Nachhaltigkeitsthemen für Immobilieninvestoren
Das Thema Nachhaltigkeit ist endgültig bei Immobilieninvestoren angekommen. Während über ökologische und ökonomische Aspekte weitestgehend Einigkeit herrscht, rücken nun Themen wie Compliance und Vergleichbarkeit der angesetzten Maßstäbe immer weiter in den Vordergrund der Betrachtung. Dies zeigt eine Analyse der Ernst & Young Real Estate GmbH (EY Real Estate). Europäische Bestandshalter mit einem Immobilienvermögen von rund 130 Milliarden Euro wurden dazu befragt.
26.09.2013
Die Ergebnisse wurden um Markteinschätzungen aus der Branche ergänzt. "Die Branche steht heute vor allem vor der großen Herausforderung, das Thema Nachhaltigkeit vergleichbar und damit transparent zu machen", sagt Dietmar Meister, Partner bei EY Real Estate und einer der Autoren der Analyse. Besonders die transparente und damit übergreifend vergleichbare Berichterstattung stecke bei vielen Unternehmen immer noch in den Kinderschuhen.
Nachhaltig konzipierte Immobilien sind inzwischen für rund drei Viertel der Umfrageteilnehmer ein fester Bestandteil der Anlagestrategie. "Naturgemäß spielt das Thema Nachhaltigkeit aber in stabilen Märkten wie Deutschland oder der Schweiz eine größere Rolle als beispielsweise in Spanien, Italien oder der Türkei", erklärt Meister. Zertifikate halten dennoch alle Studienteilnehmer für wichtig. "Das wird sich in Zukunft insofern ändern, als eine Zertifizierung immer mehr als gegeben vorausgesetzt werden wird. Mit vielen individuellen Verfahren in den einzelnen Märkten sehen wir diesen Trend heute schon deutlich." Ob sich daraus jedoch bereits ein eigener Markt für zertifizierte Gebäude gebildet hat, bleibt strittig. Nur etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer stimmt dem zu.
Nachhaltigkeitsbetrachtung auf Portfolioebene
Als Grundlage der Portfolioanalyse dienen bestimmte Key Performance Indicators (KPIs). Basierend auf den KPIs werden portfolio- und objektspezifische Optimierungsmöglichkeiten abgeleitet. Der Fokus liegt damit auf dem "umweltgerechten Betreiben" von Immobilien. "Unsere Befragung zeigt, dass dabei dem Energiebedarf der größte Stellenwert beigemessen wird. Nachhaltigkeit wird also immer noch hauptsächlich an ökologischen Faktoren gemessen", zieht Meister ein Zwischenfazit.
Über 80 Prozent der befragten Unternehmen geben an, bereits Nachhaltigkeitskennzahlen in ihrem Portfoliomanagement integriert zu haben. "Daraus dürfen wir aber nicht den Rückschluss ziehen, dass Nachhaltigkeit portfolioumfassend Einzug bei Investoren und Bestandshaltern gehalten hat", so Meister weiter. Viele Unternehmen würden nur für Teile ihres Portfolios Nachhaltigkeitskennzahlen erfassen. Jedes dritte Unternehmen hat gerade maximal 20 Prozent des Portfolios mit Nachhaltigkeitszahlen belegt. Die Ermittlung der ökologischen Kennzahlen und insbesondere die Abbildung der gesamten CO2-Bilanz (ökologischer Fußabdruck) der einzelnen Objekte und somit auch des Gesamtportfolios erweisen sich immer wieder als schwierig. "Die Unternehmen sind bei der Aufgabe, Nachhaltigkeitskennzahlen umfassend zu erheben, oftmals noch in den Anfängen. Die Ergebnisse deuten zwar darauf hin, dass es das Bestreben der Unternehmen ist, die Datenlage kontinuierlich zu verbessern, um daraus Rückschlüsse auf die Portfolio-Performance ziehen zu können. Der Weg dorthin ist jedoch noch lang", fasst Meister zusammen.
Trends innerhalb des Portfoliomanagements
Unsere Analyse zeigt, dass wichtige Bestandteile eines Immobilienportfolios durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren größtenteils günstig beeinflusst werden. Die Befragten heben insbesondere die positiven Effekte auf Nebenkosten und Rendite sowie die Wertsteigerung bei Veräußerungen hervor. Bei den Kriterien "Wirtschaftliche Lebensdauer" und "Investoreninteresse der Immobilien" herrscht hingegen Uneinigkeit. Damit bestätigt sich, dass die Mieter der Motor der Nachhaltigkeitsentwicklungen sind, denn sie profitieren letztendlich auch am stärksten von den "energieeffizienten, umweltgerecht betriebenen" Immobilien. "Insgesamt wird deutlich: Investoren und Bestandshalter bedienen den Trend 'Nachhaltigkeit', um Rendite- und Wertsteigerungen zu generieren. Die Wirtschaftlichkeit ist und bleibt der treibende Faktor", schließt Meister seine Betrachtung ab.