„Spielen ist viel mehr als nur Spielen“
24 Teile und über 1.000 verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten: Das Spielzeug BUDDI bietet Kindern viel Raum für Kreativität. Vom ersten Prototyp bis hin zum fertigen Produkt war es aber ein „verrückter“ Weg, wie die Erfinder Tobias Leonhardt und Mathis Reck im Gespräch mit UmweltDialog erzählen.
17.01.2020
UmweltDialog: Im ersten Teil des Interviews habt ihr erzählt, was BUDDI alles kann. Zum Beispiel lässt er sich aus 24 Teilen selbst zusammenbauen. Durch was habt ihr euch für die verschiedenen Bauteile inspirieren lassen?
Mathis Reck: Im Vordergrund stand für uns hier eine ausgewogene Mischung der Mechanismen in den Elementen, um interessante Kombinationen zu ermöglichen. Außerdem haben wir durch Umfragen versucht herauszufinden, welche Spiele und Spielzeuge in der Kindheit am liebsten genutzt wurden. Neben der häufigen Erwähnung von LEGO wurde auch gemeinsames Spielen auf dem Spielplatz oder Basteln aufgezählt. Und Spielzeuge wie Puppen, Kreide oder Seile als Begleiter. Psychologisch sind diese Dinge als sehr wertvoll zu betrachten, denn Spielen ist viel mehr als nur Spielen. Spielen ist Lernen, durch die Vielfalt der Spielmöglichkeiten entwickeln Kinder ihre Persönlichkeit und die Grundlage für das spätere Lernen in Schule und Beruf. Um die für uns passenden und spannendsten Mechanismen zu finden, die ein ergebnisoffenes Spiel ermöglichen, beschäftigten wir uns mit einer Vielzahl an Produkten. Eieruhren und Knack-Frösche wurden auseinander gebaut und kleine Spielzeuge wie Yo-Yos und Lupen, die wir als Kinder bei uns trugen, wurden gesammelt. Die ersten Prototypen sahen damals noch aus wie verrückte Puppen.
Tobias Leonhardt: Zu dieser Zeit haben wir natürlich auch versucht herauszufinden, was die Kinder denn wirklich nutzen und spielen. Natürlich haben wir viele Eltern und Kinder befragt, aber wir wollten auch auf neue, eigene Erkenntnisse stoßen. Das war nicht immer leicht. Wir haben versucht auf Spielplätzen zu beobachten, was die Kinder bei sich tragen – eine etwas seltsame Situation, sich so auf die Lauer zu legen. Aber gerade diese Forschung brachte uns dem BUDDI näher. Wir sahen zum Beispiel ein Kind, das zu seiner Mutter rannte, eine kleine Kiste nahm, damit wieder zu seinen Freunden rannte und voller Stolz eine kleine Murmel aus der Kiste nahm. Diese wurde dann von allen Seiten bewundert und voller Freude auf einem Trampolin springen gelassen. Für uns ein faszinierender Anblick und eine Bestätigung, dass etwas nicht nur „cool“ sein muss, sondern Kindern die Dinge mit eigenen, anderen Augen sehen und ihnen eine Bedeutung geben, sei es auch noch so abstrakt.
Reck: Daraufhin haben uns zusammengesetzt und alle möglichen Spielarten gesammelt. Ergeben haben sich daraus für die Elemente des BUDDIs verschiedene Prinzipien – kleine Helfer, Lage, Klang und Abenteuer. Die kleinen Helfer bieten die Möglichkeit, in Spiele integriert zu werden, wie zum Beispiel die Leine, über die sich super springen lässt und sich danach wieder zusammenrollt. Oder der Timer, mit dem man genau weiß, wie lange man noch warten muss, bin man endlich die anderen Kinder suchen darf. Das Kind wird zum Spielführer, bekommt Informationen oder erfindet neue Spiele.
Auf eurer Projektwebsite kann man alle Prototypen, die vor BUDDI entstanden sind, bewundern. Wie schwierig war der Weg bis BUDDI so wurde, wie ihr es euch vorgestellt habt? Auf welche Probleme seid ihr gestoßen?
Leonhardt: Es war eine verrückte Reise bis hier hin. Wir haben gemeinsam am Projekt gearbeitet und konnten nur noch an den BUDDI denken. Dazu kommt, dass wir beide Perfektionisten sind und keine Details unbeachtet lassen wollen. Die größte Aufgabe im Gestaltungsprozess war wohl die Integration der Mechanismen in den BUDDI. Da wir durch die Größe des BUDDIs, die wir aus ergonomischen Gründen so gestaltet haben, nur einen sehr begrenzten Raum zur Verfügung haben, heißt das, nicht nur der Kompass muss darin Platz finden, sondern auf gleichem Raum auch ein Aufnahmegerät oder der Zähler. Als Gestalter folgen wir dem Grundsatz „form follows function“, aber beim BUDDI hat auch schon die Form eine Funktion, nämlich die tragbare Größe. Viele Iterationen im Designprozess und bei der Ausgestaltung der CAD-Modelle haben zwar viel Schweiß gekostet, aber dafür gesorgt, dass nun alles untergebracht ist und die einzelnen Elemente des BUDDIs eine einheitliche, durchdachte Formsprache mit sich bringen. Die finalen Prototypen, die daraus entstanden sind, waren die Mühe wert.
Warum habt ihr euch mit BUDDI beim James Dyson Award beworben? Was habt ihr euch von der Bewerbung erhofft?
Reck: Der Dyson-Award war für uns schon immer ein ganz besonderer Award. Denn hier wird nicht nur nach optischen Kriterien bewertet, worauf Gestalter heutzutage leider oft reduziert werden. Die Produkte, die dort eingereicht und geehrt werden, lösen Probleme. Verkäuflichkeit allein reicht nicht, um sich durchzusetzen. Ein Mehrwert muss bestehen. Diesem Grundsatz sollten, aus unserer Sicht, alle Produkte folgen.
Leonhardt: Für uns war es natürlich auch wichtig, unser Projekt auf die Probe zu stellen. Wir wollten wissen, ob es auch der scharfen Beobachtung der hochqualifizierten Jury des Dyson-Award standhält. Umso glücklicher sind wir über die Auszeichnung als nationaler Gewinner, das gibt uns einen zusätzlichen Motivationsschub für die Weiterentwicklung des BUDDIs.
Was hat sich für euch denn seit dem Award geändert? Wie sehen eure Zukunftspläne für BUDDI aus?
Reck: Der Dyson-Award hat uns natürlich mediale Aufmerksamkeit verschafft – zum Beispiel dieses Interview! Und das hoffen wir nutzen zu können, denn momentan befinden wir uns mitten in der Gründungsphase. Wir, mittlerweile zu dritt, wollen den BUDDI auf den Markt bringen, und stecken momentan unsere volle Kraft in das Projekt. Gerne kann sich jeder, der sich für den BUDDI interessiert, auf unserer neuen Homepage weiter informieren, wir freuen uns über alle Zuschriften oder Kommentare!
Und abseits von BUDDI: Habt ihr noch mehr solcher spannenden Ideen?
Leonhardt: Super Frage zum Abschluss, und die Antwort lautet: Ja! Durch unsere Arbeit am BUDDI haben wir noch viele andere Ideen gesammelt, die zwar noch in der Schublade stecken, wir aber unbedingt umsetzen wollen. Und wer weiß, vielleicht fließen diese Ideen ja schon in nächster Zeit in den BUDDI mit ein. Lasst euch überraschen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Zum ersten Teil des Interviews gelangen Sie hier.