Lieferkette

Bayer überprüft Nachhaltigkeit bei Lieferanten

Kinderarbeit und Korruption verhindern, gerechte Löhne zahlen und die Umwelt schonen: Das sind vier der ethischen Prinzipien, die Bayer in einem Verhaltenskodex für seine Lieferanten festgeschrieben hat. Das Leverkusener Pharmaunternehmen belässt es aber nicht bei unverbindlichen Zusicherungen, die Geschäftspartner müssen vielmehr die Einhaltung der Regeln verpflichtend bestätigen, und es wird überprüft, ob die Unternehmen die Regeln auch wirklich befolgen.

27.10.2014

Bayer überprüft Nachhaltigkeit bei Lieferanten zoom
Die Konzernzentrale der Bayer AG in Leverkusen.

Unter besonderer Beobachtung steht die Einhaltung des Verbots der Kinderarbeit. Ein spezieller Fokus wird in dem Zusammenhang auf Indien gerichtet. Bayer-Teams besuchen auf den Feldern der Baumwoll-Saatgutproduktion mindestens sechs Mal pro Anbausaison die Arbeitskräfte, um deren genaues Alter festzustellen. Zudem kommt eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf den Farmen unangekündigt vorbei.

Das weltweit agierende Unternehmen gehört zu den Gründungsmitgliedern des Global Compact der Vereinten Nationen. Damit hat es schon sehr frühzeitig soziale, wirtschaftliche und ökologische Standards gesetzt. Die Beachtung solcher Normen erwartet das Unternehmen nun auch von seinen Lieferanten. Angesichts eines Einkaufsvolumens, das im vergangenen Jahr 18,7 Milliarden Euro ausmachte und an 107.000 Lieferanten in 138 Ländern dieser Welt gezahlt wurde, hat der Konzern einen erheblichen Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt. Auch wenn jeder Teilkonzern von Bayer seine erforderlichen Materialien und Güter selbst bestellt, ist es dennoch gelungen, den Verhaltenskodex als allgemeingültig für den Einkauf zu etablieren. Die Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten, stellt nach eigenen Aussagen des Unternehmens einen „elementaren Faktor in der Wertschöpfungskette“ dar.

Kontrolle per Audit und Web-Plattformen

Die praktische Umsetzung erfolgt sowohl in den elektronischen Bestellsystemen als auch in den Verträgen, mit denen die ESG-Standards (Umwelt, Sozial- und Corporate-Governance) festgeschrieben werden. Wenn Bayer seine Ausschreibungen per EDV vornimmt, kommen die Lieferanten nicht umhin, vor Abgabe eines Angebotes verpflichtend zu bestätigen, dass sie den Verhaltenskodex beachten. Um aber auch die Gewähr zu haben, dass sich die Zulieferer an ihre Zusagen halten, erfolgen Überprüfungen. Zum einen finden dazu Audits bei den jeweiligen Unternehmen statt, die die Waren oder Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Zum anderen kommt das Know-how des 2007 in Paris gegründeten Unternehmens EcoVadis zum Tragen, das zu den führenden Dienstleistern solcher Internet-Plattformen zählt, mit denen sich die Nachhaltigkeit von Firmen einschätzen und bewerten lässt. Eine eingehende Kontrolle erfolgt nach festen Regelwerken, mit denen die Lieferanten aufgefordert sind, nicht nur Fragebögen auszufüllen, sondern auch ihr Nachhaltigkeitsengagement umfassend darzustellen und entsprechende Dokumente beizufügen.

Neue Industrieinitiativen setzen Maßstäbe

Indem sich Bayer an zwei Wirtschaftsinitiativen beteiligt, die Methoden, Standards und Systematiken zu einem Nachhaltigkeits-Monitoring entwickelt haben, kann das Pharmaunternehmen Synergieeffekte für die eigene Arbeit nutzen. Zum einen handelt es sich um die „Pharmaceutical Supply Chain Initiative“ (PSCI) mit rund 15 führenden Firmen aus der Pharmabranche, und zum anderen um „Together for Substainability“ (TfS), an dessen Gründung Bayer maßgeblich beteiligt war. Beide Initiativen beschreiben nicht allein die Prinzipien, die für die Bereiche Ethik, Arbeit, Gesundheit, Umwelt und Management gelten sollen, sie gehen auch auf den Ablauf und die Komponenten der Auditverfahren ein. Auf diese Weise werden Maßstäbe geschaffen, zugleich erhalten die Firmen auch konkrete Hilfe, wie sie die Überprüfungen durchführen und sicher stellen können, dass die Lieferanten sich an ihr Wort halten. Welche Ansprüche Firmen, die Audits durchführen, erfüllten sollten, wie eine geeignete Strategie aussehen müsste, sind Themen, die PSCI analysiert.

Ähnlich agiert auch TfS. Der Zusammenschluss lädt darüber hinaus erstmals Lieferanten, NGOs, lokale und internationale Vereinigungen gemeinsam ein. Bei dem Treffen in Shanghai sprechen alle Beteiligten über Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette und die speziellen Anforderungen in der Chemiebranche. Dabei werden auch erste Ergebnisse vorgestellt, die bereits durch das bisherige Engagement erreicht worden sind, nämlich Verbesserungen auf der Lieferantenebene. Daran arbeitet auch Bayer konstant weiter. Eine Veranlassung, Lieferantenbeziehungen zu beenden, weil die Nachhaltigkeitsanforderungen missachtet wurden, sah Bayer im vergangenen Jahr nicht gegeben.

Zurückgehende Zahlen der Kinderarbeit

Eine positive Entwicklung lässt sich aus den Zahlen zur Kinderarbeit herauslesen. Die Zahl der Überprüfungen während der Produktion von Baumwollsaatgut ohne irgendwelche Beanstandungen lag zuletzt deutlich höher als noch vor fünf Jahren, rund 60.400 statt 35.800. Dabei wurde aktuell fast das Doppelte an Fläche kontrolliert wie noch 2009/10. Prozentual betrachtet ist der Anteil der Kinder an der Gesamtzahl der Arbeitskräfte von 0,06 auf 0,03 gesunken.

Diese Daten stammen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (Indien), die den Farmen einmal pro Jahr einen unangekündigten Besuch abstattet. Darüber hinaus nehmen Bayer-Teams sechs Mal pro Saison die Situation auf den Feldern in Augenschein. Die Zulieferer, die das Kinderarbeitsverbot befolgen, erhalten von Bayer einen Bonus oder auch Schulungen, um die Effizienz in der Landwirtschaft zu steigern. Ein abgestuftes Sanktionsprogramm startet das Pharmaunternehmen dann, wenn Verstöße festgestellt werden. Es beginnt bei einer schriftlichen Verwarnung und kann im Wiederholungsfalle die Kündigung des Vertrages zur Folge haben.

Um der Kinderarbeit ein Ende zu bereiten, zugleich aber auch die Schulbildung der Mädchen und Jungen zu verbessern, hat Bayer im Rahmen seines Kinderschutz-Programms die Initiative „Learning for Life“ gestartet. 5.500 Heranwachsende konnten seit 2005 bis Juni 2013 unterrichtet werden, geht aus den aktuellen Zahlen des Pharmaunternehmens hervor.

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Einsatz nachwachsender Rohstoffe verstärken

Indem Bayer von seinen Lieferanten soziale und ökologische Standards einfordert, wird zwar der Blick auf deren Umgang mit Nachhaltigkeitsprinzipien gelenkt. Aber zu dem Themenfeld gehört ebenso die Betrachtung, um welche Materialien es sich denn eigentlich handelt, die der Pharmariese bestellt. Beim Rohstoffeinsatz, räumt Bayer ein, „spielen“ nachwachsende Rohstoffe „bislang noch eine untergeordnete Rolle“, erklärt das Unternehmen. Deren Verwendung werde aber dort verstärkt, „wo es unter technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll ist“. Beispielsweise wird für Material zur Kunststoffherstellung ein biotechnologisches Verfahren erprobt, das auf der Umwandlung von Biomasse durch Mikroorganismen besteht. Im Bereich Health Care werden für die Synthese von Hormonen Substanzen genutzt, die aus Pflanzen hergestellt werden. Dazu gehören die Yamswurzel aus China und Extrakte einer in Asien weit verbreiteten Pflanze, der „Centella asiatica“. Eine Überprüfung hat Bayer für die Herkunft von Mineralien wie Zinn-, Wolfram-, Tantalerze und Gold veranlasst. Es ist zu klären, ob es sich um so genannte Konfliktmaterialien aus dem Kongo handelt.

Quelle: UmweltDialog
 

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