind Stellvertreter ihrer Arten. Wir müssen uns aber von der Idee verabschieden, dass wir Arten in den Zoos überleben lassen können, während draußen deren Lebensräume zerstört werden. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen!“
Für den Erhalt der Arten
Dafür kämpft auch die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und stellt sich damit ganz bewusst in die Tradition von Grzimek. Dieser wirkte als erster Direktor des Frankfurter Zoos und langjähriger Präsidenten der Zoologischen Gesellschaft maßgeblich daran mit, diesen wieder aufzubauen und die ZGF zu einer der führenden Natur- und Artenschutzorganisationen in Deutschland zu machen. Dafür entwickelte er ein für damalige Verhältnisse revolutionäres Konzept: er stellte einen Pädagogen ein, der die Vermittlung von Wissen zur Aufgabe hatte.
Für die Zoologische Gesellschaft haben Bildung und Aufklärung bis heute eine zentrale Bedeutung. So engagiert sie sich in über 30 Ländern für den Umweltschutz, bietet Nationalparks und anderen Schutzgebieten logistische Unterstützung, fördert die Wiederansiedlung bedrohter Tierarten und unterstützt zahlreiche Naturschutzbildungs- und -erziehungsmaßnahmen. Die Auszeichnung ist für Gerhard Kittscher, Präsident der ZGF, daher auch eine Motivation für die tägliche Arbeit. „Der Einsatz für die Erhaltung der Artenvielfalt auf der Erde braucht lebensnotwendig auch Öffentlichkeit. Dass diese heutige erste Preisverleihung an die ZGF erfolgt, macht uns stolz und erfüllt uns mit Freude.“
Oftmals erstreckt sich dieser Einsatz dabei über mehrere Jahrzehnte. So kämpft die Zoologische Gesellschaft Frankfurt seit vielen Jahren für den Erhalt der Biodiversität im weltberühmten Serengeti-Nationalpark. Neben der Unterstützung für Tierarzt- und Parkmanagementprojekten geht es auch um die Aufklärung der lokalen Bevölkerung. Auf der Webseite der Gesellschaft heißt es hierzu: „Die Serengeti kann nur erhalten bleiben, wenn die zukünftigen Generationen um ihr Naturerbe wissen und stolz darauf sind.“ Die ZGF stiftete daher unter anderem einen als Expeditionsbus umgebauten LKW, um Schulkindern und der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden einen Besuch des Parks zu ermöglichen. Auf diese Weise fördert die Zoologische Gesellschaft das Verständnis von der Bedeutung biologischer Vielfalt und hilft, die Identifikation der Bewohner mit „ihrem Park“ zu erhöhen.
„Nachahmer dringend gesucht“
Für die KfW-Stiftung ist die erstmalige Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Preises auch ein willkommener Anlass, ihr Anliegen in die Gesellschaft zu tragen. „Die Bewahrung der Artenvielfalt ist ein besonderes Anliegen der KfW Stiftung. Wir möchten für die Bedeutung dieses Themas sensibilisieren und vor allem Lösungsansätze aufzeigen“, so Dr. Edeltrau Leibrock, Vorstand der KfW Stiftung. Der Preis soll in den kommenden Jahren an Organisationen vergeben werden, die sich in beispielhafter Weise für den Erhalt der natürlichen Umwelt einsetzen. Eine Aufgabe für die kommenden Monate ist daher die Besetzung einer Expertenjury, welche die Preisträger in den nächsten Jahren ermitteln soll. Ein Mitglied steht dabei bereits heute fest: Christian Grzimek, der Enkel des berühmten Frankfurter Umweltschützers, soll die Tradition seines Großvaters bewahren.
Gesellschaftliches Engagement bündeln
Für die KfW Stiftung ist der Preis zudem ein wichtiger Bestandteil ihrer Aktivitäten in den Tätigkeitsfeldern Umwelt und Klima. Im Oktober 2012 gegründet und von der KfW mit einem Budget von 20 Millionen Euro ausgestattet, soll sie das gesellschaftliche Engagement der Bank bündeln und als unabhängige Instanz Impulse für die Entwicklung der Gesellschaft geben: „Der Zweck und die Zielsetzung der KfW Stiftung ist abgeleitet aus dem Auftrag und dem Selbstverständnis der KfW als Stifterin: Verantwortung zu übernehmen für die Weiterentwicklung und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und zukunftsorientierte Beiträge zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen zu leisten. Mit ihrer rechtlichen Unabhängigkeit kann die KfW Stiftung losgelöst von der operativen Geschäftstätigkeit der Stifterin im Dialog mit gesellschaftlichen Gruppen sehr viel breiter und glaubwürdiger agieren“, erläutert Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW und Vorstand der Stiftung.
Ihr Fokus liegt dabei zunächst auf den Themenfeldern Kunst & Kultur, Umwelt & Klima, Soziale Verantwortung und Verantwortliches Unternehmertum. In diesen fördert die Stiftung Projekte und Initiativen, die mit ihrer Arbeit für vorbildliches Engagement stehen. So wurde bereits im März gemeinsam mit dem Künstlerhaus Bethanien Berlin und der Städelschule Frankfurt die Ausstellung „HOME STORIES“ initiiert. Internationale Künstler erhielten hier die Möglichkeit, die oberen Räume der historischen Villa 102 mit ortsspezifischen Werken zu gestalten. Das Projekt war gleichzeitig der Auftakt zu einer Bildungsinitiative, in deren Rahmen begabte Künstler aus Afrika, Lateinamerika und Asien ein Stipendium erhalten können.
In den kommenden Jahren will die Stiftung darüber hinaus junge und nachhaltig aufgestellte Unternehmen fördern, sowie die Inklusion aller Menschen der Gesellschaft unterstützen. Dafür soll unter anderem der Behindertensport im Breitensportsektor gestärkt werden. Zielsetzung bei allen Förderprojekten ist es, „Themen zu visualisieren und zum Mitmachen anzuregen - ganz unabhängig vom Gewinn der Bankengruppe,“ sagt Edeltraud Leibrock.