„Grüne“ Refinanzierung: MünchenerHyp erweitert Portfolio
Die MünchenerHyp baut ihr Angebot ökologisch nachhaltiger Finanzprodukte weiter aus. Seit Mitte August gibt das Bankhaus „grüne“ Commercial Paper aus: kurzfristige, unbesicherte Schuldverschreibung. Das neue Produkt schließt eine Refinanzierungslücke und ergänzt das Nachhaltigkeitsportfolio der Bayern.
15.08.2019
„Mit den grünen Commercial Paper erweitern wir unsere Möglichkeiten, uns nachhaltig zu refinanzieren“, sagt Rafael Scholz, der als Leiter der Treasury der MünchenerHyp unter anderem für die Liquiditätssicherung der Bank zuständig ist. Bisher, so Scholz, hätten sich fast alle nachhaltigen Refinanzierungsprodukte auf den mittel- bis langfristigen Kapitalmarkt konzentriert. „Im Geldmarkt fehlen den Investoren hingegen kurzfristige Anlagemöglichkeiten.“
Kurzfristige Zwischenfinanzierung in „grün“
Mit der neuen Schuldverschreibung will die MünchenerHyp diese Lücke schließen. Sie dient dazu, kurzfristige Gelder mit einer Laufzeit von bis zu 364 Tagen zu beschaffen, durch eine sogenannte unbesicherte Schuldverschreibung. Die ist als Inhaberpapier handelbar, wird mit einem Abschlag zum Nennwert ausgegeben und die Verzinsung spiegelt sich durch die Differenz zwischen Emissions- und Rückzahlungsbetrag wider.
„Grün“ ist das Commercial Paper durch das, was mit ihm zwischenfinanziert wird: Darlehen für energieeffiziente und nachhaltige Immobilien zum Beispiel, die die MünchenerHyp mit ihrem sogenannten „Grünen Darlehen“ finanziert. Dieses gewährt Investoren Vorzugskonditionen bei der Finanzierung von Neubauten, Modernisierungen, Immobilienkäufen oder Anschlussfinanzierungen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, etwa hinsichtlich des Energiebedarfs des Objekts.
So funktioniert es
Hier setzt das „grüne“ Commercial Paper an. Denn zwischen Auszahlung und Indeckungnahme eines Darlehens vergeht ein gewisser Zeitraum. „Zudem darf bei Darlehen mit Beleihungswerten von über 60 Prozent nur der Anteil bis zu dieser Grenze in Deckung gehen, das gesamte nachhaltige Engagement ist jedoch größer“, sagt Claudia Bärdges-Koch, Head of Debt Investor Relations & Client Acquisition bei der MünchenerHyp. Das „grüne“ Commercial Paper dient also zur Zwischenfinanzierung für genau den beschriebenen Darlehenszeitraum oder den Außerdeckungsteil.
Mit den Emissionen der „grünen“ Commercial Paper startet die Bank im August. Sie ergänzt damit ihre nachhaltigen und ökologischen ESG-Pfandbriefe, die sie Ende 2018 auf den Markt gebracht hat. Diese erste sogenannte Benchmark-Emission in Höhe von 500 Millionen Euro entfachte eine enorme Nachfrage: Das Orderbuch schloss erst bei über 900 Millionen Euro, insgesamt gingen 80 Orders aus 14 Staaten ein, aus europäischen und skandinavischen in erster Line.
„Nachhaltigkeitskreislauf in unserem Geschäftsmodell geschlossen“
Mit der Emission des ESG-Pfandbriefes „haben wir den Nachhaltigkeitskreislauf in unserem Geschäftsmodell geschlossen“, sagte Dr. Louis Hagen, Vorsitzender des Vorstands der MünchenerHyp, zur damaligen Emission. „Finanzierungen grüner und sozialer Objekte werden durch unsere Pfandbriefe nachhaltig refinanziert“. Die Deckungswerte der Emission setzen sich nach Angaben der MünchenerHyp zu einem wesentlichen Teil aus privaten Wohnimmobilien zusammen, die mit dem „Grünen Darlehen“ der Bayern finanziert werden.
Mit den ESG-Pfandbriefen hat die Bank damals Neuland betreten. Sie war damit nach eigenen Angaben einer der ersten Emittenten, der Pfandbriefe sowohl nach sozialen als auch ökologischen Nachhaltigkeitskriterien begeben hat. Den weltweit ersten nachhaltigen Pfandbrief hat das Institut bereits 2014 emittiert. Commercial Paper nutzt die Bank dagegen seit geraumer Zeit. Ihre Aufwertung zu einem „grünen“ Geldmarktprodukt ist wiederum Neuland.
Commercial Paper mit Qualitätssiegel
Um eine hohe Qualität der „grünen“ Commercial Paper zu gewährleisten, hat die MünchenerHyp diese mit dem sogenannten STEP-Label ausgestattet. Hinter dem Label steht das European Money Markets Institute, eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Belgien, die unter anderem den wichtigen Referenzzinssatz EURIBOR ermittelt. Mit dem STEP-Label hat sie zudem ein Qualitätssiegel für kurzfristige Schuldverschreibung etabliert, wie sie die MünchenerHyp mit ihren Commercial Paper anbietet. Da die Bank die Grundlagen für diese Zertifizierung jährlich erneuert, sind auch die neuen „grünen“ Papiere schon STEP-konform.
Damit gelten diese zugleich als EZB-fähig. Investoren können sie also zum Beispiel bei Geschäften mit der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheit stellen. Zusätzlich hat die MünchenerHyp die Nachhaltigkeitsratingagentur ISS-oekom damit beauftragt, ihr nun erweitertes „grünes“ Produktportfolio auf den Nachhaltigkeitsprüfstand zu stellen und mit einer sogenannten Second Party Opinion erneut zu bewerten. Als Ergebnis dieser Bewertung steht ein B-, auf einer Skala, die von A+ bis D- reicht. Laut ISS-oekom ist das die zweitbeste Wertung aller 79 Finanzinstitute, die die Ratingagentur auf ihrer Prüfliste hat.