Vom Altreifen zur Kuh-Matratze
Mit VESTENAMER hilft Evonik Stoffkreisläufe von Gummi nachhaltig zu schließen. Das einzigartige Prozessadditiv ermöglicht es, Altgummi zu einem robusten Werkstoff effizient zu verarbeiten, aus dem beispielsweise Komfortprodukte für Nutztiere hergestellt werden.
06.07.2018
Ein bizarres Bild bahnt sich an: Eine Milchkuh liegt entspannt auf Altreifen und genießt den Komfort. Das Wohlbefinden des Tieres resultiert in höherer Produktivität; der Bauer freut sich über gestiegene Milchproduktion. Zugegeben, es sind nicht direkt die ausgedienten Altreifen, auf denen die Kuh liegt. Doch kann Altgummi zu einem aus ökologischer Sicht wertvollen Werkstoff verarbeitet werden, aus dem etwa Komfortmatten für Nutztiere gefertigt werden. Diese simulieren Liegebedingungen in Ställen, die denen auf der Weide ähnlich sind.
„Eine Kuh verbringt unter natürlichen Bedingungen etwa 60 Prozent ihrer Zeit liegend. Im Liegen steigt der Blutfluss zur Milchdrüse um bis zu 30 Prozent und ermöglicht eine erhöhte Milchsynthese“, erklärt Dr. Winfried Heimbeck, Experte für Ruminant Nutrition bei Evonik. „Je mehr Komfort eine Kuh also im Stall genießt und dadurch mehr Zeit im Liegen verbringt, umso produktiver wird sie. Verlängert man die Liegezeit einer Kuh um eine Stunde, kann sie bis zu 1,5 Kilogramm mehr Milch am Tag produzieren.“
Schmerzen beim langen Liegen dagegen die Gelenke, ruht eine Kuh im Stehen. Dies reduziert die Wiederkäutätigkeit und die Aufnahme von Wasser und Nahrung. Spezielle Kuh-Matratzen steigern das Wohlbefinden von Kühen, indem sie den Liegekomfort verbessern, Verletzungen an den Sprunggelenken vorbeugen und wärmedämmend wirken.
Mehr Effizienz bei Gummirecycling
Damit eine Kuh-Matratze über eine Lebensdauer von mehreren Jahren hinweg genug Komfort spendet, muss sie aus einem sehr robusten Material gefertigt werden, dem das enorme Gewicht des Tieres und die Feuchtigkeit im Kuhstall nichts anhaben können. Auf der anderen Seite darf die Kuh-Matratze unter der schweren Last nicht verrutschen, leicht zu reinigen sein und doch federnd wirken. Kuh-Matratzen aus recyceltem Altgummi erfüllen all diese Anforderungen. Für die richtige Leistungsbalance des wiedergewonnenen Werkstoffs sorgt das Prozessadditiv VESTENAMER von Evonik.
Beim Recycling von Altgummi ist der Zusatz des Additivs eine bereits bewährte Anwendung, um etwa aus dem wertvollen Reststoff Gummiartikel wie Bodenbeläge, Matten oder Standsysteme von Baustellenbeschilderungen und Absperrungen herzustellen.
„Als Prozessadditiv verbessert VESTENAMER die Fließfähigkeit der Gummimischung, wodurch der Werkstoff viel effizienter verarbeitet werden kann. Zudem sind die Reaktivität und der Polymeraufbaudes Additivs wesentlich, denn beide führen zu einer guten Netzwerkdichte zwischen den Gummipartikeln. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die mechanischen Eigenschaften des Produkts aus“, erklärt Dr. Peter Hannen, Market Development Manager für VESTENAMER. „In anderen Worten erhöht das Prozessadditiv von Evonik beim Gummirecycling sowohl die Wirtschaftlichkeit des Verarbeitungsprozesses als auch die Qualität der Gummiteile.“
Signifikante Reduzierung des CO2 Fußabdrucks
Geschlossene Kreislaufwirtschaft von Gummi entschärft zudem die zunehmende Altreifenproblematik. Im Jahr fallen weltweit etwa 19,3 Millionen Tonnen Altreifen an – davon mehr als 3,6 Millionen Tonnen allein in Europa.
Die Verwendung von Gummigranulat gewinnt zunehmend an Bedeutung und hat vielfältige Anwendungen wie Straßenbau, Sport- und Spielplätze oder neue Gummiprodukte. Vor 20 Jahren wurde beispielsweise allein in Deutschland noch mehr als die Hälfte der anfallenden Altreifen der energetischen Verwertung zugeführt, während nur etwa jeder zehnte Altreifen für die stoffliche Verwertung zu Granulat verarbeitet wurde. Letzteres liegt mittlerweile mit der energetischen Verwertung auf Augenhöhe. So bekommt heute durchschnittlich jeder dritte Reifen in Deutschland ein zweites Leben als Wertstoff „Gummigranulat“ – und das freut nicht nur die Kühe.
VESTENAMER ist ein seit Jahren in der Gummiindustrie eingesetztes Prozessadditiv von Evonik. Das im Chemiepark Marl hergestellte Polyoctenamer löst eine Reihe unterschiedlicher Herausforderungen bei der Compoundierung und Verarbeitung von Gummi; es wird zudem als Hilfsmittel bei der Wiederverwertung von Altgummi eingesetzt.