Evonik entwickelt PEEK-Biomaterial für Medizintechnik
Evonik hat ein neues osteokonduktives Polyetheretherketon (PEEK) für die Medizintechnik entwickelt, das die Fusion zwischen Knochen und Implantaten verbessert.
12.10.2020
Mit dem neuen Biomaterial führt das Spezialchemieunternehmen gleich eine neue Produktlinie der nächsten Generation von PEEK-basierten Implantatmaterialien ein, die unter dem Markennamen VESTAKEEP Fusion vertrieben werden. Evonik stellte das neue Produkt zum ersten Mal Anfang Oktober auf der virtuellen Eurospine vor.
Mehr Lebensqualität durch schnellere Knochenheilung
Die osteokonduktiven Eigenschaften des neuen PEEK-Materials wurden durch den Einsatz eines funktionellen Spezialadditivs – zweiphasigen Kalziumphosphats (englisch biphasic calcium phosphate, BCP) - erzeugt und sorgen für eine schnellere Anhaftung von Knochenzellen am eingesetzten Implantat. Auf diese Weise wird die grenzflächige Fusion, die sogenannte Osteointegration, zwischen dem Knochen und dem Implantat positiv beeinflusst. Dies begünstigt folglich eine schnellere Einheilung und Rekonvaleszenz.
Als erstes Biomaterial der neuen Fusion-Produktlinie von Evonik überzeugt VESTAKEEP iC4800 durch seine hervorragenden mechanischen Eigenschaften, die dem menschlichen Knochen ähnlich sind. Wie alle anderen Hochleistungskunststoffe auf Basis von PEEK für die Medizintechnik bildet auch das neu entwickelte Biomaterial keine Artefakte in bildgebenden Verfahren, wie Röntgen oder MRT, besitzt aber einen natürlichen Bildkontrast auf Röntgenaufnahmen. Die verwendeten Additive sorgen zudem für einen natürlichen Schatten, der eine genaue Platzierung und Beobachtung des Fusionsprozesses ermöglicht.
Entwicklung kundenspezifischer Biomaterialien
„Die Einführung der neuen Produktlinie VESTAKEEP Fusion markiert einen wichtigen Schritt in der strategischen Weiterentwicklung unseres Portfolios. Dabei greifen wir auf unser jahrzehntelanges Expertenwissen in der Polymerchemie sowie das weltweite Innovations- und Produktionsnetzwerk von Evonik zurück. Auf dieser Basis können wir Patienten ein einzigartiges Produkt anbieten und deren Lebensqualität deutlich verbessern“, sagt Marc Knebel, Leiter des Marktsegments Medical Systems bei Evonik.
Neben VESTAKEEP iC4800 wird Evonik seinen Kunden innerhalb der neuen PEEK-Fusion Produktlinie die Entwicklung weiterer exklusiver, kundenspezifischer Materialien mit bioaktiven Eigenschaften als sogenannte VESTAKEEP Fusion Select Produkte anbieten. Sie werden aus einer Bibliothek etablierter osteokonduktiver Substanzen bei enger Einbeziehung der Kundenseite entwickelt.
Sehr gute Verarbeitungseigenschaften im Spritzguss
VESTAKEEP Fusion wurde mit Bedacht auf die Verarbeitung in unterschiedlichen Fertigungstechnologien entwickelt und wird zunächst als Granulat und Halbzeug angeboten. Man kann es, wie alle bisherigen PEEK-Produkte, wie gewohnt fräsen, formpressen sowie extrudieren.
Darüber hinaus lässt sich das neue osteokonduktive PEEK-Biomaterial von Evonik in bewährter Weise spritzgießen. Es wurde speziell so designt, dass die funktionalen Additive an der Oberfläche verfügbar sind und es zu keiner Filmbildung kommt. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Kunststofftechnikspezialisten Samaplast konnte Evonik die Verarbeitungseigenschaften von VESTAKEEP Fusion mittels Spritzguss anhand erster Prototypen von Wirbelsäulenimplantaten zeigen und dokumentieren.
Die Polymerexperten von Evonik prüfen außerdem die Möglichkeit, ein 3D-druckfähiges VESTAKEEP Fusion Filament der nächsten Generation von PEEK zu entwickeln, das in der additiven Fertigung mittels der Fused Filament Fabrication (FFF) Technologie verarbeitet werden könnte.
Metallfreie Alternative zu Titan-, Edelstahl- oder Kobalt-Chrom-Implantaten
Die neue Produktlinie mit osteokonduktiven Eigenschaften erweitert das bestehende Portfolio an Biomaterialien von Evonik für Implantate mit dauerhaftem Körperkontakt und stellt eine metallfreie Alternative zu Titan-, Edelstahl- oder Kobalt-Chrom-Implantaten dar.
Evonik ist seit mehr als 20 Jahren der weltweit führende Hersteller von Hochleistungskunststoffen für die Medizintechnik. Das Spezialchemieunternehmen bietet ein umfangreiches Portfolio an Biomaterialien, die für die Fertigung von Medizinprodukten mit temporärem sowie dauerhaftem Körperkontakt genutzt werden können.