Digitale Daten sind die nächste Stufe der Nachhaltigkeitsqualität
Digitalisierung auf der einen und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite sind zwei zwingende Voraussetzungen für das nachhaltige Bauen. Das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) wird mit einer neuen Digitalisierungsstrategie bei Umweltproduktdaten dem Bausektor zu einem neuen Standard verhelfen.
20.03.2023
Mit der Weiterentwicklung von BIM werden neue Möglichkeiten zur Optimierung von Bauprojekten bis hin zur objektspezifischen Ökobilanzierung geschaffen werden. Dazu ist es zwingend erforderlich, Umweltproduktinformationen (EPDs) vollständig zu digitalisieren und in geeigneten Formaten bereitzustellen. In Zukunft sollen alle relevanten Daten zum ökologischen Profil der jeweiligen Produkte im digitalen Planungsprozess unmittelbar zur Verfügung stehen. Je nach Planungsphase können dies im frühen Stadium nur Durchschnittswerte für Produktgruppen sein. Bei der Detailplanung und Zertifizierung hingegen werden produktspezifische Datensätze benötigt, die in Sonderfällen sogar bis hin zu projektspezifischen EPDs reichen, beispielsweise für spezielle Rezepturen oder komplexe Elemente aus mehreren Bauprodukten. Durch die Digitalisierung wird die Erstellung von EPDs für einzelne Bauprodukte sowie die Zusammenführung der Daten zu einer Deklaration für komplexe Elemente deutlich vereinfacht und in vielen Fällen sogar erst ermöglicht.
Die weiter steigenden Anforderungen an Qualität und Quantität der EPDs machen die Nachhaltigkeitsbewertung immer datenintensiver. Als Schnittstelle zwischen den Herstellern als Deklarationsinhaber einerseits und den Datennutzern andererseits denkt das IBU die Digitalisierung konsequent in zwei Richtungen: In Richtung Anwendung und in Richtung Erstellung. In beiden Fällen hat das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) in den vergangenen Jahren schon wichtige Meilensteine erreicht, die ständig optimiert und um diesbezügliche Prozesse und Dienstleistungen erweitert werden. Darüber hinaus arbeitet das IBU mit einer Reihe von Firmen, Instituten und Initiativen wie beispielsweise building smart zusammen, um eine reibungslose Integration von EPDs in die BIM-Welt zu erreichen.
Zur BAU 2023 stellt das IBU die neue Version der EPD Plattform vor, die einen deutlich erhöhten Automationsgrad bei der Transformation bisheriger EPDs in pdf-Form in das weiterentwickelte EPD-Format ILCD+EPD ermöglicht. Davon sollen vor allem Architekten, Planer und Auditoren profitieren. Ihnen stehen EPDs als digitale Datensätze im XML-Format zur Verfügung. Diese können über eine entsprechende Schnittstelle beispielsweise in externe Planungs- und Berechnungssoftware importiert und unmittelbar verwendet werden. Dies ist sowohl in Prozessen der Gebäude-Ökobilanzierung, als auch der integralen Planung möglich. Bei letzterem kann die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit frühzeitig mitberücksichtigt werden, da verschiedene Bauteile modelliert und Vergleichsrechnungen durchgeführt werden können. Dabei kann entsprechend der aktuellen Normengenration der EN 15804 die gesamte Nutzungsdauer betrachtet werden – von der Errichtung des Gebäudes bis hin zum Rückbau und Recycling der Produkte, gegebenenfalls auch zur Entsorgung. Der Vorteil: Bereits in der Entwurfsphase können die ökologischen Aspekte ideal in den Planungs- und Bauprozess integriert werden.
Ibu.data, ÖKOBAUDAT und ECO Portal – Geprüfte Ökobilanzdaten von Bauprodukten in einheitlichem digitalem Format
Aktuell stellt das IBU nicht nur in seiner eigenen Datenbank ibu.data, sondern auch in der Plattform ÖKOBAUDAT und im ECO Portal digitalisierte Datensätze für eine Vielzahl von Bauprodukten zur Nutzung in Bau- und Planungsprozessen zur Verfügung. ÖKOBAUDAT ist eine wesentliche Grundlage insbesondere für das neue Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) sowie Zertifizierungen nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen der Bundesregierung (BNB). Das ECO Portal ist wichtiger Datenknoten der ECO Platform, der Dachorganisation der verschiedenen nationalen EPD-Programmhalter in Europa, die sich für die Harmonisierung nationaler EPDs auf Basis der europäischen Norm EN 15804 einsetzt. Die eng abgestimmte Zusammenarbeit der großen EPD-Programmhalter auf europäischer Ebene sowie die vollständige Anerkennung in Europa stellt für alle Produkte mit ECO Platform EPDs einen enormen Mehrwert dar.
Beim Datenformat für ÖKOBAUDAT und ECO Platform hat man sich auf das vom Bundesinstitut für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entwickelte Format ILCD+EPD verständigt. Dieses baut auf dem vom Joint Research Centre (JRC) der europäischen Kommission definierten ILCD-Format auf. Dank eines UUID (Universally Unique Identifier) können die EPD-Daten beispielsweise auch problemlos in BIMDatensätzen eingebunden werden, ohne letztere durch die nicht zu unterschätzende Komplexität der umweltbezogenen Daten aufzublähen. Mit dieser Lösung bietet IBU als führenden EPDProgrammhalter eine einfache Möglichkeit, Umweltproduktdeklarationen in andere digitale Anwendungen einzubinden.