Deutsche Telekom: Nachhaltiges Lieferanten-Management als Chance
Nachhaltiges Lieferantenmanagement gewinnt für international tätige Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Die Umsetzung in die Praxis ist jedoch eine große logistische Herausforderung. Die Deutsche Telekom etwa arbeitet weltweit mit über 30.000 Lieferanten in mehr als 80 Ländern zusammen. Über die Herausforderungen und Chancen einer nachhaltigen Beschaffung diskutierten Experten beim Telekom CR Stakeholder Forum 2015 in Bonn. In Impulsvorträgen, Paneldiskussionen und Breakout Sessions tauschten sich die Teilnehmer zudem darüber aus, welche Lösungen die Informations- und Kommunikationsbranche für eine nachhaltige Entwicklung bietet.
07.12.2015
Die Weltbevölkerung wächst bis zum Jahr 2050 auf vermutlich über neun Milliarden Menschen an. Wie sollen diese Menschen ernährt und mit Trinkwasser, Gesundheitsdiensten und Bildung versorgt werden? Und wie können moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wie Computer, Internet, E-Mail und Mobiltelefone dabei helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen? Diese drängenden Fragen stellte der frühere UNEP-Chef Prof. Klaus Töpfer an den Anfang seines Vortrags beim CR Stakeholder Forum 2015 und steckte damit den inhaltlichen Rahmen der Veranstaltung ab.
Potenziale der IKT nutzen
Wie sich die Deutsche Telekom schon heute mit ihren Produkten und Services für eine nachhaltige Entwicklung einsetzt, zeigt das Beispiel "e-Health": Die neuen Gesundheitstechnologien sollen unter anderem für einen schnellen und sicheren Informationsaustausch zwischen Ärzten, Patienten und Krankenkassen sorgen und dazu beitragen, dass Patienten schneller und flexibler behandelt werden können.
Ein weiteres Beispiel ist das Flüchtlingsengagement: Die Deutsche Telekom versorgt Flüchtlingsunterkünfte mit WLAN und erleichtert den Menschen damit den Zugang zu Informationen sowie den Kontakt mit Verwandten in ihren Heimatländern.
Darüber hinaus hat das Unternehmen in diesem Jahr seine gesamte Speedphone-Serie mit dem Blauen Engel zertifizieren lassen und damit den Blauer Engel-Preis 2015 gewonnen. Der Preis prämiert seit 2012 jährlich Unternehmen, die sich in herausragender Weise für das Umweltzeichen einsetzen und damit in besonderem Maße zum Umweltschutz beitragen. Die neuen Telefone der Telekom zeichnen sich eigenen Angaben zufolge dadurch aus, dass sie besonders energiesparend und die Akkus austauschbar sind.
Diese Potenziale der Informations- und Kommunikationstechnologie für Gesellschaft und Umwelt gelte es auch in Zukunft auszuschöpfen, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, sagte Luis Neves, Konzernbeauftragter für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Verbraucher als Treiber für Nachhaltigkeit
Die gestiegenen Nachhaltigkeitsanforderungen von externen Anspruchsgruppen wie NGOs, dem Gesetzgeber und Endverbrauchern sind dabei wichtige Triebfedern. Unternehmen sehen sich heute zunehmend in der Pflicht, ihre Stakeholder transparent und umfassend über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Tätigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu informieren. Darüber waren sich die Diskutanten einig, zu denen unter anderem Axel Bachmann, Nachhaltigkeitsbeauftragter von Coca-Cola Deutschland, und Tessa Wernink, Mitgründerin von Fairphone, zählten.
Fairphone: Transparenz als Geschäftsprinzip
Das niederländische Sozialunternehmen Fairphone ist ein Vorreiter in Sachen Transparenz. Es setzt sich nicht nur für eine gerechtere Herstellung von Elektronikgeräten ein, sondern gewährt seinen Kunden auch genaue Einblicke in das Geschäftsmodell, damit sie nachvollziehen können, wofür ihr Geld verwendet wird. Die Auszeichnung als "fastest growing tech startup in Europe" in diesem Jahr belegt, dass es mit diesem Prinzip Erfolg hat. Für Tessa Wernink ist die große Nachfrage nach dem Fairphone in Deutschland ein Zeichen für das große Bewusstsein für Nachhaltigkeit von Verbrauchern hierzulande.
Umfassendes Lieferantenmanagement
Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu gewährleisten, sei angesichts einer steigenden Anzahl an Lieferländern und Lieferanten kein leichtes Unterfangen, betonte Rainer Hoff, verantwortlich für den Einkauf bei der Telekom. Die Deutsche Telekom stellt selbst keine IKT-Produkte her, sondern kauft diese bei internationalen Herstellern aus Asien oder Lateinamerika, wo Arbeitnehmerrechte und Umweltstandards oftmals keine Selbstverständlichkeit sind. Im Rahmen ihres Lieferantenmanagements hat die Deutsche Telekom deshalb konkrete Maßnahmen ergriffen, um sich für die Einhaltung sozialer Mindeststandards und den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen entlang der Lieferkette einzusetzen. Soziale und ökologische Grundsätze und Prinzipien, deren Einhaltung sie auch von ihren Lieferanten fordert, hat die Telekom unter anderem im Code of Conduct und in der Sozialcharta festgeschrieben. Ob die Lieferanten die Kriterien auch tatsächlich erfüllen, überprüft das Unternehmen zum Beispiel durch Selbstauskünfte und "Social Audits".
Darüber hinaus fördert es die Weiterentwicklung seiner Lieferanten im Rahmen von Online-Schulungen und Workshops zu Themen wie Energieeffizienz oder Compliance sowie über spezielle Entwicklungsprogramme: "Wir stellen nicht nur hohe Anforderungen an unsere Lieferanten, sondern unterstützen sie auch bei der Einhaltung internationaler Umwelt- und Sozialstandards. Vertrauensvolle Beziehungen und partnerschaftliche Zusammenarbeit sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. So verbessern wir gemeinsam mit unseren Lieferanten unter anderem die Arbeitsbedingungen vor Ort und erhöhen die Transparenz in unserer Lieferkette", erläutert Birgit Klesper, Leiterin des CR-Bereichs bei der Telekom, im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht.
Gemeinsam für Nachhaltigkeit
Auch die Auswahl potenzieller neuer Lieferanten überlässt die Deutsche Telekom nicht dem Zufall, sondern bedient sich unterschiedlicher Qualifizierungsverfahren wie dem Selbstauskunftssystem E-TASC (Electronics-Tool for Accountable Supply Chains). Ein wichtiger Schritt bei der Durchsetzung eines nachhaltigen Lieferantenmanagements ist zudem das Entwicklungsprogramm "Together for Sustainability and Growth", das 2014 mit drei wichtigen Lieferanten aus den Bereichen Endgeräte und Netzwerktechnik gestartet ist und bereits Wirkung zeigt: "So konnten beispielsweise in einigen Firmen die Überstunden um 30 Prozent reduziert werden, bei einer gleichzeitigen Anhebung der Gehälter um 15 Prozent sowie einem Anstieg der Mitarbeiterzufriedenheit um sechs Prozent", informiert der aktuelle CR-Bericht. Für sein umfassendes Lieferantenmanagement erhielt das Unternehmen in diesem Jahr den Deutschen CSR-Preis in der Kategorie "Nachhaltigkeit in der Lieferkette".
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen in der Lieferkette wird von Unternehmen zunehmend als Chance und weniger als Risiko eingestuft, wie im Rahmen des CR Stakeholder Forums der Deutschen Telekom deutlich wurde. Nachhaltiges Lieferantenmanagement sei zwar angesichts der Komplexität der Lieferantenbeziehungen und steigender gesetzlicher Anforderungen ein schwieriges Unterfangen – unterm Strich zahle sich Nachhaltigkeit in der Lieferkette jedoch aus. Die Durchsetzung eines nachhaltigen Lieferantenmanagements dient nicht nur der Reduzierung von Risiken, sondern stärkt die Reputation von Unternehmen und führt darüber hinaus zu Wettbewerbsvorteilen in einem schwierigen Marktumfeld. Um die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und Lieferanten effektiver zu gestalten, sind gemeinsame Standards und Nachhaltigkeitsanforderungen für Unternehmen der IKT-Branche zwingend erforderlich. Hierbei spielt der kontinuierliche und vertrauensvolle Dialog mit relevanten Stakeholdern eine wichtige Rolle.