Interface sagt dicker Luft den Kampf an
Alle reden vom Feinstaub draußen, obwohl die Luftqualität in Innenräumen oft nicht weniger schlecht ist. Eine Ursache sind sogenannte VOCs, flüchtige organische Verbindungen, die aus allerlei Alltäglichem ausdünsten, aus Teppichen zum Beispiel. Der Nachhaltigkeitspionier Interface verbannt die VOCs jetzt aus seinen Teppichfliesen.
06.05.2019
Das hat das US-Unternehmen mit Deutschlandsitz in Krefeld Mitte März bei der Vorstellung seiner neuen Teppichfliesen-Kollektion mit dem Namen „Conscient“ mitgeteilt. Die neue Fliese basiert auf einer Kombination aus Grobgarn und biobasiertem Garn, die so miteinander verwoben sind, dass die VOCs-Konzentration in der Luft und die Anzahl kleinster Staubteilchen nach Angaben des Unternehmens reduziert wird.
Dicke Luft würgt Produktivität ab
Unabhängige Stellen bestätigen das. Das Prüflabor Gesellschaft für Umwelt und Innenraumanalytik aus Mönchengladbach hat die Feinstaubpartikel-Rückhaltung laut Interface mit einer Gold-Zertifizierung ausgezeichnet. Außerdem erfüllt die Kollektion die Anforderung des WELL Building-Standards für Bodenbeläge. Das Zertifizierungssystem für Gesundheit und Wohlbefinden in der Architektur wurde vom International WELL Building Institute entwickelt und wird nach dessen Angaben heute in über 1600 Projekten angewendet.
Jan Peter van Deutekom, bei Interface Product Portfolio Director, sagt, die neue Fliesen-Kollektion sei ein Beitrag, um die Raumluftqualität zu verbessern und das dies sich auch positiv auf die Produktivität von Menschen auswirke. Wo die Luft „dick“ sei, sinke die schließlich. Van Deutekom: „Untersuchungen des World Green Building Councils sprechen von acht bis elf Prozent.“ Weiterer Pluspunkt der Fliesen: Der sehr hohe Anteil recycelter und biobasierter Materialien in allen Produkten der Linie. Laut Interface liegt die Quote bei insgesamt 87 Prozent.
Öko-Innovationen am laufenden Meter
„Conscient“ – englisch für gewissenhaft, französisch für bewusst – bewirbt Interface als „weiteren Meilenstein in der Entwicklung von Produkten, die keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben“. Und tatsächlich kann das Unternehmen schon einige Öko-Innovationen vorweisen: Klimaneutrale Bodenbeläge zum Beispiel und sogar eine erste Konzeptfliese, die mehr CO2 speichert als während der Herstellung abgegeben wird. Möglich macht‘s ein neues, auf pflanzlichem Kohlenstoff basierendes Material, das kluge Köpfe in den Interface-Laboren ersonnen haben.
Ray Anderson, der 2011 verstorbenen Interface-Gründer, hätte das sicher erfreut. Denn mit der Nachhaltigkeit meinte der es ziemlich ernst. Anderson hat früh die negativen Folgen der Abhängigkeit von petrochemischen Rohstoffen in der Produktion erkannt und daraufhin beschlossen, Interface zum weltweit ersten komplett nachhaltigen Unternehmen zu machen. Eine Ambition, die sich nicht nur in den Produkten der Amerikaner wiederfindet, sondern genauso in ihrer Wirtschaftsweise.
Sauber gewirtschaftet
Beim Umbau des Unternehmens in Richtung Nachhaltigkeit muss sich Interface jedenfalls nicht verstecken. Die CO2-Emissionen der eigenen Fertigungsanlagen hat der Konzern nach eignen Angaben seit 1996 um satte 92 Prozent senken können, den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte um immerhin die Hälfte. 2017 wurden bereits 88 Prozent des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt. Ab 2020 sollen nur noch Wind, Sonne und andere regenerative Quellen angezapft werden.
Interface will indes nicht nur den Klimawandel entschleunigen. Erklärtes Unternehmensziel ist es, die Erderwärmung „zurückzudrehen“. Durch Produkte wie die erwähnte Teppichfliese mit negativem CO2-Fußabdruck, die ihrerseits Teil der größeren Klimaschutzstrategie „Climate Take Back“ des Konzerns ist. Mit ihr eröffne man eine „neue Perspektive“, heißt es auf Unternehmenswebsite, „die Kohlenstoff nicht als Problem, sondern als Chance betrachtet“.
„Cool Carpet“ fürs Klima
Solange Kohlenstoff noch ein Problem ist, gleicht Interface die Klimawirkungen seiner Produktion durch freiwillige Zahlungen an Nachhaltigkeitsprojekte aus. Das Programm läuft unter dem Namen „Cool Carpet“ und umfasst nach Unternehmensangaben den gesamten Lebenszyklus der Teppichböden: Von der Rohmaterialbeschaffung, über Herstellung, Transport, Gebrauch, Pflege bis hin zur Entsorgung oder dem Recycling. Käufer eines solchen Produkts erhalten mit ihrem Teppich ein Zertifikat über die kompensierten Klimagasmengen. Das gilt auch für die neue Concient-Kollektion.