Die digitale Stadt als Brutkasten für echte Demokratie
Francesca Bria, Digitalchefin von Barcelona, denkt bei Smart Cities nicht an schlaue Straßenlaternen oder Online-Terminvereinbarungen. Ihre Vision: die digitale Stadt als Ort echter Mitbestimmung und gelebter Demokratie.
30.10.2019
Regelmäßig fällt im Zusammenhang mit Digitalisierung auch das Stichwort „Smart City“, also die vernetzte Stadt. Und meist geht es um Online-Terminvereinbarung für einen neuen Personalausweis, Parkplatzsuche per App oder mit Sensoren ausgestattete Straßenlaternen und Mülleimer.
Für Francesca Bria hingegen ist Digitalisierung mehr. Denn, „die digitale Transformation ist keine technologische Transformation. Sie bedeutet eine organisatorische und eine kulturelle Veränderung“. Daher träumt die Expertin von der digitalen Stadt als einem Ort echter Mitbestimmung und gelebter Demokratie. So will sie Regierungen offener und transparenter machen. Diesen Traum möchte sie in Barcelona verwirklichen. Ihr Job als „Beauftragte für digitale Technologie und Innovation“ in der katalanischen Stadt bietet ihr dafür beste Voraussetzungen.
Ihre Vision: Städte, die von ihren Bewohnern gestaltet werden. Wo die Bürger die Prioritäten setzen. Wo sie entscheiden, ob sie günstiger wohnen, weniger Umweltbelastungen, schönere öffentliche Plätze oder bessere Gesundheitsleistungen wollen. Städte, die ihren Bürgern bessere Dienstleistungen bieten können. Und damit ein Brutkasten für Demokratie sind.
Daten als öffentliches Gut
Aber es sind auch vernetzte Städte. Und diese erfassen Daten. Beispiele: Die Straßenlaterne, die sich nachts nur anschaltet, wenn jemand vorbeigeht. Sie spart Strom und hilft gegen Lichtverschmutzung. Eine gute Sache. Sie weiß aber auch, wie viele Menschen zu welcher Uhrzeit durch diese Straße gehen. Noch mehr Daten erfassen Kameras mit Gesichtserkennung, um beispielsweise gesuchte Verbrecher zu identifizieren. Was geschieht mit den Daten? Wo werden sie wie lange gespeichert? Wie können wir verhindern, dass sie zur Überwachung der Gesellschaft eingesetzt werden?
Bria will die Digitalisierung so gestalten, dass sie der Gesellschaft dient und nicht einzelnen Firmen oder Regierungen. „Eine der großen Herausforderungen für uns ist die Frage, wie wir die demokratische Kontrolle über digitale Infrastrukturen und Daten zurückgewinnen.“ Denn die Daten gehörten nicht einigen wenigen Unternehmen, sondern den Bürgern. Daher sollten diese auch das Recht haben, zu kontrollieren, was mit ihren Daten geschieht: „Daten also als öffentliches Gut, digitale Infrastruktur als öffentliches Gut, um das Leben der Bürger zu verbessern.“
Denn die digitale Revolution sei „kein Privileg nur für einige wenige“, sagt Bria.
Was denken Sie, kann diese schöne Idee gelingen? Das vollständige Interview mit Francesca Bria finden Sie hier.