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Energieeffizienz-Label: Platz 1 bleibt frei

Glaubt man den Energieeffizienz-Etiketten auf Waschmaschinen oder Kühlschränken, sind all diese Haushaltsgeräte wahre Verbrauchswunder. Die Spitzenbewertung A+++ ist fast die Regel. Das ändert sich am 1. März 2021. Dann wird EU-weit ein neues Klassifizierungssystem eingeführt. Spitzenbewertungen wird es zunächst nicht mehr geben.

22.02.2021

Energieeffizienz-Label: Platz 1 bleibt frei

Wie energiehungrig ist ein Elektrogerät? Informationen dazu liefern die Ampelfarben der 1994 eingeführten Energieeffizienzlabel auf vielen Verpackungen. Die Gerätehersteller testen den Energieverbrauch ihrer Produkte auf der Basis bestimmter EU-weit gültiger Vorgaben und vergleichen die Ergebnisse mit denen von Referenzgeräten. Verbraucht das Gerät sehr viel weniger als das Vergleichsobjekt, gibt es die beste, verbraucht es deutlich mehr, die schlechteste Note. Energieeffizienzklassen sind nach Einschätzung von utopia.de als erste Orientierung für Verbraucher durchaus sinnvoll, auch wenn die Messungen nicht unabhängig erfolgen.

Bei der Bewertung der Energieeffizienz eines Produktes spielt gemäß der Definition des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie immer auch der beabsichtigte Einsatz eine Rolle. So würde einem Staubsauger sicher mehr Energiehunger zugebilligt als einem Handmixer. Staubsauger tragen seit 2019 allerdings nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs gar kein Energielabel mehr. Bemängelt wurde eine von den Herstellern gewählte, irreführende Test-Methode, die sich „nicht nah genug an dem tatsächlichen Verbraucherverhalten“ orientiere. Der Energieverbrauch wurde nämlich mit leeren Staubsaugerbeuteln ermittelt.

Am 1. März gibt es neue Aufkleber

In diesem Jahr werden sich die EU-Energielabel für alle anderen Geräte deutlich verändern. Der Grund: Die Inflation der Geräte, die die Spitzenbewertung A+++ erreichen. 2017 wurden laut Europäischer Kommission bereits 90 Prozent der verkauften Geräte mindestens mit dem Label A+ ausgezeichnet. Deshalb wurde der Anforderungskatalog verschärft – und zwar so stark, dass die höchste Effizienzklasse A vorerst nicht mehr vergeben werden soll. Produkte mit bisherigen Top-Klassifizierungen werden zurückgestuft: „Ein Produkt der Energieeffizienzklasse A+++ könnte nach der Neuskalierung beispielsweise in die Klasse B eingeordnet werden, ohne dass sich sein Energieverbrauch ändert“, erklärt die Europäische Kommission. Die Hersteller sollen animiert werden, noch effizientere Geräte zu entwickeln.

Im Handel werden die neuen Energielabel ab März 2021 sichtbar. Zunächst erhalten Groß-Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Waschtrockner, Geschirrspüler, Kühl- und Gefriergeräte sowie Weinlagergeräte die neue Kennzeichnung, erläutert der Haushaltsgerätehersteller Bauknecht. Noch bis Ende Februar dürfen alle Geräte nur mit den alten Klassifizierungen angeboten werden, erst dann werden die Verpackungen auf die neue Version „umetikettiert“. Deswegen liefern Bauknecht und viele andere Hersteller ihre Geräte bereits seit einigen Monaten mit Labels in alter und neuer Version aus. Backöfen, Klimaanlagen, Wäschetrockner, Dunstabzugshauben und spezielle Kühlgeräte erhalten dann ab 2022 neue Energielabel.

QR-Code liefert echten Mehrwert

Das neue EU-Energielabel wartet mit einer besonderen neuen Funktion auf: „Der Verbraucher kann über das Gerät, das er kaufen will, künftig viel mehr erfahren, als es bislang der Fall war“, sagt Ralf Diekmann vom TÜV Rheinland, „und zwar über einen QR-Code auf dem Energielabel. Der führt zu einer europäischen Datenbank. Und dort werden zusätzliche Geräte- und Verbrauchseigenschaften hinterlegt.“ Diese neue Datenbank namens EPREL (European product database for energy labelling) soll nach dem Willen der Europäischen Kommission eine Doppelfunktion erfüllen: Sie soll die Transparenz für die Verbraucher erhöhen, aber auch den Marktüberwachungsbehörden die Arbeit erleichtern, führt der Fachverband ZVEI aus. Ein nichtöffentlicher Teil der Datenbank enthält zusätzliche technische und konformitätsrelevante Informationen.

So umfassende Angebote wie EPREL gab es bislang nicht. Das Freiburger Öko-Institut unterhält allerdings mit EcoTopTen eine umfangreiche Online-Datenbank zur Energieeffizienz ausgewählter Haushaltsgeräte. Interessierte finden dort vertiefende Informationen zur Energieeffizienz, zum Energieverbrauch und auch zu den CO2-Emissionen. Hinzu kommen geräteklassenspezifische Angaben wie etwa bei Waschmaschinen der Wasserverbrauch, die Dauer von Waschprogrammen oder die Verringerung des Stromverbrauchs bei halber Beladung. Soweit vorhanden, wird auch die Bewertung des Gerätes durch die Stiftung Warentest aufgeführt.

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Geräte sollen besser repariert werden können

Die neuen Energielabels reihen sich ein in weitere Initiativen der EU-Kommission für nachhaltigere Elektrogeräte: Seit der Überarbeitung der Ökodesign-Richtlinie im Oktober 2019 müssen sich Produktentwickler etwa künftig an zehn Ökodesign-Maßnahmen orientieren. Dazu zählen die bessere Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Geräten, die langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen, der leichte Austausch wichtiger Teile und der Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen. Wichtige Ersatzteile wie Motoren, Pumpen, Türscharniere oder -dichtungen müssen demnach bis zu zehn Jahre nach dem letzten Inverkehrbringen noch erhältlich sein, erklärt die Initiative Hausgeräte +.

Dementsprechend haben viele Hersteller ihren Ersatzteil-Service erweitert. Kunden von Bauknecht oder Beko können beispielsweise per Internet auf ein umfangreiches Ersatzteilangebot zugreifen – von der Waschmaschinen-Trommelrippe bis hin zur Türverriegelung. Auch das Technologieunternehmen Dyson, das im Haushaltsgerätesegment mit Staubsaugern vertreten ist, ermöglicht Interessierten die Online-Recherche nach Austauschteilen. Soweit vorrätig, können die Teile direkt bestellt werden. Wartungs- und Reparaturanleitungen stehen vielfach zum Herunterladen zur Verfügung.

Noch einen Schritt weiter geht Miele. Auch die Gütersloher unterhalten einen Online-Shop mit typischerweise benötigten Ersatz- und Zubehörteilen. Miele-Kunden können sich ausgewählte Zubehörteile aber auch selbst drucken. Das geht mit dem im Mai 2020 gestarteten Service 3D4U – dem laut Miele weltweit ersten Unternehmensangebot dieser Art. 3D4U stellt Konstruktionsdaten als 3D-Druck-Vorlagen zu Verfügung. Kunden können sie sich herunterladen und das entsprechende Objekt auf ihrem 3D-Drucker ausgeben. Zunächst wurden Teile für Staubsauger und Küchenhelfer bereitgestellt. Manche sind sogar personalisierbar.

Staubsauger sind auch ohne Label besonders energieeffizient

Auch wenn Staubsauger derzeit kein EU-Energielabel tragen, werden sie immer energieeffizienter. Dafür sorgt Europarecht. Die maximal zulässige Leistungsaufnahme der „Fussel-Fresser“ wurde durch die EU nämlich 2014 zunächst auf 1.600 Watt beschränkt und 2017 dann sogar auf 900 Watt.

Complete C3 Red EcoLine
Complete C3 Red EcoLine

Strenger als die EU beurteilt die Stiftung Warentest nach eigener Einschätzung die Energieeffizienz von Haushaltsgeräten, weil sie praxisnäher teste. Für Hersteller ist eine Top-Bewertung dort also schwerer zu erreichen. Premium-Anbieter wie etwa Miele schaffen gleichwohl ein „Sehr gut“ für den Stromverbrauch und eine Gesamtnote von 2.0. Dieses Test-Ergebnis erhielt im Januar 2021 der Bodenstaubsauger mit Beutel „Miele Complete C3 EcoLine“. Gute bis sehr gute Einzelbewertungen und eine Gesamt-Note von 2,2 erzielte ein Jahr zuvor auch das beutellose Modell „Miele Blizzard CX1 Efficiency EcoLine“ mit einem 700-Watt-Motor.

Auch Miele-Waschmaschinen entsprechen den strengen Warentest-Anforderungen. Im Oktober 2020 landete der Frontlader „WWD 320 WPS“ ganz vorn bei einem Waschmaschinen-Vergleich. Nach der noch gültigen Klassifizierung trägt das Gerät das Label A+++. Der Test bestätigte laut Miele den im Vergleich mit anderen Test-Teilnehmern geringeren Strom- und Wasserverbrauch. Auch die geringen, auf zehn Jahre gerechneten Betriebskosten von insgesamt 885 Euro hätten zur Gesamtnote von 1,6 beigetragen.

Quelle: UmweltDialog
 

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