Wie Molkereizentren die Milchwertschöpfung verbessern
Unternehmerische Verantwortung bezieht sich nicht nur auf das eigene Umfeld, sondern auch auf die vorgelagerten Lieferanten. Wie man hier konkret helfen kann, zeigt das Unternehmen Tetra Pak: Mit seinem Know-how bei Lebensmittelverarbeitung, -verpackung und -vertrieb unterstützt es seine Kunden beim Aufbau von Molkereizentren in Entwicklungsländern. Die Abnehmer der Milch erhalten dadurch qualitativ hochwertigere Ware und die Bauern sichern sich ihren Absatzmarkt und damit ihre wirtschaftliche Perspektive.
11.05.2016
Entwicklungsländer wie Bangladesch verfügen über eine lange Tradition in der Milchproduktion. Allerdings fehlt es vielerorts an der nötigen Infrastruktur, um das Erzeugnis vor Ort zu sammeln und sicher gekühlt weiterzuverarbeiten. So geht viel Milch bereits in den ersten Schritten der Lieferkette verloren: „Vor Einrichtung der Molkereizentren hatten die Bauern zwei Wahlmöglichkeiten: ihren Milchüberschuss selbst auf dem Markt anzubieten oder an einen Zwischenhändler zu verkaufen, der die Produkte von vielen Kleinproduzenten sammelt und ein Fahrrad als Transportmittel nutzt“, erklärt Morgan Tinnberg, International Dairy Expert von Tetra Laval, dem Tochterunternehmen von Tetra Pak mit Spezialisierung auf Milchwirtschaft. „Das war jedoch sehr unsicher: Manchmal wurde viel gekauft, manchmal wenig oder gar nichts.“
Win-Win-Situation
Seit 2012 ist Tinnberg damit beschäftigt, die Molkereizentren in Bangladesch aufzubauen. Diese beruhen auf einem ganz einfachen Konzept: Eine bestimmte Anzahl von Dörfern mit Kleinbauern und Kühen werden mit einem milchverarbeitenden Betrieb wie etwa dem Lebensmittelhersteller PRAN vernetzt. Dieser richtet Sammelstationen mit Kühltanks ein, zu denen die Bauern zweimal täglich ihre Milch bringen. Daraus entsteht eine Win-Win-Situation: Die Bauern profitieren von einer zuverlässigen Infrastruktur, über die sie ihre Milch vertreiben, während das Unternehmen zuverlässige Quellen lokal produzierter Milch erschließt und mehr Kontrolle über seine Lieferkette erhält. Insgesamt konnte PRAN so seine Produktion von 70.000 Litern auf 200.000 Liter am Tag steigern.
Die Molkereizentren erhöhen darüber hinaus die Lebensmittelsicherheit, da in den Sammelstellen die Milch schnell gekühlt und in isolierten LKWs abtransportiert wird. Das System beseitigt außerdem das Verunreinigungsrisiko, etwa durch den Kontakt mit verschmutzten Behältern oder durch das Panschen der Milch mit Wasser durch den Zwischenhändler. Zudem verkürzt es die Zeit, bis die Ware beim Verarbeiter eintrifft.
Das Leben verbessert sich
Da sich PRAN dazu verpflichtet hat, die gesamte Milch in den Molkereizentren aufzukaufen, erhalten die Bauern ein regelmäßiges Einkommen: „Als ich mit der Arbeit in Bangladesch begann, konnten sich nur etwa zwölf Prozent der liefernden Bauern auf die Milchproduktion als Haupteinkommensquelle verlassen“, sagt Tinnberg. Jetzt seien es über 60 Prozent. Das monatliche Nettoeinkommen sei auf über 240 US-Dollar gestiegen (vorher 70 - 90 US-Dollar).
Auch erhalten die Bauern Tipps, wie sie ihr Geschäft erweitern und ihre Produktivität steigern können. Dabei spielt die richtige Tierhaltung eine entscheidende Rolle: „Man darf nicht gleich zu Anfang den Kauf neuer Melkmaschinen verlangen. Zuerst geht es um die Versorgung der Kühe“, rät Tinnberg. „Verbesserte Fütterungsmodelle steigern die Produktivität ohne zusätzliche Kosten – die Bauern erkennen sofort, dass sie davon profitieren, wen sie den Rat befolgen.“
In Planung
In Bangladesch existieren mittlerweile drei Molkereizentren, zwei weitere sind bis zum Jahr 2017 geplant: „Wenn sie die Vorteile selbst erfahren haben, werden die Bauern zu Verfechtern des Modells und erzählen es ihren Kollegen.“ Tetra Pak unterstützt ähnliche Projekte in Nicaragua, Sri Lanka und im Senegal.
Milchnachfrage
Aufgrund des Bevölkerungswachstums, zunehmenden Wohlstands und steigender Urbanisierung wird in Afrika, Asien und Lateinamerika die Nachfrage nach Milch steigen. Da sich Tetra Pak zufolge die Milchwirtschaft langfristig mit einer ständigen Lücke zwischen Angebot und Nachfrage konfrontiert sieht, spielen Projekte zur Optimierung der Milchwertschöpfungskette und Produktivitätssteigerung eine wichtige Rolle, um das Versorgungsdefizit zu vermindern.