Business Case

American Dream bei ALDI Süd?

Ein deutsches Unternehmen in Amerika: Bereits 1976 eröffnete ALDI Süd die erste Filiale in den USA. Mittlerweile gibt es mehr als 2.100 Geschäfte des Discounters in 38 Bundesstaaten – Tendenz steigend. Aber warum ist das Konzept, das so gar nicht amerikanisch ist, in den USA so erfolgreich?

04.12.2023

American Dream bei ALDI Süd?
ALDI U.S. Frontansicht Filiale in Chicago

Kleines Sortiment, viele günstige Eigenmarken, schlichte Einrichtung und eine simple Präsentation der Produkte in den Transportkisten: Das Discounter-Konzept ist in Deutschland schon seit Jahrzehnten sehr gewinnbringend. Laut Handelsdaten des Forschungsinstituts EHI erwirtschaftete der gesamte Lebensmitteleinzelhandel hierzulande im Jahr 2022 etwa 195 Milliarden Euro netto, davon fielen allein 88,5 Milliarden Euro auf die Discounter. Und auch im Ausland kommen Lidl, Penny, Aldi und Co. gut an. Weltweit sprießen neue Filialen von deutschen Unternehmen aus dem Boden. Lidl ist beispielsweise in 31 Ländern mit ca. 12.000 Märkten vertreten. Damit ist das Unternehmen derzeit ganz oben, was die Auslandexpansion insgesamt angeht. In den USA sieht das aber anders aus, denn hier hat ALDI Süd die Oberhand. Während Lidl dort rund 170 Filialen vorweisen kann, stehen von ALDI Süd über 2.100 Geschäfte in den Städten und Vororten der USA – das sind mehr als in Deutschland (hierzulade hat ALDI Süd ca. 2.000 Filialen).

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ALDI U.S. auf Wachstumskurs

Die erste Filiale in den USA eröffnete ALDI Süd bereits 1976 im Bundesstaat Iwoa. 2011 folgte dann der erste ALDI-Markt in New York. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits mehr als 1.100 Filialen des Unternehmens in 31 Bundesstaaten. Und noch in diesem Jahr ging der Händler eine Großübernahme an: Im August verkündete ALDI, die amerikanischen Supermarktketten Winn-Dixie und Harveys Supermarket vom Konkurrenten Southeastern Grocers zu übernehmen. Insgesamt gewinnt der Discounter so 400 Märkte neu dazu. Ein Teil der Filialen wird unter dem bisherigen Namen weitergeführt, der Rest soll zu ALDI-Filialen umgewandelt werden. Schon im ersten Halbjahr 2024 will ALDI die Übernahme abschließen. „Diese Transaktion unterstützt unsere langfristige Wachstumsstrategie in den USA“, zitiert das Handelsblatt Jason Hart, CEO von ALDI US. Bereits vor der Übernahme hatte das Unternehmen angekündigt, 120 neue Märkte in den USA eröffnen zu wollen und so bis Ende 2023 etwa 2.400 Filialen zu betreiben. Damit ist ALDI U.S. der am schnellsten wachsende Lebensmittelhändler in den USA, und zwar bereits das dritte Jahr in Folge, schreibt das Handelsblatt und beruft sich auf Berechnungen des Immobiliendienstleisters JLL.

Während ALDI Süd in die USA, Großbritannien sowie Australien und seit 2017 auch nach China expandiert, fokussiert sich Aldi Nord auf europäische Länder wie zum Beispiel Frankreich, Belgien und die Niederlande. Außerdem gehört die ehemals amerikanische Marke Trader Joe's zu Aldi Nord.

Günstiger als die Konkurrenz

ALDI U.S. Obst und Gemüsezoom

Vor allem die niedrigen Preise treiben die amerikanischen Kundinnen und Kunden zu ALDI. „Die Preise sind der reinste Wahnsinn“, zitierte der Tagesspiegel eine Kundin bereits 2011 zur Eröffnung der ersten ALDI-Filiale in New York. Sie gehe kaum noch in ihren früheren Supermarkt, denn bei ALDI sei alles halb so teuer. Auch heutzutage hat sich daran nicht viel geändert. Zwar sind die Kosten für Lebensmittel in den USA im Jahr 2022 um rund zwölf Prozent gestiegen. Trotzdem ist beispielsweise Obst und Gemüse bei ALDI immer noch zwischen 20 und 40 Prozent günstiger als bei anderen Lebensmittelhändlern, berichtet Business Insider und beruft sich dabei auf Branchenzahlen und die Nachrichtenagentur Reuters.

Günstige Preise gehören – genau wie in Deutschland – zum Konzept von ALDI U.S. Derzeit gibt es zum Beispiel eine Spar-Aktion pünktlich zu Thanksgiving und den Feiertagen. So sind saisonale Festtagsartikel und einige Alltagslebensmittel um bis zu 50 Prozent reduziert. Kundinnen und Kunden könnten durch die Ersparnisse drei Gäste mehr am Festtagstisch begrüßen, gibt ALDI U.S. an. Das Unternehmen setze auf Einfachheit und Effizienz und biete den Kundinnen und Kunden das ganze Jahr über gute Produkte zu niedrigsten Preisen. Daher sei ALDI einer der am schnellsten wachsenden Einzelhändler in den USA.

Ein deutsches Einkaufserlebnis in den USA

Einfachheit und Effizienz, das bedeutet bei ALDI U.S. ein ähnliches Einkaufserlebnis wie in den Filialen in Deutschland (eine Fotostrecke, wie es in einem ALDI-Markt in den USA aussieht, finden Sie bei Business Insider). So müssen sich die Kundinnen und Kunden beispielsweise einen Einkaufswagen für 25 US-Cent leihen. In den USA ist das eher unüblich, denn normalerweise gibt es Personal, das die Einkaufswagen ausgibt und wieder wegräumt. Auch an der Kasse fehlen – wie in den USA eigentlich Usus – die Angestellten, die die Einkäufe einpacken. Stattdessen räumen die Kundinnen und Kunden ihre Einkäufe selbst am besten in mitgebrachte Tüten ein. Wer keine dabei hat, kann sie an der Kasse erwerben. Das spart Personal und damit Kosten.

Die Läden sind mit einer durchschnittlichen Größe von etwa 2.000 Quadratmetern im Vergleich zu üblichen US-Supermärkten (Walmart-Märkte sind im Schnitt mehr als 13.000 Quadratmeter groß, inklusive Büros und Lager) eher klein. Dementsprechend stehen auch weniger Produkt zur Auswahl. Mehr als 90 Prozent der verfügbaren Artikel sind Eigenmarken, die nach Angaben von ALDI U.S. auch um bis zu 50 Prozent günstiger sind. „Wir können Ihnen nicht versprechen, dass Sie zehn verschiedene Varianten des gleichen Artikels finden, aber wir können Ihnen versprechen, dass Sie die besten Produkte zum besten Preis finden werden“, heißt es von dem Unternehmen.

Die ALDI Finds bei ALDI U.S.zoom
Die ALDI Finds bei ALDI U.S.

Darüber hinaus gibt es mit den „ALDI Finds“ wöchentlich wechselnde und begrenzt verfügbare Artikel, wie beispielsweise Haushaltswaren, Spielzeug oder auch Textilien. Die Einzelhandelsexpertin Suzy Monford vergleicht diese Artikel mit einer Schatzsuche: „Wenn wir einkaufen gehen, sind wir auf Nahrungssuche, wir jagen und sammeln. Wir wollen eine kleine Überraschung und Freude, und das ist Aldi damit sehr gut gelungen“, wird sie von Business Insider zitiert.

Nachhaltigkeit ALDI Süd international

Für die gesamte ALDI Süd Gruppe hat Nachhaltigkeit hohe Priorität. Mit der globalen „Vision 2030“ hat sich das Unternehmen vorgenommen, „nachhaltiges Einkaufen für alle leistbar“ zu machen. Dabei fokussiert sich der Lebensmitteldiscounter auf die vier Bereiche Menschenrechte, Ressourceneffizienz, Zero Carbon und Arbeitgeber erster Wahl zu sein. Nationale Schwerpunktbereiche ergänzen die Strategie. So arbeitet ALDI US unter anderem daran, Verpackungen zu reduzieren, die Produkte aus verantwortungsvollen Quellen zu beschaffen und Müll zu reduzieren. Außerdem will der Discounter bis 2025 seine Treibhausgasemissionen um 26 Prozent verringern (den aktuellen Progress Report finden Sie hier). „Wir haben uns ehrgeizige, wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die uns dabei helfen sollen, die positiven Auswirkungen, die wir bereits auf die Ressourcen unseres Planeten und die von ihnen abhängigen Menschen haben, zu beschleunigen“, sagt Jason Hart: „Wir sind sehr stolz auf die Fortschritte, die wir bei der Verwirklichung dieser Ziele gemacht haben, während unsere Produkte gleichzeitig erschwinglich bleiben, damit auch Sie nachhaltiger leben können.“

Quelle: UmweltDialog
 

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