Mode

„Cotton made in Africa“ verleiht Baumwolle ein Gesicht

„Qualität ist für uns wichtig“, sagt Hans-Peter Hiemer. Als Managing Director Product & Global Sourcing beim Modeproduzenten sOliver zeichnet er weltweit für Rohstoffeinkauf und Produktion verantwortlich. „Heute“, weiß der Textilexperte, „spielt aber nicht mehr nur die fertige Ware eine Rolle: Auch wie Kleider hergestellt werden, interessiert unsere Kunden zunehmend.“ Deshalb ist sOliver einer der derzeit 15 Partner des Projekts „Cotton made in Africa“ (CmiA).

21.04.2009

Foto: Cotton made in Africa
Foto: Cotton made in Africa
Firmen wie sOliver setzen dazu auf das bordeauxrote Label, das zusätzlich zum Firmenlogo an den Textilien hängt. Bei T-Shirts von sOliver etwa werden gleich in drei Sprachen (englisch, französisch und deutsch) die Vorzüge der CmiA-Textilien erläutert. Baumwolle wird dank dieses Siegels durch definierte Gütemerkmale vermarktbar gemacht. Cotton made in Africa ist ein Projekt der Aid by Trade Foundation (AbTF), die vom Hamburger  Unternehmer  Michael Otto ins Leben gerufen wurde. Ziel der Initiative ist es, der bislang anonymen Ware Baumwolle ein Gesicht zu verleihen. Zum Wohle der Produzenten, der Händler - und der Kunden. Eine klassische Win-Win-Situation, schwärmte Michael Otto bei der Vorstellung.

„Das Label Cotton made in Africa macht afrikanische Erzeugnisse sichtbar und dadurch gezielt nachfragbar und vermarktbar“, sagt auch Stiftungsvorstand Johannes Merck. „Dabei verbindet Cotton made in Africa ökologische und soziale Kriterien mit den preissensiblen Anforderungen des Massenmarktes.“ Das ist wichtig: Der Kunde soll am Regal nicht zur Kasse gebeten werden, um die Unterstützung der afrikanischen Bauern mit einem Preisaufschlag zu finanzieren. Nicht Subvention ist das Geschäftsprinzip, sondern freier Handel am Weltmarkt.

Nachfrage sichert wirtschaftliche und soziale Situation in den Projektgebieten

„Wenn die am Projekt beteiligten Handelsunternehmen nachhaltig erzeugte Baumwolle verstärkt nachfragen“, beschreibt die Stiftung ihr Projekt, „können diese Unternehmen Einfluss auf die Produktionsbedingungen sowie die soziale und wirtschaftliche Situation der Bauern nehmen.“ Das Prinzip: „Eine gezielte Nachfrage nach Cotton made in Africa hilft somit, soziale Schieflagen und Umweltschäden in den Anbauregionen zu bekämpfen und dient gleichzeitig der wirtschaftlichen Entwicklung des jeweiligen Landes.“ Deshalb entstand das solchermaßen unternehmensgetriebene Entwicklungsprojekt. Bauern in Afrika lernen effizientere Landbaumethoden. Die Stiftung schult sie dafür mit Hilfe externer Experten. Zudem müssen alle an dieser Wertschöpfungskette beteiligten Partner - Bauern, Aufkäufer, Verarbeiter und Händler - einen nachprüfbaren Kriterienkatalog einhalten.

Der regelt Mindeststandards für die Produktion: ein Verbot von Kinderarbeit, die Akzeptanz gewerkschaftlicher Aktivitäten, die Ausbildung der Bauern oder eine umweltschonende Bodenbearbeitung wie Fruchtfolgen und einen kontrollierten Pestizideinsatz.

Davon profitieren dann auch die Kunden in den deutschen Läden. Neben der Otto Group mit Firmen wie Otto, Baur, Schwab, Witt und Heine selbst zählen derzeit etwa Tchibo, Puma, Tom Tailor oder Peek&Cloppenburg (Nord) zu den Abnehmern der zertifizierten afrikanischen CmiA-Baumwolle. 2008 schon hatte sOliver erste Textilien aus Cotton made in Africa getestet, „ab April 2009“, verspricht Hans-Peter Hiemer, „wird es die nächsten Produkte geben: In allen drei Linien Frauen, Männer, Jugend.“

Auch Tchibo will die Erfahrungen des vergangenen Jahres nutzen. „Unsere Kunden“, sagt dazu Hamid Dastmalchian, Head of Sourcing Non Food des Hamburger Kaffee-Rösters, „wollen die Möglichkeit, nachhaltige Produkte zu kaufen. Also bekommen sie nachhaltige Produkte.“ Tchibo zählt heute nach Firmenangaben zu den größten Textilhändlern der Republik. 2008 gab es bereits zwei Cotton made in Africa Sales Promotions in den Katalogen der Kaffee-Shops. 2009 sollen es laut Hamid Dastmalchian „zwei, vielleicht auch drei sein“.

Kunden wollen wissen, woher die Textilien kommen

Er spricht dabei aus, was eine Studie von Accenture gerade bestätigte: 85 Prozent der deutschen Verbraucher würden mehr für Kleidung bezahlen, die nachweislich umweltverträglich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Die Umfrage unter 1.013 deutschen Verbrauchern zeige, dass die Kunden durchschnittlich 16 Prozent mehr für solche Kleidung ausgeben würden als für herkömmlich produzierte Mode.

Ein Viertel der Befragten ist sogar bereit, für entsprechend hergestellte Kleidung über 20 Prozent mehr zu bezahlen - und das, obwohl jeder Dritte zukünftig insgesamt weniger Geld für Mode ausgeben will. „77 Prozent der Deutschen würden weniger bis gar keine Produkte mehr ihres bevorzugten Herstellers kaufen“, zitiert Cotton made in Africa aus der Umfrage, „wenn dieser nachweislich nicht nachhaltig produziert.“

„Nachhaltige Produkte sind ein Riesentrend für Einzelhandel und Hersteller“, kommentierten die Experten im Bereich Handel & Konsumgüter bei Accenture dieses Ergebnis. „Wer sein Sortiment um diese Waren erweitert, differenziert sich vom Wettbewerb und kann Kunden hinzugewinnen. Immer mehr Verbraucher wollen die Wahl haben.“

„Das Bewusstsein vieler Verbraucher wandelt sich“, so die einstimmige Expertenmeinung in einer Erklärung des Projekts. „Wer das ignoriert oder für eine kurzzeitige Mode hält, riskiert den Verlust von Kunden und Umsatz.“ Vielmehr sei es ein Muss, den veränderten Verbraucherwünschen zu entsprechen, zieht der Experte Bilanz und unterstreicht damit den Ansatz der Stiftung Aid by Trade Foundation.
Quelle: UD
 
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