BMW: Closed Loop für Rohstoffe aus Hochvoltbatterien
Auf den Straßen weltweit fahren immer mehr Elektroautos. Das bedeutet nicht nur einen höheren Bedarf an Hochvoltbatterien und entsprechender Materialien, sondern zugleich ein vermehrtes Aufkommen an Alt-Batterien. Die BMW Group will eine Kreislaufwirtschaft für Rohstoffe aus Hochvoltbatterien etablieren und arbeitet dafür mit dem Anbieter von innovativen Technologie-Lebenszykluslösungen SK tes zusammen.
03.02.2025
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Von UmweltDialog
Wer sich heute ein E-Auto kauft, kann damit etwa acht bis zehn Jahre fahren, bis die Leistung der Batterie nachlässt und unter 70 Prozent Restkapazität fällt. „Leistungsfähige Lithium-Ionen-Akkus halten mindestens 1.000 komplette Ladezyklen“, informiert der TÜV Nord. Danach wird es langsam Zeit für eine neue Batterie. Aber was passiert eigentlich mit der alten? Bei der BMW Group zum Beispiel können die Alt-Batterien einfach zurückgegeben werden. Bereits heute bietet das Unternehmen allen Kundinnen und Kunden von batteriebetriebenen Fahrzeugen eine kostenfreie Rücknahme der Hochvoltspeicher an. Ziel der BMW Group ist es, das Hochvoltbatterie-Recycling zu industrialisieren und massentauglich zu machen.
Tatsächlich rückt das Recycling von Hochvoltbatterien in der gesamten Automobilindustrie immer stärker in den Fokus. Denn Traktionsbatterien, wie sie in Elektrofahrzeugen eingesetzt werden, enthalten wertvolle, aber endliche Rohstoffe. Dazu gehören Lithium, Kobalt und Nickel. Die Deutsche Rohstoffagentur (Dera) prognostiziert – angesichts der steigenden Nachfrage unter anderem nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen –, dass sich die Gesamtnachfrage nach Lithium bis 2030 um den Faktor vier bis acht erhöhen könnte. Die Wiedergewinnung dieser Materialien aus ausrangierten Batterien wird also immer relevanter.
Vom Recycling zum Closed Loop
„Die Förderung von Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges strategisches Thema für die BMW Group“, sagt Nadine Philipp, Hauptabteilungsleiterin Nachhaltigkeit Lieferantennetzwerk bei der BMW AG. „Dabei spielt die Entwicklung kreislauffähiger Produkte, die Erhöhung von Sekundärmaterialien in unseren Bauteilen und das Schließen von Kreisläufen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Und durch Kreislaufwirtschaft erhöhen wir gleichzeitig auch unsere Resilienz in der Lieferkette.“
Mehr darüber, wie die BMW Group die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft fördert, um Ressourcen zu schonen und die CO2-Emissionen zu senken, erfahren Sie im UmweltDialog-Interview „Unser Anspruch ist es, Rohstoffe möglichst lang im Kreislauf zu halten“.
BMW arbeitet daher seit Ende 2024 mit SK tes, einem Anbieter von innovativen Technologie-Lebenszykluslösungen, zusammen. Bei der langfristig angelegten Partnerschaft geht es aber um mehr als das reine Recycling. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen einen geschlossenen Kreislauf für Batterie-Rohstoffe erreichen. Ab sofort werden nicht mehr verwendbare Hochvoltbatterien aus Entwicklung, Produktion und Märkten der BMW Group in Europa an SK tes geliefert, wodurch der erste Schritt zu einer effektiven und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft geschaffen wird. SK tes als Partner wandelt die Altbatterien dann in qualitativ hochwertige Metalle um, die wieder in den Batterieherstellungsprozess einfließen.
Wie funktioniert der Recyclingprozess?
Als erstes werden nicht mehr verwendbare Hochvoltspeicher über koordinierte Rücknahmeprozesse gesammelt und weitertransportiert. Das praktiziert die BMW Group bereits mit anderen Fahrzeugteilen. Dadurch stellt das Unternehmen sicher, dass Speicher aus den Werken, aus Forschungseinrichtungen und von den Händlern sicher und koordiniert dem Recyclingprozess bei SK tes zugeführt werden. Bei dem Technologieunternehmen angekommen, wird aus den Alt-Batterien sogenannte Schwarzmasse hergestellt. Dafür erfolgt zunächst die mechanische Zerkleinerung, bei der die Metalle in der Schwarzmasse konzentriert werden. Anschließend werden die wertvollen Materialien Nickel, Lithium und Kobalt in einem hocheffektiven chemischen Prozess, der sogenannten Hydrometallurgie, zurückgewonnen. Die Qualität der recycelten Rohstoffe wird dabei stetig geprüft. Der finale, chemische Herstellungsprozess (die Hydrometallurgie) erfolgt analog der Primärrohstoffe. So sollen sich unterschiedliche Qualitäten nahezu ausschließen lassen.
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Ihr neues Leben finden diese Sekundär-Rohstoffe schließlich wieder bei der BMW Group, denn sie sollen unter anderem für die neue Antriebsgeneration GEN 6 verwendet werden. Damit das reibungslos funktioniert, arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen. Die BMW Group ist direkt in die praxisnahen Recyclingprozesse involviert und spielt wertvolle Erkenntnisse in die Entwicklungsabteilungen zurück. Die Partnerschaft ist auf das optimale Zusammenspiel der Kompetenzen des Partners SK tes und der eigenen Expertise der BMW Group ausgelegt.
Eine auf die Zukunft ausgelegte Partnerschaft
Für den innovativen Batterierecyclingprozess hat SK tes bereits mehrere Nachhaltigkeits- und Innovationspreise gewonnen, darunter als „Sustainability Service of the Year“ der Business Intelligence Group und den Apex Award des UN Global Compact. Und das Unternehmen ist gut für die Zukunft aufgestellt. „Die BMW Group hat sich für SK tes als Partner entschieden, weil dessen Kapazitäten den erwarteten Bedarf für die nächsten Jahre decken“, sagt Ralf Hattler, Senior Vice President Customer Support der BMW AG. „Die Recyclingprozesse können bei steigendem Bedarf auch erweitert werden.“
Bereits 2022 hat das Unternehmen in China einen geschlossenen Kreislauf für die Wiederverwendung von Rohstoffen aus Hochvoltbatterien durch die BMW Brilliance Automotive Joint Venture (BBA) aufgebaut. Die Partnerschaft mit SK tes war nun der nächst-logische Schritt. „Der Aufbau eines Closed Loop mittels einer Kooperation mit Kompetenzträgern aus dem Recyclingumfeld ist eine große Investition in die Zukunft der BMW Group“, so Hattler. Bis 2026 soll dieser geschlossene Kreislauf auch auf die Region USA-Mexiko-Kanada ausgeweitet werden.