Glimmer-Lieferkette: Kein Platz für Kinderarbeit
Ob Lippenstift, Lidschatten oder Autolack: Für den schönen Schimmer sorgt oft das Mineral Glimmer. Der begehrte Rohstoff wird unter anderem im Norden Indiens in den Bundesstaaten Jharkhand und Bihar abgebaut. Die Region ist geprägt von politischer Instabilität und Armut. Kinderarbeit ist weit verbreitet. Auch Merck nutzt Glimmer als Hauptrohstoff für seine Effektpigmente. Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen lehnt Kinderarbeit strikt ab und setzt sich für sichere Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter ein. Außerdem unterstützt Merck Bildungs- und Gesundheitsprojekte, die das Leben der Familien in den Abbaugebieten verbessern.
21.02.2017
Glimmer ist nach seiner Fähigkeit benannt, Licht zu brechen und zu reflektieren. Der Rohstoff kommt an vielen Orten vor. Merck bezieht ihn vor allem aus Indien, aber auch aus den Vereinigten Staaten und Brasilien. Das Unternehmen benötigt den natürlichen Glimmer − neben synthetischen Substraten − für die Herstellung seiner hochwertigen Effektpigmente. Sie kommen unter anderem in Automobil- und Industrielacken und in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie zum Einsatz.
Null Toleranz gegenüber Kinderarbeit
Merck bekämpft seit 2008 Kinderarbeit im indischen Glimmerabbau. Anlass war eine unternehmensinterne Untersuchung. Sie hatte ergeben, dass die Bewohner der Region Jharkhand Glimmer in stillgelegten Minen oder vom Boden sammeln − vereinzelt auch gemeinsam mit ihren Kindern. Ein klarer Verstoß gegen die Unternehmenswerte und die Prinzipien der Menschenrechts-Charta von Merck: „Die Einhaltung grundlegender Arbeitsstandards bei unseren Lieferanten hat für uns höchste Priorität. Wir haben daher sofort, nachdem wir von den Vorfällen erfahren hatten, Maßnahmen ergriffen, um Kinderarbeit vollständig zu unterbinden“, erklärt Michael Heckmeier, Leiter der Geschäftseinheit Pigments& Functional Materials bei Merck. Das Unternehmen hat seine Lieferkette komplett umgestellt und setzt sich dafür ein, die Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter in Indien zu verbessern. „Wir unterhalten inzwischen direkte Geschäftsbeziehungen mit Glimmer-Minen und den Glimmer-verarbeitenden Betrieben. In diesem, im Gegensatz zur Sammlung formalen Arbeitsumfeld haben wir deutlich mehr Einfluss“, sagt Heckmeier. Darüber hinaus hat Merck Kontrollmechanismen eingeführt und so einen umfassenden Überblick über die gesamte Lieferkette.
Sozioökonomischer Hintergrund
Merck hat sich bewusst dazu entschieden, seine Geschäftsbeziehungen im nördlichen Indien aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen übernimmt Verantwortung für die Region: Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Wie wichtig dieser Ansatz ist, zeigen die sozialen Umstände in Jharkhand und Bihar. Sie bilden einen idealen Nährboden für Kinderarbeit: Beide Bundesstaaten zählen zu den ärmsten Regionen Indiens. Die Alphabetisierungsquote und die Anzahl der Kinder, die eine Schule besuchen, liegen laut einer Studie von Terre des Hommes und SOMO (Stichting Onderzoek Multinationale Ondernemingen / Centre for Research on Multinational Corporations) aus dem Jahr 2016 weit unter dem Landesdurchschnitt.
Investitionen in Bildung und Gesundheitsversorgung
Um die Lebenssituation der Familien zu verbessern, hat Merck nicht nur seine Glimmer-Lieferkette umgestellt, sondern gemeinsam mit seinem lokalen Partner IGEP soziale Projekte für die Bevölkerung der Region initiiert. Das gemeinsame Ziel ist, den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern und den Kindern eine schulische und berufliche Perspekte zu bieten:
- Merck betreibt in den Dörfern Tisri, Barkitand und Saphi Schulen mit angeschlossenen Kindergärten, die von über 500 Schülern besucht werden. Auf dem Stundenplan stehen auch Aufklärung über Hygiene und Gesundheit. In Tisri können sich die Jugendlichen außerdem zu Tischlern oder Schneidern ausbilden lassen. Merck unterstützt darüber hinaus eine vierte Schule in Koderma mit Stipendien für 150 Schüler.
- In Saphi hat Merck ein Gesundheitszentrum eingerichtet. Dort arbeiten zwei Ärzte und eine Krankenschwester, die auch die medizinische Versorgung der Schulen übernehmen. Sie besuchen außerdem die Schulen und Dörfer in der Umgebung.
Für sein Engagement erhält Merck vonseiten der Zivilgesellschaft viel Anerkennung. Laut der SOMO-Studie führt das Unternehmen im Vergleich zu anderen Glimmer-Importeuren bei Weitem die besten Maßnahmen durch, um Kinderarbeit in der Lieferkette auszuschließen und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Merck engagiert sich darüber hinaus an Multistakeholder-Dialogen und -Initiativen für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Glimmer-Region.
Im Original ist der Text im Jahrbuch "Global Compact Deutschland 2016" erschienen.
Hohe Lieferketten-Standards
Mit verschiedenen Maßnahmen sichert Merck die Umsetzung sozialer Standards:
- Merck bezieht Glimmer ausschließlich aus kontrollierten Minen: Nur die formelle Arbeitsumgebung gewährleistet die Einhaltung globaler Standards. Wird Glimmer in öffentlich zugänglichen Bereichen gesammelt, kann Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden.
- Mithilfe eines Nachverfolgungssystems stellt das Unternehmen sicher, dass der gelieferte Glimmer ausschließlich aus Minen stammt und nicht aus unkontrollierten Quellen: Die Minenbesitzer halten die tägliche Fördermenge einer Mine in einem Logbuch fest. Diese dokumentierten Glimmermengen sind die Basis für die Lizenzgebühren, die die Minenbesitzer an die Regierung zahlen müssen. Wenn Glimmer aus unkontrollierten Quellen mit verwendet würde, müssten die Minenbesitzer auch für diese Glimmermengen Lizenzgebühren zahlen. Dies ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, denn der Glimmer wäre für den Minenbesitzer teurer als der in seiner Mine geförderte. Merck überprüft monatlich die im Logbuch gemeldeten und die an weiterverarbeitende Betriebe gelieferten Glimmermengen.
- Mit Audits kontrolliert das Unternehmen das regelkonforme Verhalten der Partner. Hierzu zählen beispielsweise das Alter der Arbeiter, die Arbeitszeiten und die gezahlten Löhne, aber auch die durchgeführten Gesundheitschecks und Sicherheitsübungen. Zusätzlich kontrollieren Merck-Mitarbeiter vor Ort die Zulieferer in regelmäßigen Abständen. Darüber hinaus führen das Environmental Resource Management (ERM) und IGEP als unabhängige Drittparteien eigene Audits durch. Während IGEP einmal im Monat die Einhaltung der Arbeitsstandards kontrolliert, überprüft ERM jährlich die Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Umwelt-, Sicherheits- und Gesundheitsstandards.