Klimaschutz: Tetra Pak verpflichtet sich wissenschaftsbasierten Zielen
Der Verpackungskonzern Tetra Pak lässt sich beim Klimaschutz künftig von Vorgaben leiten, die im Einklang mit den Anforderungen des Weltklimarates IPCC stehen und arbeitet dazu eng mit der internationalen Science Based Targets-Initiative (SBT) zusammen. Bis zum Jahr 2030 sollen die direkt verursachten CO2-Emissionen so um 40 Prozent gegenüber 2015 sinken. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien setzt der Verpackungsgigant ebenfalls auf sachkundige Hilfestellung von außen.
21.03.2017
Mario Abreu, Vize-Präsident Umwelt bei Tetra Pak, sagt, durch die Zusammenarbeit mit der SBT-Initiative sei es dem Konzern bereits gelungen, „unsere Ziele bezüglich der Treibhausgasemissionen genau zu definieren und wissenschaftlich fundierte Weichen für die Zukunft unseres Unternehmens zu stellen“. Damit gewährleiste man, dass Kunden und andere Anspruchsgruppen offen und transparent erfahren, wie Tetra Pak zur kohlenstoffarmen Wirtschaft beitrage.
Ins Leben gerufen wurde die SBT-Initiative 2015 vom Global Compact der Vereinten Nationen, dem World Resources Institute, der Umweltstiftung WWF sowie dem CDP, einer Non-Profit-Organisation, die Klimadaten von Unternehmen erhebt. Um die Wirtschaft beim Erreichen des vom Weltklimarat empfohlenen Zwei-Grad-Ziels zu unterstützen, hat die Initiative einen „Sektorbasierten Dekarbonisierungs-Ansatz“ entwickelt. Mit ihm können Unternehmen Klimaziele für die Zeit bis 2050 festlegen, unter Berücksichtigung der Erkenntnisse des IPCC.
Weitreichende Klimaziele festgelegt
Tetra Pak ist das erste Unternehmen der Lebensmittelverpackungsindustrie, dessen Klimaschutzziele durch die SBT anerkannt werden. Der Konzern hat sich gegenüber der Initiative unter anderem verpflichtet, die durch die eigene Geschäftstätigkeit verursachten Emissionen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu senken. Bis 2040 soll ein Minus von 58 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2015 stehen.
Schon 2011 hatte der Vorstand beschlossen, die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette bis 2020 auf dem Level des Jahres 2010 zu halten. Eigenen Angaben zufolge konnte man dieses Ziel sogar übertreffen: 2015 lag der CO2-Ausstoß demnach 15 Prozent unter dem Ausgangswert von 2010, trotz gleichzeitigen Produktionsanstiegs um 16 Prozent. Den Anteil der Emissionen, für die Tetra Pak nicht direkt verantwortlich zeichnet, gibt das Unternehmen mit 80 Prozent an. Sie entständen bei Lieferanten während der Produktion von Rohstoffen oder bei Kunden während der Nutzung der Unternehmensprodukte.
Investitionen in Erneuerbare und Energieeffizienz
Um den Vorgaben der SBT-Initiative zu genügen, will Tetra Pak unter anderem in mehr Energieeffizienz investieren. Ziel sei es, den Energiebedarf bis 2018 um weitere zwölf Prozent zu senken. Dem aktuellen Tetra Pak-Nachhaltigkeitsbericht zufolge lag der Energieverbrauch der eigenen Fabriken 2015 auf dem Niveau des Jahres 2005, während der Konzern im selben Zeitraum ein Wachstum von über 30 Prozent hinlegte. Außerdem sollen künftig zusätzliche Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in den eigenen Fabriken installiert und dort mehr Strom aus regenerativen Quellen genutzt werden. Das Unternehmen hatte sich bereits 2015 verpflichtet, die eigenen Werke komplett auf Erneuerbare umzustellen.
Dazu hat sich Tetra Pak vor zwei Jahren der Initiative RE100 angeschlossen, einer von weltweit tätigen Unternehmen getragenen Allianz zur Förderung der Nachfrage und Bereitstellung erneuerbarer Energien. Ihr haben sich bisher 88 internationale Konzerne angeschlossen, darunter IKEA, Google und BMW. „Mit dem Anschluss an die RE100-Initiative profitieren wir von einer fachkundigen Anleitung und Peer-to-Peer-Learning“, sagte Vize-Präsident Charles Brand damals. Zum Zeitpunkt des Beitritts zur Initiative lag die Quote der Erneuerbaren in den Werken von Tetra Pak bei rund 20 Prozent.
Bisher kein deutsches Unternehmen von SBT anerkannt
An der SBT-Initiative (Motto: Driving Ambitious Corporate Climate Action) beteiligen sich derzeit 215 Unternehmen. 178 von ihnen haben sich verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel festzulegen. Von derzeit 37 Konzernen hat die Initiative entsprechende Ziele bereits anerkannt. Neben Tetra Pak gehören dazu unter anderem der Nahrungsmittelkonzern Nestlé, der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Wal Mart sowie der Getränkeriese Coca Cola. Deutsche Konzerne finden sich bislang nicht auf der Liste der Unternehmen, deren Klimaschutzziele die SBT anerkennt.
Cynthia Cummis vom World Resources Institute sagt, die SBT-Initiative biete Unternehmen, die dazu beitragen wollen, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, eine wissenschaftlich gestützte Methodik. Nach Angaben der Initiative gelten unternehmerische Klimaziele dann als „wissenschaftsbasiert“, wenn sie im Einklang mit dem fünften Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC stehen und beitragen, den globalen Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Laut Cummis gibt es eine „wachsende Zahl von Unternehmen, die die Vorteile einer kohlenstoffarmen Wirtschaft erkannt hat”. Ein deutschsprachiges Themenpapier, das im Projekt Klimareporting.de von WWF und CDP erarbeitet wurde und auf Publikationen der SBT-Initiative beruht, nennt als einen Vorteil einer wissenschaftsbasierten Strategie ein besseres Risikomanagement. Denn ein solcher Klimaschutzansatz setze „die sorgfältige Analyse von Emissionsquellen im Unternehmen voraus und bietet somit Potenziale zur Senkung von Energie- sowie Ressourcenkosten“. Zudem bereite er Unternehmen auf „weitere Regulierungsanforderungen infolge der langfristigen politischen Klimaziele“ vor.