Silphie verändert Papier
Die Papierbranche leidet unter Rohstoffmangel. Bereits seit längerem sucht sie nach alternativen Materialien für die Papierproduktion. Als besonders vielversprechend entpuppt sich zusehends die Donau-Silphie. P&G und OutNature, eine Marke von PreZero, sind eine transformative Zusammenarbeit eingegangen, um Verpackungen aus Silphie-Papier in den Markt einzuführen.
14.12.2021
Von UmweltDialog
Bereits seit Längerem suchen Papierhersteller nach Alternativen zum Rohstoff Holz. Als vielversprechend erweisen sich dabei Ansätze, den Holzzellstoffanteil im Papier zu reduzieren und dabei durch den Einsatz bspw. von Agrarreststoffen neue Faserstoffalternativen zu erschließen Beispielsweise gibt es Projekte, bei denen Gras, Algen-Extrakte oder Pflanzenreste wie etwa Ananas-Abfälle genutzt werden.
Silphie wird in einem geschlossenen Kreislauf verarbeitet
Als ein ökologisch besonders vorteilhafter Papier-Rohstoff erweist sich zusehends die Donau-Silphie. Angebaut wird die gelbblühende Korbblütlerpflanze regional. Die gesamte deutsche Anbaufläche wird mit etwa 8.000 Hektar angegeben.
Die mehrjährige Silphie ist aus mehreren Gründen eine gute Wahl. Ihre Herstellung geschieht nämlich laut dem baden-württembergischen Landesportal Bioökonomie BW in einem geschlossenen, regionalen Kreislauf. Die geernteten Pflanzen werden in einer Steam-Explosion-Anlage so vorbehandelt, dass die in der Silphie enthaltene Zellulosefasern – mit 50 Prozent ist ihr Anteil sehr hoch – abgesondert werden. Der Rest wird dann in Biogasanlagen weiterverarbeitet. Was nach der Gärung in den Biogasanlagen übrigbleibt, geht als Dünger wieder zurück auf die Silphie-Felder.
P&G und OutNature bilden „Strategische Transformative Partnerschaft“
Den nächsten Schritt bei der Verbreitung von Silphie-Papier geht OutNature nun mit Procter & Gamble (P&G). Beide Unternehmen haben zu diesem Zweck eine „Strategische Transformative Partnerschaft“ begründet und wollen bei der Weiterentwicklung von Silphie-Papier nachhaltige Primär- und Sekundärverpackungen entwickeln und erfolgreich am Markt etablieren. Einem ersten Praxistest hat P&G das Silphie-Papier bereits unterzogen. Für die Gillette Rasierer sowie Always Binden wurden drei verschiedene Verkaufsdisplays entworfen. Die besonderen Gillette Verkaufs-Aufsteller sind ab Mitte Dezember im Laden zu sehen. Die Always Aufsteller folgen im Januar 2022.
P&G und OutNature betrachten Silphie-Papier als besonders ressourcenschonendes Verpackungsmaterial, das als Vorbild für Verpackungen dienen kann. Dies betonten Dietmar Böhm, Geschäftsleiter von PreZero, und Jürgen Dornheim, Director Corporate Packaging Innovation & Sustainability bei Procter & Gamble, beim Deutschen Nachhaltigkeitstag am 2. und 3. Dezember 2021 im Rahmen des Themenforums Kreislaufwirtschaft 3.0. Die Zusammenarbeit zu Silphie-Papier wurde im Rahmen der Keynote von Astrid Teckentrup und Thomas Kyriakis vorgestellt.
Fraunhofer UMSICHT bestätigt gute Ökobilanz
Die grundsätzlich gute Ökobilanz von Silphie-Fasern bestätigt auch Fraunhofer UMSICHT. Gerade bei der Klimawirkung, dem Ressourcenverbrauch und der Landnutzung sieht es das Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik gegenüber holzbasiertem Zellstoff im Vorteil. Die Energiepark Hahnennest GmbH hebt wiederum den Beitrag von Silphie-Feldern zur Biodiversität hervor – gerade im Vergleich zu intensiv angebautem Mais. Es würden nur wenige Herbizide und Pestizide eingesetzt, die Pflanze ist insektenfreundlich. Wegen ihrer tiefen Verwurzelung und der ständigen Bodenabdeckung verhindere die Pflanze außerdem Bodenerosion und trage zur Verbesserung der Humusschicht bei.
Nachhaltige Verpackungen? P&G geht voran
Procter & Gamble (P&G) ist davon überzeugt, dass Verpackungen immer nachhaltiger werden müssen und es in großen Schritten weiter auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft geht. Dabei geht der Konsumgüterhersteller voran. In der „Ambition 2030“ hat P&G im Jahr 2018 ehrgeizige Verpackungsziele festgelegt und das Tempo seitdem kontinuierlich gesteigert. Bis 2030 sollen alle Verpackungen recycelbar sein oder wiederverwendet werden können. Zugleich soll 50 Prozent weniger Neukunststoff verwendet und durch Post Consumer Rezyklat (PCR) ersetzt werden. Wo es geht, wird in Papier statt Kunststoff verpackt. Auch bei der Entwicklung neuartiger Packstoffe geht P&G voran.
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