Wie nachhaltig ist mein Handy? Vodafone entwickelt Eco-Rating für Mobiltelefone

Kein Handy kann produziert werden, ohne dass Konfliktmineralien wie Coltan oder Zinn eingesetzt werden. Beim Abbau der für die Elektronik wichtigen „Seltenen Erden“ werden ganze Landstriche in China für Menschen unbewohnbar. Nach Gebrauch landen die verwendeten Rohstoffe gemeinsam mit Millionen Tonnen Elektroschrott aus Europa in Afrika oder Asien, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen „recycelt“ werden. Diese Punkte zeigen bereits, dass es beim Betrieb von Handys nicht nur um die neusten technischen Entwicklungen, sondern auch um einen verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Umwelt gehen sollte.

Eine Entwicklung, der sich auch immer mehr Verbraucher bewusst werden: So zeigt eine von der EU-Kommission bereits 2009 vorgestellte Studie, dass 50 Prozent der Deutschen ein Umwelt-Label als wichtige Information beim Kauf von Produkten betrachten - im EU-Durchschnitt sind es immer noch 47 Prozent. Auch das aktuelle Europäische Konsumbarometer belegt diesen Trend: So beabsichtigen mehr als die Hälfte aller Verbraucher, ihre Kaufentscheidung zukünftig an Nachhaltigkeitsaspekten auszurichten. Im Markt für Mobilfunkgeräte führt diese Entwicklung zu strukturellen Anpassungen. Produzenten wie Apple oder Samsung achten zunehmend auf die Produktionsbedingungen ihrer Geräte und mit dem „Fairphone“ kommt im Herbst das erste zu 100 Prozent nachhaltige Handy auf den Markt.

Wie steht es um die Nachhaltigkeit von Handys?

Es muss aber nicht immer der ganz große Bruch sein: Wer heute noch nicht auf sein iPhone oder Samsung Galaxy verzichten möchte, dem bietet Vodafone jetzt mit dem Eco-Rating eine einfache Möglichkeit, den sozialen und ökologischen Fußabdruck seines Gerätes zu überprüfen. Auf einer Skala von eins bis fünf wird dabei ein Durchschnittswert gebildet, der nicht nur den CO2-Fußabdruck oder etwa die Verfügbarkeit von Ersatzteilen abbildet, sondern auch Design, Materialien oder etwa die Lebensdauer des Gerätes berücksichtigt. Entwickelt wurde das Ranking im Auftrag von Vodafone von den international renommierten Prüfungsgesellschaften Bureau Veritas und SKM Enviros. Veritas hat seinen Hauptsitz in Frankreich und ist hauptsächlich auf Life-Cycle-Assessments spezialisiert, die britische Consultingfirma Enviros bewertet Design und Unternehmensperformance.

Design, Lebenszyklus, Unternehmensleistung

Das Eco-Rating geht damit weit über die einfache Produktanalyse hinaus, und berücksichtigt sowohl die Wiederverwendbarkeit der Rohstoffe als auch die generelle Nachhaltigkeitsperformance des Herstellers. Aufgeteilt in die drei Bereiche Öko-Design, Lebenszyklus und Unternehmensleistung verteilen sich 200 Einzelindikatoren, die von den Prüfungsgesellschaften abgefragt werden.

-    Öko-Design: Der Punkt Öko-Design umfasst dabei alle Aspekte, die die Umweltbelastung des Gerätes verringern. Unter anderem wird der Materialeinsatz, die Energieeffizienz oder die voraussichtliche Lebensdauer des Gerätes überprüft.

-    Lebenszyklus: Die hier gewonnenen Werte beziffern den Einfluss des Handys auf Gesellschaft und Umwelt während seiner gesamten Lebensdauer: Angefangen bei der Gewinnung der Rohstoffe, über die Nutzung durch den Verbraucher bis hin zum Recycling und der Entsorgung von Gefahrenstoffen.

-    Unternehmensleistung: Der letzte Punkt bewertet die grundsätzliche Nachhaltigkeitsperformance des Herstellers. Dabei werden die Abläufe innerhalb der Wertschöpfungskette untersucht. Für Maßnahmen, die über die gesetzlichen Bestimmungen und Vodafones ethische Standards für Lieferanten hinausgehen, werden zusätzliche Punkte verliehen.

Alle Ergebnisse basieren auf den Angaben der Hersteller und werden unabhängig ausgewertet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat die Zuverlässigkeit der entwickelten Methode bescheinigt.

Ein Angebot an Kunden und Hersteller

„Mit dem Eco-Rating machen wir Nachhaltigkeit für unsere Kunden sichtbar. Für jedes Handy erkennen Kunden nun auf einen Blick, wie es sich auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt“, sagt Erik Friemuth, Geschäftsführer Consumer Marketing bei Vodafone Deutschland. Die Resonanz in den Niederlanden ist bis zum jetzigen Zeitpunkt positiv. Neben vielen NGOs - wie etwa dem WWF, der Universität Amsterdam oder etwa dem Marktforschungsinstitut GfK - beteiligten sich auch die Verbraucher mit zahlreichen Feedbacks und Anregungen an der Verbesserung des Rankings. Allerdings ist noch nicht abzusehen, ob die Kaufentscheidung der Kunden durch das Eco-Rating tatsächlich beeinflusst wird: „Das Eco-Rating befindet sich noch in der Anfangsphase. Unsere Kunden haben zwar sehr positiv auf das Rating reagiert, dennoch ist es zu früh, um eindeutig sagen zu können, ob sich das Öko-Rating stark auf die Kaufentscheidung auswirkt. Wir werden diese Auswirkung jährlich auswerten“, berichtet Vodafone auf Nachfrage.

Das neue Angebot richtet sich aber nicht nur an Verbraucher. Auch die Hersteller bekommen auf diesem Weg zum ersten Mal ein unabhängiges Ergebnis zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Viele Zulieferer hätten daher die Qualität ihrer Daten in den letzten Jahren verbessert und so auch eine bessere Performance erreicht. Mittlerweile ist das Eco-Rating Teil der standardisierten Routine bei der Einführung eines neuen Produktes.

Übrigens: Die höchste Punktzahl beim aktuellen Eco-Rating erhielt das Nokia C1 - 02 mit 4 Punkten.