Tröpfchen für Tröpfchen gegen Trockenheit
Déjà-vu: Der US-Bundesstaat Kalifornien erleidet erneut heftige Waldbrände. Ein Grund: Der Klimawandel und die stärker werdende Trockenheit, die Wälder wie Zunder brennen lässt. Ideen, wie sich der Wasserknappheit im Sonnenstaat begegnen lässt, hat die im hessischen Maintal ansässige NORMA Group.
07.11.2019
Die Unternehmensgruppe – ein klassischer „Hidden Champion“, der sich als internationaler Markt- und Technologieführer für komplexe Verbindungstechnik etablieren konnte – hat eine hocheffiziente Lösung für das Wassermanagement entwickelt, mit dem die Gruppe bereits eine große Wohnanlage in Kalifornien versorgt. Das vor Ort eingesetzte Tröpfchenbewässerungssystem verbraucht den Angaben zufolge bis zu 60 Prozent weniger Wasser als herkömmliche Systeme.
Dura Flo HD: robust, wartungsarm, vielseitig
Hinter dem System mit dem Markennamen „Dura Flo HD“ verbirgt sich eine hochbelastbare Tropfleitung, die die NORMA Group speziell für kommerzielle Anwendungen entwickelt hat. Das Tröpfchenbewässerungssystem besteht aus dickwandigem Polyethylen, ist damit äußerst robust und wartungsarm und taugt zur Bewässerung von Blumenbeeten ebenso wie für Baumringe oder Fahrbahnen.
Erfolgreich erprobt haben es die Hessen in einem neuen Wohnbauprojekt in den Hügeln Südkaliforniens. Die in sich geschlossene Anlage umfasst über 1.200 Häuser, 188 Eigentumswohnungen sowie eine Schule und einen öffentlichen Park und bietet den Residenten zahlreiche digitale Dienste: Rechnungen lassen sich in den „Smart Living Homes“ online begleichen, Gärtner und Reinigungskräfte per Internet buchen.
230 Kilometer Hochleistungs-Tropfleitung verlegt
Die Norma Group hat das Areal mit ihrem „Dura Flo HD“ ausgestattet. Unterm Strich wurden dafür über 230 Kilometer Hochleistungs-Tropfleitung verlegt, um Pflanzen und Büsche an den trockenen Hängen dauerhaft und möglichst effizient zu bewässern. Während bei einer herkömmlichen Sprühkopfbewässerung viel Wasser versprüht wird, aber nicht punktgenau bei den Pflanzen ankommt, wirkt die Dura-Flo-HD-Leitung deutlich präziser.
Möglich machen das sogenannte Emitter, die mit einem integrierten Labyrinth die ausgebrachte Wassermenge begrenzen, sie so präzise ausbringen und gezielt zu den Pflanzen lenken. Dem Grün erleichtert das die Wasseraufnahme, es kann tiefer wurzeln, was sich wiederum positiv auf die Fähigkeit der Pflanzen auswirkt, auf natürliche Weise Erosion und Erdrutschen vorzubeugen.
Antworten auf globale Megatrends
Dr. Michael Schneider, Vorstandsmitglied der NORMA Group, sagt, mit der ständigen Verbesserung der Wassermanagement-Lösungen trachte man nicht nur danach, „den weltweit steigenden Bedarf an effizienter Wasserversorgung zu decken“. Sie seien auch eine Antwort der Unternehmensgruppe auf den globalen Megatrend Ressourcenknappheit, der umweltverträgliche Lösungen verlange, die sich auch wirtschaftlich rechneten, wie eben das „Dura Flo HD“-System.
Auch für die NORMA Group rechnet sich das Geschäft mit nachhaltigen Lösungen fürs Wassermanagement. Während Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr 2019 insgesamt zurückgingen, konnte das weltweit tätige Unternehmen in der Region Amerika spürbar zulegen. Hier wuchs der Umsatz von Januar bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent auf 237,3 Millionen Euro. Insbesondere im Bereich Wassermanagement verzeichnete die Gruppe ein starkes Wachstum.
Zukunftsmärkte Elektromobilität und Wassermanagement
Negativ spürten die Hessen vor allem das schwächelnde globale Autogeschäft. Als wichtiger Industrieausrüster mit starkem Fokus auf den Automobilsektor durchläuft der Konzern wie seine Wettbewerber derzeit eine Transformation weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität. Vorstandsmitglied Michael Schneider blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Mit dem Fokus „auf die Zukunftsmärkte Elektromobilität und Wassermanagement sind wir weiterhin gut aufgestellt, um künftig von den globalen Megatrends zu profitieren“.
Einen Großauftrag für ihre E-Zukunft konnte sich die Gruppe jüngst sichern: Ende September gaben die Hessen bekannt, ab dem Jahr 2020 für einen führenden Batteriehersteller Leitungssysteme für das Thermomanagement von Batterien zu entwickeln. Die Systeme helfen unter anderem dabei, die Reichweite der Fahrzeuge zu erhöhen und sollen in den Elektrofahrzeugen eines „großen internationalen Automobilherstellers“ zum Einsatz kommen, wie NORMA mitteilte. Den Angaben zufolge werden bis 2025 rund 400.000 E-Pkw mit den Systemen der Gruppe ausgerüstet.