Mode

Upcycling von gebrauchter Kleidung: Tipps von „Redesignerin“ Christina Schelhorn

Ihre alte Kaffeetasse hat ausgedient? Ihre Tochter ist aus ihrem Lieblings-Superman-T-Shirt gewachsen? Na prima! Dann nichts wie ran an den Lötkolben, die neue Tassen-Lampe kann kommen. Und auch für Superman gibt es eine Lösung. Dank Designerin Christina Schelhorn.

15.06.2017

Christina Schelhorn, Gründerin des Labels „redesign“.
Christina Schelhorn, Gründerin des Labels „redesign“.

Denn Christina Schelhorn ist der kreative Kopf hinter dem Label „redesign“. Die studierte Kommunikationsdesignerin gründete das Label im Jahr 2009. Ein Jahr später folgte bereits die Eröffnung ihres gleichnamigen Ladens in Hamburg. Mit ihren recycelten Designklamotten gibt sie alter Kleidung eine neues Leben. Und wurde ein wenig berühmt: Christina Schelhorn schaffte es in die Sendung Galileo, entwarf und produzierte Kandidatenoutfits für die Fernsehsendung „1, 2 oder 3“ (ZDF) und arbeitete an einem Fernsehbeitrag über Textilien für die Reihe „Planet E“ (ZDF) mit.

Frau Schelhorn, wie wird man zu einer Upcycling-Expertin?

Christina Schelhorn: Durch jahrelange Erfahrung, durch Ausprobieren und durch meine Neugierde, Neues zu entdecken.

Sie haben Ihre Arbeit bei einem großen deutschen Textilhersteller aufgegeben und fertigen nun recycelte Designkleidung. Warum liegt Ihnen das Projekt so am Herzen?

Weil ich Kleidung nun mal liebe und Mode faszinierend finde, den nachhaltigen Aspekt und die Fairness, was die Produktion anbelangt aber nicht außer Acht lassen möchte. Ich will, dass meine Kleidung im Einklang steht mit Mensch und Natur.

Fertigen Sie die recycelten Designerstücke hauptsächlich aus Umweltgründen?

In erster Linie geht es um den sparsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Trinkwasser, Recycling Mode herzustellen macht aber auch großen Spaß, da es eine kreative Herausforderung ist. Man kann eben nicht aus den vollen schöpfen, sondern muss sich auf das beschränken, was da ist. Den “Vorher-Nachher” Effekt finde ich immer wieder beeindruckend und es ist schön, die neuesten Trends in der Mode aus Textilien herzustellen, die schon mal im Laden hingen. Aber ich finde “nur” die Umwelt schonen eigentlich in der heutigen Zeit mehr als genug!

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Das kommt mit der Zeit von selbst, ich stelle alles, was ich sehe auf den Kopf oder zerlege es in Gedanken in Einzelteile. Ich lasse mich aber auch gerne von Streetwearblogs inspirieren und spaziere manchmal abends via Internet durch die Straßen von London, Paris, Copenhagen und New York.

Das heißt Sie kaufen die Altkleider gezielt ein?

Oft habe ich ein Kleid im Kopf, das ich gerne entwerfen möchte und gehe gezielt auf die Suche, erst mal in meinem riesigen Lager in meinem Atelier, wenn ich da nichts finde gehe ich auf Flohmärkte oder auch mal zum Recycling Hof. Umgekehrt bekomme ich oft Kleidung zugeschickt oder sehe hübsche Muster und überlege dann, was ich daraus machen könnte.

Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit zu der einer klassischen Designerin?

Meine Arbeit unterscheidet sich insofern vom klassischen Design, dass ich nur Einzelstücke bzw. nur sehr limitierte Auflagen von meinen Designs anfertigen kann, da keine großen Stoffmengen vorhanden sind. Unikate zu fertigen macht zwar Spass, ist aber auch sehr aufwendig.

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Wo beschaffen Sie die Altkleider?

Am Anfang bin ich regelmäßig zu einem Hamburger Recyclinghof gefahren, um Kleidung auszusuchen. Da es aber in der Vergangenheit immer wieder Presseartikel und Fernsehberichte über mich gab, bekomme ich mittlerweile sehr viel von Leuten zugeschickt, die ihre Altkleider sinnvoll verarbeitet wissen wollen. Auch Behörden wie die Stadtreinigung Hamburg hat ca. 100 neue Kleidungsstücke an mich abgegeben, als sich das Design für die Kleidung der Angestellten geändert hat.

Mittlerweile habe ich einen Aufnahmestopp, da ich nicht hinterherkomme, die Kleidung zu verarbeiten. Die Beschaffung ist nicht das Problem, sondern eher die Vermarktung, da es von jedem Modell nur eine Größe gibt und viele Menschen die Möglichkeit, sich mit Recycling Kleidungsstücken einzukleiden noch nicht kennen.

Nähen Sie alles selbst?

Ja, im Moment nähe ich alles selbst, wenn die Anfrage groß ist, dann beauftrage ich eine Schneiderin, die für redesign näht.

Zu guter Letzt: Was ist Ihr liebstes „redesign“?

Das wechselt natürlich immer, da ich die neuen Sachen, die ich mache am Spannendsten finde. Im Moment ist es ein ärmelloses Kleid aus einem schwarzen Plisseerock und einem Sportshirt. Es ist sehr elegant und wenn man nicht weiß, dass es sich aus recycelten Kleidungsstücken zusammensetzt, würde man nicht darauf kommen. Aber wenn Sie mir die Frage morgen stellen würden, wäre die Antwort bestimmt eine andere…

Wollen Sie selbst zu einem kreativen Upcycling-Experten werden? Hier finden Sie eine Anleitung zum Patchwork-Shirt und hier für eine Tassen-Lampe.

Quelle: UD/cp
 

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