Ein Haus für Innovationen
Idee plus Markterfolg gleich Innovation! Wie Unternehmen diesen Prozess managen können, weiß Angela Hengsberger. Sie arbeitet bei LEAD Innovation und berät Unternehmen in Sachen Innovationsmanagement.
07.08.2020
UmweltDialog (UD): Frau Hengsberger, viele gute Ideen landen am Ende doch nur in der Schublade. Was braucht es, damit aus Ideen schließlich doch innovative Produkte oder Services werden?
Angela Hengsberger: Unabhängig davon, welche großartigen Ideen Entwickler haben, ist generell der entscheidende Erfolgsfaktor für Innovation der Kunde. Denn nur, wenn der Markt eine Idee für ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung annimmt, spricht man überhaupt von Innovation.
Das haben wir unter anderem für die Firma Danone analysiert. Das Ergebnis der Studie: 90 Prozent der neuen Produktideen, die man im Supermarkt kaufen konnte, waren nach Ablauf eines Jahres wieder aus dem Kühlregal verschwunden, weil die Verbraucher sie nicht gekauft haben. Deswegen ist es im Innovationsmanagement immer sehr wichtig, den Kunden einzubinden.
UD: Sie sind Expertin auf dem Gebiet des Innovationsmanagements. Klären Sie uns auf: Woran erkennt man ein innovatives Unternehmen?
Hengsberger: Ein innovatives Unternehmen erkennt man an den vier Bestandteilen eines ganzheitlichen, strategischen Innovationsmanagements. Wir haben dazu ein Modell entwickelt, das wir „House of Innovation“ nennen. Demnach bilden die Innovationskultur und die Struktur die Grundlage und das Fundament des Innovationsmanagements. Darüber liegt der Innovationsprozess mit seinen Methoden, der den Rahmen des Innovationsmanagements ausmacht. Das Dach bildet die jeweilige Strategie, nach der sich alle Innovationsaktivitäten ausrichten.
UD: Das klingt kompliziert. Können Sie uns das näher erklären?
Hengsberger: Die Strategie gibt an, welche Innovationsziele ein Unternehmen erreichen will. Wo will es in den nächsten fünf bis zehn Jahren innovationstechnisch stehen? Was sind die Trends und die Treiber, die das Unternehmen und den Markt beeinflussen? Durch den Innovationsprozess wird aus einer anfänglichen Idee eines Mitarbeiters am Ende ein marktreifes Produkt. Für diesen Prozess benötigt man die richtigen Methoden und Tools, durch die die Mitarbeiter überhaupt Ideen entwickeln und weiterverarbeiten können.
Nach meiner Erfahrung ist in einem typisch deutschen mittelständischen Unternehmen der Bereich Forschung und Entwicklung strukturell für das Innovationsmanagement verantwortlich. Also dort, wo man täglich an neuen Ideen arbeitet. Es macht aber auch Sinn, das Innovationsmanagement als eigenständige Institution in einem Unternehmen zu sehen, die als Koordinator funktioniert. Dabei kümmert sich ein Innovationsmanager darum, dass eine Innovationsstrategie steht, der Prozess designt wird und die Mitarbeiter Ideen entwickeln können.
UD: Wie das?
Hengsberger: Ein Innovationsmanager dirigiert die an neuen Ideen arbeitenden Mitarbeiter so, dass Unternehmen deren kreatives Potenzial ausschöpfen können. Beispielsweise organisiert er Kreativworkshops oder sorgt für die entsprechenden Fortbildungen der Kollegen. Er hat außerdem relevante Trends und Treiber im Blick.
UD: Was macht eine Innovationskultur aus?
Hengsberger: Eine gute Innovationskultur erkennt man an den Parametern „dürfen“, „können“ und „wollen“. So müssen Unternehmen zunächst den Angestellten ermöglichen, dass diese an Innovationen arbeiten dürfen. Google etwa stellt seinen Mitarbeitern dafür 25 Prozent ihrer Arbeitszeit zur Verfügung. Beim „können“ geht es darum, dass man die Mitarbeiter kontinuierlich schult und sie dazu befähigt, an Innovationen zu arbeiten. Schlussendlich muss man bei den Mitarbeitern aber auch eine intrinsische Motivation dafür wecken.
UD: Auch beim Innovationsmanagement gilt: „You can only manage, what you measure”. Welche Kennzahlen sind relevant, um die Innovationstätigkeit eines Unternehmens zu messen?
Hengsberger: Es gibt eine Vielzahl von Innovationskennzahlen, die man maßgeschneidert für das eigene Unternehmen auswählen sollte. Zwei davon passen allerdings auf jedes Unternehmen: Das sind zum einen die Innovationsrate und zum anderen die Innovationsquote.
Die Innovationsrate stellt die Innovationstätigkeit in Beziehung zum Umsatz des Unternehmens. Da sie den Umsatz der Innovationen misst, gibt sie darüber Auskunft, ob Neuentwicklungen am Markt erfolgreich sind oder nicht. Die Innovationsquote zeigt, wie wichtig einem Unternehmen Innovationen sind, da sie deren Anzahl mit dem gesamten Sortiment in Beziehung setzt. Vielen
UD: Dank für das Gespräch!