Digitalisierung + KI

KI: „Mensch bleibt oberste moralische Instanz“

Künstliche Intelligenz wird die Welt so stark verändern wie die Einführung des Handys – wenn nicht noch stärker, davon ist Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, überzeugt. Was das aus ethischer Sicht bedeutet, diskutierte er Ende Juni bei der WirtschaftsWoche-Veranstaltung „Morals & Machines“ mit Expertinnen von IBM und Microsoft in Berlin.

18.07.2018

KI: „Mensch bleibt oberste moralische Instanz“
Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, bei der WirtschaftsWoche-Veranstaltung Morals and Machines.

Die passende Umgebung für ein moralisches Thema: In der St. Elisabeth Kirche in Berlin lud die WirtschaftsWoche ein, um über die Folgen der Digitalisierung für unsere Gesellschaft zu diskutieren. Bereits am Vorabend war Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast und sprach mit Miriam Meckel, Herausgeberin der WirtschaftsWoche, über die europäische Strategie zu Künstlicher Intelligenz. Der nächste Vormittag begann mit dem Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari („Homo Deus“). Am Nachmittag diskutierte Markus Haas mit Deborah Harrison, Entwicklerin von Cortana bei Microsoft, sowie mit Martina Koederitz, Global Industry Managing Director bei IBM, über konkrete Anwendung von digitaler Technik und künstlicher Intelligenz in Unternehmen.

Diversität und Transparenz wichtige Erfolgsfaktoren

Nachdem die Vorrednerin Joy Buolamwini per Video ihre Studie vorstellte, nach der schwarze Frauen weniger häufig von Gesichtserkennung korrekt erkannt würden, konfrontierte die Moderatorin Astrid Maier die Runde mit diesen und weiteren wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen über den Nutzen und die Grenzen von Künstlicher Intelligenz. IBM und Microsoft hätten mittlerweile viele zusätzliche Erfahrungen gesammelt und würden inzwischen treffsicherer im Einsatz der Technologie sein. Martina Koederitz betonte, dass sie ihre Algorithmen mit noch mehr Daten füttern und ebenso wie Microsoft setzen sie auf gemischte Teams, um die Diversität zu erhöhen.

Auch Markus Haas hat nach eigenen Ausführungen aus der Vergangenheit gelernt. Führte die Berichterstattung über die Analyse von anonymisierten Mobilfunkdaten 2012 noch zu Widerstand, habe eine große Informationsoffensive des Unternehmens dazu beigetragen, dass die Menschen besser verstehen, was Telefónica mit ihren Daten mache und welchem Zweck das dient. „Wir berechnen aus den Daten anonymisierte Bewegungsströme und diese helfen beispielsweise der Verkehrsplanung oder der Emissionsreduktion“, so Haas. Datenanalyse und KI seien mittlerweile fester Bestandteil der Unternehmensstrategie: „Dabei ist essenziell: Jeder kann selbst über die Verwendung seiner Daten entscheiden – und natürlich auch nein sagen.“ Diese Datensouveränität für den Einzelnen sei auch ein wichtiger Bestandteil des Digitalen Manifestes, das die Telefónica Gruppe Anfang Juli veröffentlichte. Das Manifest sei ein Wegweiser in die Zukunft mit dem Ziel, den Nutzen der Digitalisierung allen Menschen zugänglich zu machen, betont Markus Haas.

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Sinnvoller Einsatz künstlicher Intelligenz in Unternehmen

Ein weiteres positives Beispiel für den Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz ist Watson Health von IBM. Die Technologie helfe z.B. Krebsarten frühzeitig zu erkennen und schlägt Therapiemaßnahmen vor. Dies sei aber kein Produkt, betont Koederitz, sondern ein Service. „Bei IBM sind wir zwar Experten für Künstliche Intelligenz, aber kein Pharmaunternehmen, kein Arzt oder Automobilhersteller.“ Für die Entwicklung arbeite IBM deshalb eng mit Wissenschaftlern und Experten aus der Praxis zusammen. Im Falle von Watson Health sei das Ziel, dass die Technologie möglichst intensiv genutzt wird, damit sie klüger wird und auch Ärzten in entlegenen Regionen zugutekommen kann.

Ein weiteres Thema der Diskussion waren Sprachassistenten. Deborah Harrison kennt den digitalen Assistenten von Microsoft sehr gut, denn sie hat Cortana entwickelt und ihr Sprache, Wortschatz und „Benimmregeln“ beigebracht. Aber versucht sie auch ein Mensch zu sein? Und warum ist sie eine Frau? „Cortana sagt bei Fragen in diese Richtung direkt, dass sie nur ein Code ist. Das war uns wichtig“, so Harrison. Eine Frauenstimme habe sie nur, weil sich zeigte, dass ihre weibliche Stimme eher akzeptiert wird. Auch der Chatbot Lisa von O2 sei eindeutig als digitaler Assistent gekennzeichnet. „Es muss stets klar sein, ob man mit einem Menschen oder einer Maschine spricht“, so Markus Haas. Auch hier sei Transparenz erfolgsentscheidend.

Quelle: UD/cp
 

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