„Porsche Impact“: Klimaschutz mit Kleingeld
Ablasshandel? Abgashandel? Oder sinnvoller Klimaschutz? Porsche-Fahrer können jetzt die CO2-Emissionen kompensieren, die sie übers Jahr mit ihren Flitzern verursachen, durch freiwillige Zahlungen an Klimaschutzprojekte. Der Zuffenhausener Sportwagenhersteller hat dazu die Initiative „Porsche Impact“ gestartet – und gleich den eigenen Firmen-Fuhrpark ins Rennen geschickt.
28.02.2019
Knapp 6.100 Kraftfahrzeuge umfasst die Flotte nach Unternehmensangaben. Das Kohlendioxid, das sie in die Luft stoßen, gleicht Porsche seit November durch Zahlungen an Klima- und Nachhaltigkeitsprojekte aus. Die Summe berechnet sich je nach Fahrzeugtyp und Fahrleistung. Bei einem Porsche Cayenne aus der aktuellen Baureihe mit jährlich 15.000 Kilometern auf dem Tacho kommen beispielsweise 62,70 Euro zusammen.
„Besonders wirkungsvoller Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz“
Ermitteln lässt sich das mit einem Emissionsrechner auf der Porsche-Website. Einfach Jahresfahrleistung und Durchschnittsverbrauch eingeben, schon wird angezeigt, wie viele Tonnen CO2 dadurch im Jahr in die Atmosphäre entweichen und welche Summe zur Kompensation empfohlen wird. Freigeschaltet ist der Rechner derzeit in Deutschland, Großbritannien und Polen, weitere Länder sollen folgen.
Wer den Ausgleich zahlen will, wird an den Porsche Kooperationspartner South Pole weitergeleitet, ein international tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, das seit dem Jahr 2006 Kompensationsvorhaben entwickelt. Die von Porsche ausgewählten Projekte konzentrieren sich auf den Aufbau von Wasser- und Sonnenenergie sowie den Schutz von Wald und Artenvielfalt, befinden sich in den USA, Mexiko, Vietnam sowie Simbabwe und damit in Ländern, in denen sich nach Porsche-Einschätzung „ein besonders wirkungsvoller Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz erzielen lässt“.
Projekt-Portfolio: Wald-, Arten-, und Klimaschutz
Im mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur unterstützt der Autobauer zum Beispiel eines der ersten großen Photovoltaik-Projekte in Lateinamerika, den Solarpark Aurora Solar I. Die Anlage erzeugt bereits 82.000 Megawattstunden Sonnenstrom im Jahr und ist laut Porsche „zentraler Bestandteil der in Mexiko dringend benötigten Energiewende“. Das Projekt diene Umwelt und Menschen vor Ort, schaffe Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten.
Ein weiteres Kompensationsprojekt findet sich im US-Bundesstaat Alaska, genauer: auf Afognak, einer Insel an der Südküste Alaskas, auf der in den 1980-er Jahren die Holzindustrie gewütet hat – bis 15 Prozent des artenreichen Areals kahlgeschlagen waren. Die „Porsche Impact“-Gelder sollen unter anderem in die Restauration dieser Flächen fließen. Ein ähnliches Forstschutz-Projekt unterstützt der Konzern im Simbawe an der Südküste des Kariba-Sees.
Klimaschutz? Durch Kompensation?
Neu ist die Idee vom Klimaschutz durch Kompensationszahlungen nicht. Flug- oder Bahnreisende können seit geraumer Zeit mit ähnlichen Programmen ihre CO2-Emissionen ausgleichen. Unumstritten ist das nicht, zumindest nicht in Hinsicht auf den Nutzen fürs Klima. „Kompensation kann das Klimaproblem nicht lösen, weil sie nichts an den eigentlichen CO₂-Quellen ändert“, heißt es etwa seitens der gemeinnützigen atmosfair gGmbH, dem wohl bekanntesten Kompensations-Anbieter in Deutschland. Aber: Sie sei „als zweitbeste Lösung notwendig, solange die beste Lösung noch nicht existiert“.
atmosfair konzentriert sich auf den Flugverkehr, und das aus gutem Grund: Für den, heißt es auf der Website der Organisation, „gibt es derzeit noch keine technische Lösung wie problemfreie Biotreibstoffe oder das Null-Emissions-Flugzeug“. Anders sei das beim Autofahren. Da sei eine CO2-Kompensation nicht sinnvoll. Schlicht, weil es nachhaltigere Alternativen gibt: Elektro- oder Hybridautos, Carsharing-Angebote, den Öffentlichen Personennahverkehr, das gute alte Fahrrad.
So geht’s: Vermeidung – Reduktion - Kompensation
Einerseits. Andererseits schadet das neue Porsche-Angebot dem Klima auch nicht. Es lenkt Geld in Projekte, die unter Nachhaltigkeitsaspekten sinnvoll sein können. Und es schärft vielleicht das Bewusstsein der Konzernkunden dafür, dass der CO2-Ausstoß ihrer Boliden einen Schaden verursacht. Einen Schaden, der sich mit einem Preis beziffern lässt. Im besten Fall wächst so das Verständnis dafür, dass das Klima kein frei verfügbares Allgemeingut ist. Trotzdem, da sind sich Klimaschützer einig, sollten die Vermeidung und Reduktion von Klimagasen stets vor der Kompensation stehen.
Porsche sagt, das habe man verstanden. Man unternehme „alles, um CO2 zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren“, und zwar über die komplette Wertschöpfungskette. So nutze man mittlerweile für Produktion und Bahnlogistik zu 100 Prozent Naturstrom. Und bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge habe man nicht nur deren Leistungsfähigkeit im Blick, sondern ebenso die Minimierung von Emissionen und Verbrauch. Ein Beleg, den die Zuffenhausener anführen: Die jüngste Generation des Porsche 911 Carrera, die gegenüber dem Vorgänger zehn Prozent weniger CO2 ausstoße. Der Wert liegt jetzt bei 205 Gramm Kohlendioxid je Kilometer.