Klimawandel

E.ON: RWE-Deal auch gut fürs Klima

Paukenschlag auf dem deutschen Energiemarkt: Die ewigen Rivalen E.ON und RWE machen jetzt gemeinsame Sache und teilen Geschäftsfelder untereinander auf. E.ON steigt dafür aus der Stromproduktion aus und will sich in Zukunft ganz auf die Energienetze und den Stromverkauf konzentrieren. Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen sieht in der Neuaufstellung auch Chancen für den Klimaschutz.

29.03.2018

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Neuer Fokus: E.ON konzentriert sich künftig auf die Energienetze und den Stromverkauf.

Die neue E.ON könne dazu besser beitragen, zum Beispiel durch den schnelleren Ausbau von Infrastruktur für die E-Mobilität oder die Ausweitung intelligenter Stromnetze in Europa, sagte Teyssen bei der Vorstellung des Mega-Deals am 12. März. E.ON will in dessen Zuge unter anderem alle wesentlichen erneuerbaren Energieaktivitäten an RWE abtreten, wodurch RWE zur Nummer drei im europäischen Erneuerbare-Energien-Geschäft wird. Bisher betreibt der Konzern nur konventionelle Kraftwerke.

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„Grüne“ Energieerzeugung ausgebaut

E.ON dagegen hat bis zuletzt in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert, etwa in den nordöstlich der Ostseeinsel Rügen gelegenen Offshore-Windpark Arkona. 2019 soll der in Betrieb genommen werden und dann mit einer Kapazität von 385 Megawatt rechnerisch bis zu 400.000 Haushalte mit „grüner“ Windenergie versorgen können. „Im Vergleich zu konventionell erzeugtem Strom spart Arkona jährlich bis zu 1,2 Millionen Tonnen CO2 ein“, sagt Leonhard Birnbaum, E.ON-Vorstand für Nachhaltigkeit.

Das konventionelle Energiegeschäft hatte der DAX-Konzern bereits 2016 in die Tochtergesellschaft Uniper ausgegliedert. Sein ursprüngliches Klimaschutzziel – die Halbierung der CO2-Intensität der E.ON-Stromerzeugung in Europa bis 2025 – wurde dadurch hinfällig. Es wurde 2017 durch eine neue Klimastrategie mit neuen Zielen ersetzt. „Sie trägt unserem neuen Geschäftsmodell Rechnung“, schreibt Konzernchef Teyssen im aktuellen E.ON-Nachhaltigkeitsbericht, der zeitgleich zur Verkündung des RWE-Deals veröffentlicht wurde.

Neue Klimaschutzziele

Die neuen Ziele reichen bis zum Jahr 2030. Bis dahin soll der absolute CO2-Fußabdruck des Energieriesen um 30 Prozent gegenüber 2016 sinken. „Der Fokus“, so Teyssen, liege aber darauf, „die CO2-Intensität des von uns verkauften Stroms um 50 Prozent zu verringern“. Diese dadurch verursachten indirekten Emissionen machen den Großteil des CO2-Fußabdrucks von E.ON aus. 2017 trugen sie 71 Millionen Tonnen Klimagase zur Gesamt-CO2-Bilanz in Höhe von rund 79,4 Millionen Tonnen bei (Vorjahr: 82,7 Millionen Tonnen).

Wie sich das neue Klimaschutzziel macht, darüber will der Konzern künftig mit Trendbeurteilungen wachen. Die erste soll nach Abschluss des Geschäftsjahres 2019 vorliegen, auf deren Grundlage dann gegebenenfalls nachgesteuert werden. Konzernchef Teyssen sagt, er wisse, dass es noch viel zu tun gebe. „Deshalb werden wir bei E.ON auch in Zukunft nachhaltiges Handeln und Denken vorantreiben und unsere Kunden mit innovativen Ideen für die neue Energiewelt begeistern.“

Das Offshore-Projekt Amrumbank West von E.ON nimmt Gestalt an.

Neue Energiewelt

Und wie sieht sie aus, diese neue Energiewelt? „Überwiegend erneuerbar, viel dezentraler, digitaler, wesentlich komplexer“, sagt Teyssens Vorstandskollege Birnbaum. „Die Integration dieser Welt erfolgt in unseren intelligenten Verteilnetzen und durch intelligente Produkte.“ In beiden Feldern habe E.ON 2017 große Fortschritte erzielt. Der Nachhaltigkeitsbericht führt zum Beispiel den Aufbau von dezentralen Anlagen zur Energieversorgung bei Großkunden auf, außerdem ein erweitertes Angebot an Effizienzlösungen für sie.

Den Angaben zufolge hat davon auch das Klima profitiert. „Durch unsere Projekte in Industrie und Gewerbe konnten unsere Kunden 2017 insgesamt 2.215 Gigawattstunden Energie einsparen“, heiß es in dem Bericht. Und dass dadurch 731.000 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre geblasen wurden. Zu verdanken seien die Einsparungen hauptsächlich der Erhöhung des Brennstoff-Nutzungsgrads im Business-to-Business-Geschäft und dem Ausbau digitaler Lösungen.

Neue Energielösungen

Wie die neue Energiewelt aussehen kann, konnte E.ON vergangenes Jahr zum Beispiel im Frankfurter Radisson Blu Hotel demonstrieren. Der Konzern hat es mit einer Brennstoffzelle ausgerüstet, die den Großteil der für den Hotelbetrieb nötigen Energie vor Ort erzeugt. Unterm Strich sinken die CO2-Emissionen so um rund 600 Tonnen im Jahr. Und um auch die Haushalte seiner Privatkunden auf mehr Effizienz zu trimmen, hat E.ON im vergangenen Jahr die Installation von Smart Metern weiter vorangetrieben. Sie gelten als eine wichtige Voraussetzung für digitale Energielösungen.

Künftig soll es E.ON-Kunden über die „intelligenten“ Zähler beispielsweise möglich sein, den eigenen Stromverbrauch in Echtzeit rund um die Uhr nachzuverfolgen. In Deutschland hat der Konzern dazu vergangenes Jahr einen Praxistest gestartet, an dem mehrere hundert Kunden in vier Pilotregionen teilnehmen, unter anderem auf Rügen und in Niederbayern. Mit den gewonnenen Erfahrungen will E.ON die Leistungsfähigkeit der Geräte weiter optimieren.

In anderen Ländern ist der Konzern mit dem „Roll out“ der smarten Zähler allerdings deutlich weiter: In Schweden bereitet er derzeit die flächendecke Einführung von Geräten der zweiten Generation vor. In der rumänischen Region Moldawien wurden bis Ende 2017 schon über 250.000 Messsysteme installiert. Dass Deutschland hinterherhinkt, liegt laut Nachhaltigkeitsbericht an einer noch ausstehenden behördlichen Entscheidung. Die eigentlich für 2017 geplante gesetzliche Einbauverpflichtung für die intelligenten Zähler verzögere sich dadurch.

Über den Bericht

Der Energieriese E.ON hat dieses Jahr erstmals parallel zum Geschäftsbericht auch seinen Nachhaltigkeitsbericht 2017 sowie einen nichtfinanziellen Bericht veröffentlicht, mit dem der Konzern seiner Berichtspflicht im Sinne des neuen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes nachkommt. Der Nachhaltigkeitsbericht wurde in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Global Reporting Initiative erstellt. Er erfüllt zudem Anforderungen des „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ (DNK) und dient als Fortschrittsbericht im Rahmen des Global Compacts der Vereinten Nationen.

Quelle: UmweltDialog
 

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