UN Fashion Industry Charter for Climate Action: Worte in Taten umsetzen
Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme, mit denen unsere Welt heute konfrontiert ist: Es ist entscheidend, den globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf weniger als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Jeder Sektor und jede Branche muss jetzt handeln, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und den zukünftigen globalen Temperaturanstieg zu begrenzen.
07.05.2019
Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren in den Bereichen Nachhaltigkeit und Verantwortung und erlebe schon länger ein wachsendes Interesse an Umweltthemen. Verbraucher, NGOs und Investoren sind immer sensibler für Nachhaltigkeitsfragen geworden. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen haben die soziale Verantwortung der Unternehmen aus politischer und wirtschaftlicher Sicht stärker in den Vordergrund gerückt und die Verbraucher von heute fordern von Marken, dass sie in diesem Bereich führend sind. Auch wenn die Herausforderungen, vor denen wir stehen, enorm sind, haben die Menschen endlich erkannt, dass wir gemeinsam handeln müssen, um Veränderungen herbeizuführen.
Fashion Industry Charter for Climate Action
Als eine der engagiertesten Branchen ist es dem Modesektor im Laufe der Jahre gelungen, Verbraucher auf der ganzen Welt zu inspirieren. Ich glaube, dass wir diese Kraft zum Guten nutzen können, um einen dauerhaften Wandel herbeizuführen.
In den letzten Monaten haben wir gezeigt, dass dies möglich ist. Die Fashion Industry Charter for Climate Action ist ein konkreter Beweis dafür, dass wir gemeinsam Veränderungen vorantreiben können. Die Charta ist ein ganzheitliches Bekenntnis zu Klimaschutzmaßnahmen, das durch die Zusammenarbeit der Modebranche entwickelt wurde. Sie geht über frühere branchenweite Verpflichtungen hinaus und setzt sich ehrgeizige Ziele, um bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen.
Die Charta soll es jeder Marke, unabhängig von ihrer Größe, ermöglichen, ihren Teil zum Schutz des Klimas beizutragen. Das Dokument zeichnet hier einen klaren Weg: Der erste Schritt ist die Umstellung auf erneuerbare Energien. Bereits 2015 haben wir uns verpflichtet, bis 2025 100 Prozent erneuerbare Energien in VF-Anlagen zu beziehen. Heute ist der europäische Teil unserer Gruppe mit 78 Prozent erneuerbarer Energie führend. Aber es gibt noch viel mehr was die Branche tun kann, um die Klimaneutralität zu gewährleisten.
Entscheidend ist die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Ziele. Durch diesen Ansatz werden die Marken aufgefordert zu definieren, wie und wie schnell sie ihre Treibhausgasemissionen reduzieren werden, um sicherzustellen, dass internationale Vereinbarungen eingehalten werden. Bei VF haben wir uns verpflichtet, unsere wissenschaftlich fundierten Ziele bis Ende 2019 zu etablieren.
Wahl der Rohstoffe
Die Wahl der Rohstoffe spielt für die Senkung der Emissionen der Branche eine maßgebliche Rolle, da diese 50 bis 90 Prozent der Umweltbelastung durch die Branche ausmachen. Bei VF glauben wir, dass nachhaltige Materialien von grundlegender Bedeutung für den Erfolg sind. Deshalb haben wir uns verpflichtet, die durchschnittlichen Emissionen unserer Schlüsselmaterialien bis 2025 um 35 Prozent zu verringern. Lösungen wie nachhaltige Baumwolle, recyceltes Polyester und Nylon waren unser Ausgangspunkt. Während unseres Wegs wurde uns jedoch klar, dass wir neue Lösungen finden mussten, um Umweltprobleme anzugehen, indem wir das, was unser Planet uns bereits bietet, nutzen. Aus diesem Grund verwendet The North Face klimafreundliche Wolle für die Produktion von Cali-Wollmützen. Diese Anbaumethode, die auf der Bare Ranch von Fibershed angewendet wird, verwendet landwirtschaftliche Methoden, die nicht nur mehr Kohlendioxid binden als die Ranch emittiert, sondern auch die Bodengesundheit verbessern. Heute ist das ein kleiner Schritt, aber in Zukunft werden die positiven Auswirkungen dieser neuen Materialien einen Unterschied machen.
Das Beispiel Cali-Wolle zeigt, wie Marken ihren Einfluss nutzen und mit ihren Lieferanten zusammenarbeiten können, um sicherzustellen, dass umweltfreundlichere Praktiken in der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt werden. Während meiner Karriere habe ich zudem erlebt, wie der Privatsektor eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer nachhaltigen Umwelt und Wirtschaft spielen kann, indem er auch klar den wirtschaftlichen Nutzen entsprechender Klimapolitik veranschaulicht. Dies beginnt mit Lobbyarbeit und Engagement. Bei VF kommunizieren wir regelmäßig mit Interessengruppen, um unsere Ansichten über die Vorteile einer aggressiven Haltung zum Thema Klima darzulegen, einschließlich reduzierter Energiekosten, des Wachstums neuer Unternehmensbereiche und einer stärkeren nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung.
Verbraucher zu verantwortungsvollem Verhalten inspirieren
Schließlich gibt es noch eine weitere entscheidende Rolle, die die Modebranche spielen muss, um einen dauerhaften Wandel zu gewährleisten: die Verbraucher zu verantwortungsvollem Verhalten zu inspirieren, indem wir unsere Produkte sinnvoller vermarkten. Seit vielen Jahren ist es in unserer Branche üblich, dass die Verbraucher Produkte als Einwegartikel behandeln. Das Ergebnis ist, dass die meisten unserer Kleidungsstücke entweder kaum genutzt in Kleiderschränken hängen oder auf Deponien entsorgt werden, obwohl sie noch eine lange Lebensdauer vor sich hätten.
Hier kommt die Kreislaufwirtschaft, im Englischen „circular economy“ genannt, ins Spiel. Sie liefert ein neues Paradigma des Konsums, das auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit basiert. Zirkuläre Geschäftsmodelle wie Vermietung, „Re-Commerce“ und Abonnements bieten die Möglichkeit, die Umweltbelastung der Produkte zu senken und gleichzeitig die Rentabilität der Unternehmen zu sichern. Sie ermöglichen es uns, bessere Produkte zu entwickeln, die Lebensdauer zu verlängern, Transaktionen in tiefere Beziehungen und Verschwendung in Wert zu verwandeln.
Bei VF haben wir uns auf den Weg gemacht, unsere Verbraucher für die korrekte Entsorgung ihrer unerwünschten Produkte zu sensibilisieren: Rücknahmebehälter sind heute in mehr als 150 The North Face und Timberland-Filialen in ganz Europa verfügbar und in weniger als drei Jahren konnten wir mehr als zehn Tonnen alte Produkte entweder durch Wiederverwendung oder Recycling von der Deponie fernhalten.
Der Weg zur Reduzierung unserer Emissionen ist vorgezeichnet, die Instrumente dafür sind vorhanden und die Unternehmen haben ihre große Bereitschaft gezeigt das zu tun, was zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich ist. Jetzt ist es an der Zeit, Worte in Taten umzusetzen.