Innovation & Forschung

Schiffstaufe des ersten Müllsammelschiffs

Am 25. September war es so weit: Das erste spezialisierte und DNV/GL-zertifizierte Müllsammelschiff der Welt, die Seekuh der Münchner Umweltorganisation One Earth - One Ocean e.V., feierte im Rahmen des 35. Deutschen Seeschifffahrtstages in Kiel ihre Schiffstaufe.

23.09.2016

Schiffstaufe des ersten Müllsammelschiffs zoom

Der von Günther Bonin, dem Gründer der Organisation, entwickelte Spezialkatamaran hat eine Größe von etwa zwölf Mal zehn Metern und wiegt knapp sechs Tonnen. Das Schiff ist zerlegbar und kann per Frachtcontainer zu Einsätzen an jeden Ort der Welt gebracht werden. Für den vollständig durch Spenden finanzierten Bau der Seekuh wurden Mittel in Höhe von etwa einer viertel Million Euro gesammelt. Hauptsponsor ist die Mannheimer Röchling Stiftung. Das Forschungs-, Reinigungs- und Aufklärungsschiff, das auf der Werft von Lübeck Yacht Trave Schiff GmbH gebaut wurde und als Arbeitsschiff DNV/GL-zugelassen ist, wird nach einem Stop am Ausrüstungskai in Lübeck in den nächsten zwölf Monaten an der Ostseeküste und in Hong Kong eingesetzt, wo es neben dem Müllsammeln auch Wasseranalysen vornimmt.

Mehr als 140 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen

Nach einer aktuellen Studie der MacArthur Foundation sollen bis zum Jahre 2050 mehr Plastikteile als Fische in den weltweiten Meeren schwimmen. Bereits heute befinden sich mehr als 140 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen und jedes Jahr gelangen mindestens weitere acht Millionen Tonnen hinzu. Plastikmüll hat eine Lebensdauer von bis zu 450 Jahren und gelangt letztlich als Mikroplastik (kleinste Teilchen) durch die Nahrungsaufnahme der Fische auch in unsere Nahrungskette. Damit schadet Plastik in den Ozeanen nicht nur dem fragilen Ökosystem, sondern insbesondere auch uns Menschen.

Um dieses drängende Menschheitsproblem zumindest ansatzweise zu bekämpfen, hat Günther Bonin vor fünf Jahren das Konzept der "maritimen Müllabfuhr" entwickelt, bei dem der Plastikmüll von Spezialschiffen aus dem Meer gefischt und wiederverwertet wird. Die Seekuh, die für den Einsatz in küstennahen Regionen und Flussmündungen konzipiert ist, ist nun das erste seetaugliche Forschungs-, Reinigungs- und Aufklärungsschiff des Konzepts.

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Von der Idee zum fertigen Schiff

Mehr als drei Jahre hat es gedauert, die Seekuh von einer visionären Idee Günther Bonins zur Wirklichkeit werden zu lassen. Das Spezialschiff ist weltweit einmalig. Die Katamaranform ermöglicht es bei einem Tiefgang von nur 60 Zentimetern, zwischen den beiden Rümpfen eine Netztkonstruktion ins Wasser abzusenken, mit der der Plastikmüll bis in eine Tiefe von zwei Metern herausgefischt wird.

Damit sich keine Lebewesen in den Netzen verfangen, fährt die durch zwei Außenbordmotore à 63 PS angetriebene Seekuh in Schrittgeschwindigkeit. So können Fische rechtzeitig ausweichen. Die zwei Außenborder ermöglichen aber auch eine gute Manövrierfähigkeit des bei voller Beladung mit Müll bis zu elf Tonnen schweren Schiffs in Häfen. Die erste Seekuh ist für küstennahe Regionen und Flussmündungen konzipiert und hat alle nötigen Zertifikationen als Arbeitschiff wie DNV/GL, Berufsgenossenschaft See, BSH etc.

In Ländern mit hohem Müllaufkommen im Wasser kann sie mit ihren Netzen täglich mehrmals zwei bis drei Tonnen sammeln oder bei hohen Verunreinigungen am Strand den Müll nach dem Baggerprinzip direkt an Land schieben. Später sollen "Hochseekühe" - autark durch Wind- und Sonnenenergie angetrieben - auf hoher See selbständig Plastikmüll einsammeln.

Mit der Taufe der Seekuh im Rahmen des 35. Deutschen Seeschifffahrtstages auf dem "Fest am Meer" ist der erste wichtige Schritt getan. Im Anschluss kehrt die Seekuh wieder zum Ausrüstungskai nach Lübeck zurück, um die elektronischen Geräte zu installieren und den Ausbau fertig zu stellen. In 2017 soll die SK einige Monate in Honk Kong eingesetzt werden, ehe sie im Sommer 2017 an der deutschen Ostsee Wasserproben analysiert und Müll sammelt.

"Ich bin sehr stolz, nach fünf Jahren der Überzeugungsarbeit nun endlich die Seekuh fertig und im Wasser zu haben, um die Öffentlichkeit auf das dringende Problem des Plastikmülls und des Marine Littering hinzuweisen", erklärte Günther Bonin, Gründer und Entrepreneur des Vereins One Earth - One Ocean e.V. "Mein großer Dank gilt all jenen, die mich und meine Idee über Jahre begeitet, unermüdlich geholfen und nicht zuletzt Geld bezahlt haben, um diese Projekt Wirklichkeit werden zu lassen."

Quelle: UD/pm
 

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