Klimawandel

Klima-Maßnahmen mindern Wettbewerbsfähigkeit nicht

Ein Forscherteam vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) hat in einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekt untersucht, wie sich Klimaschutzmaßnahmen auf Unternehmen auswirken. Der Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit erwies sich dabei als vernachlässigbar, während die Wirksamkeit für die Umwelt bestätigt wurde.

18.12.2017

In der Glaswand eines Konferenzraums spiegelt sich die Natur.

Die Zeit wird knapp: Erst kürzlich stellte die UNO fest, dass die Maßnahmen des Pariser Klimaschutzabkommens rasch umgesetzt werden müssen, um eine möglicherweise katastrophale Klimaerwärmung von über drei Grad Celsius zu verhindern. Technologisch zwar machbar, ist die Umsetzung jedoch eine sensible politische Aufgabe. Umweltauflagen, so heißt es, schaden der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Andererseits sind viele Unternehmen an CO2-sparenden Technologien interessiert und könnten von einer Umstellung womöglich sogar profitieren. Eine Forschungsgruppe um den Privatdozenten Michael Peneder versuchte nun, sich dieser Frage im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts mit wissenschaftlichen Methoden zu nähern, mit zum Teil überraschenden Resultaten.

Unterschiedliche Hypothesen

„Es gibt hier zwei einander widersprechende Hypothesen. Die eine ist, dass die Umstellung auf grüne Energie der Wettbewerbsfähigkeit schadet, weil sie zusätzliche Kosten verursacht. Eine andere These, bekannt unter dem Namen Porter-Hypothese, besagt, dass Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben, wenn sie frühzeitig und schneller als die anderen strengere Regulierungen und strengere Umweltgesetze einführen“, sagt Michael Peneder im Gespräch mit scilog. Sein Team versuchte, den Wahrheitsgehalt dieser beiden gegensätzlichen Szenarien genauer zu beleuchten. Dazu befragte man über 4600 Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu den Auswirkungen von Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz sowie zur Einsparung von CO2. Es handelte sich um eine länderübergreifende Kooperation; Peneder leitete das österreichische Teilprojekt. Basierend auf den erhobenen Daten wurde ein Modell erstellt: „Wir haben ein System aus mehreren Gleichungen aufgesetzt, mit dem wir versucht haben, Ursache-Wirkungs-Beziehungen abzubilden und diese möglichst eindeutig zu identifizieren.“

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Neutraler Effekt

„Das Kernergebnis ist, dass es primär den ökologischen Erfolg gibt: Die Energieeffizienz der Unternehmen wurde erhöht. Gleichzeitig wurde die Wettbewerbsfähigkeit nicht messbar beeinträchtigt. Das heißt, entgegen dieser beiden Hypothesen ist der Effekt in Summe neutral.“ Für dieses eher überraschende Ergebnis hat Peneder mehrere Erklärungen: „Im Gros der Unternehmen haben die Energiekosten zwar einen substanziellen, aber keinen so großen Anteil an den Kosten“, sagt Peneder. Zudem seien Mehrkosten durch umweltpolitische Maßnahmen, etwa eine Erhöhung des Strompreises, für die im Wettbewerb stehenden Unternehmen zum Teil identisch. „Viele Branchen, etwa im Dienstleistungssektor, sind lokal tätig. Da trifft etwa ein Anstieg der Strompreise alle gleichermaßen, es gibt also keinen Wettbewerbsnachteil.“ Und nicht zuletzt bringe Energieeffizienz langfristig Ersparnisse: „Gibt es etwa einen Kostenschub durch Gebäudesanierungen, so gleicht sich dieser Effekt teilweise durch geringere Energieaufwendungen aus“, erklärt Peneder.

Der Forscher betont, dass es sich um ein Ergebnis handelt, das viele unterschiedliche Branchen im Gesamten betrachtet. Für einzelne Wirtschaftszweige könne es durchaus Nachteile im Wettbewerb geben. „Kritisch ist es bei sehr energieintensiven Branchen, etwa bei der Stahlindustrie, oder eben auch im Transportsektor, und überall dort, wo diese noch dazu stark im internationalen Wettbewerb stehen.“ Hier gebe es auch in bisherigen Regularien Ausnahme-Maßnahmen. „Gleichzeitig hat man den Effekt, dass Unternehmen – etwa die Voest Alpine – an Standorten wie Österreich, wo die Umweltstandards hoch sind, zu den Vorreitern gehören, was die Energieeffizienz betrifft. Die Zusatzkosten, die bei der Entwicklung innovativer Methoden und Verfahren entstehen, werden hier durch öffentliche Förderungen abgefedert, um einen gewissen Ausgleich zu schaffen“, betont Peneder.

Erstmals durchgeführt

Die in der Studie verwendeten Methoden fallen in das Gebiet der Mikroökonometrie. So bezeichnet man ökonomische Forschungen, die mit statistischen Methoden Zusammenhänge bis auf die Ebene von Unternehmen oder sogar Einzelpersonen untersuchen.

In diesem Bereich seien die durchgeführten Studien völlig neu, erklärt Peneder: „Mit einer so großen Stichprobe von Unternehmen aus drei verschiedenen Ländern, die nach einheitlicher Methode mit gleichen Fragen erhoben wurden, wurde das noch nie gemacht. Bisher hat man sich hauptsächlich mit aggregierten Daten, etwa dem Energieverbrauch beschäftigt“, so Peneder. Die Evidenz auf Unternehmensebene habe gefehlt. „Nun ließ sich erstmals eine verlässliche Verbindung zwischen der technologischen Seite und dem wirtschaftlichen Erfolg herstellen.“ Die Ergebnisse dieses Grundlagenprojekts wurden in mehreren Fachjournalen veröffentlicht.

Quelle: UD/pm
 

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