Lieferkette

ALDI SÜD: neue Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte in der Lieferkette

Die Unternehmensgruppe ALDI SÜD ist sich dem Risiko von Menschenrechtsverstößen in ihren globalen Lieferketten bewusst. Deshalb hat sie ihr Engagement verstärkt und eine neue internationale Richtlinie zum Umgang mit Zwangsarbeit entwickelt. Zudem unterstützt das Unternehmen seine Geschäftspartner vor Ort beim Kompetenzaufbau.

02.05.2022

ALDI SÜD: neue Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte in der Lieferkette

Extrem niedrige Löhne, Akkordarbeit von mehr als zwölf Stunden, fehlender Zugang zu sanitären Anlagen oder sogar Nötigung zu sexuellen Handlungen: Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen in der Lieferkette geschehen häufig an deren Anfang auf den Plantagen oder Feldern. Eine neue Studie von Oxfam zeigt, unter welch katastrophalen Bedingungen Menschen etwa auf Ananas- oder Traubenfeldern in Costa Rica und Südafrika arbeiten. Laut Oxfam stammen 75 Prozent aller in Deutschland verkauften Ananas aus Costa Rica, Südafrika ist für Deutschland der wichtigste Weinexporteur außerhalb der EU. Besonders prekär sei die Situation für migrantische Arbeitskräfte, die – in ständiger Sorge, abgeschoben zu werden – noch massiver von Gewalt und Ausbeutung betroffen seien.

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Von deutschen Unternehmen, die ihre Produkte von dort beziehen, fordert die Organisation, dass diese ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg nachkommen. Als einen „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet Oxfam in diesem Zusammenhang das 2021 verabschiedete deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen erstmals verpflichtet, sich um Menschenrechte und Umweltbelange in ihrer Lieferkette zu kümmern. Im EU-Lieferkettengesetz sieht die Organisation eine weitere Chance, ausbeuterische Arbeitsbedingungen zu bekämpfen.

Sei es beim Anbau von Rohstoffen wie Kakao oder in der Weiterverarbeitung von Fischereierzeugnissen: Als überregionale Supermarktkette mit globalen Lieferketten kommt auch die ALDI SÜD Gruppe mit Risiken von Zwangsarbeit in Berührung. Als Reaktion haben die ALDI SÜD Gruppe und ihre Schwestergruppe ALDI Nord eine „Internationale Richtlinie zum Umgang mit Zwangsarbeit“ entwickelt, die erstmals im Februar 2021 veröffentlicht wurde. „Wir bei ALDI sind uns unserer Verantwortung bewusst, die Menschenrechte aller Arbeiterinnen und Arbeiter in unseren Geschäftsabläufen und entlang unserer Lieferketten zu respektieren. Mit dieser gemeinsamen Richtlinie bekräftigen wir unsere Null-Toleranz-Politik gegenüber Zwangsarbeit und moderner Sklaverei und legen ein detailliertes Bekenntnis zu fairen und gerechten Lieferketten ab“, so Anke Ehlers, Geschäftsführerin der Abteilung Corporate Responsibility International der Unternehmensgruppe ALDI SÜD gegenüber der Presse.

Zwangsarbeit – Was ist das?

Forschungsdaten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von 2017 besagen, dass weltweit 40 Millionen Menschen von Formen moderner Sklaverei betroffen sind, 25 Millionen Menschen leben in Zwangsarbeit. Als Zwangsarbeit gilt „jegliche Arbeit von Personen, in die diese nicht eingewilligt haben und die ihnen unter Androhung oder Anwendung von Strafe abverlangt wird. In Situationen der Zwangsarbeit übt der Täter ein hohes Maß an Kontrolle über das Opfer aus. Vulnerable Personengruppen – wie zum Beispiel von extremer Armut, Flucht, oder gesellschaftlicher Ausgrenzung Betroffene – sind besonders häufig Opfer von Zwangsarbeit.“ 

Die Richtlinie von ALDI basiert auf relevanten internationalen Standards und gilt für die direkten Geschäftspartner und Zulieferer ebenso wie für weiter vorgelagerte Akteure wie Produktionsstätten, Farmen und Erzeugerbetriebe oder Fischtrawler. Sie etabliert klare Erwartungen hinsichtlich Einstellungspraktiken und Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel das Verbot, Ausweisdokumente oder Besitztümer von Beschäftigten einzubehalten, oder das „Employer Pays“-Prinzip, nach dem Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Anstellung keine Gebühren in Rechnung gestellt werden dürfen.

Die Richtlinie fordert Lieferanten zudem auf, angemessene Managementsysteme zu entwickeln, um die Einhaltung dieser Prinzipien zu gewährleisten. Dies umfasst beispielsweise die Identifizierung von Hochrisikoregionen und -branchen, die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Zwangsarbeit, die Entwicklung von klaren Ansätzen zum Umgang mit Risiko- und Verdachtsfällen und die Bereitstellung effektiver Beschwerdekanäle. Das Unternehmen bekennt sich auch zur Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen und Branchenakteuren, um den Zugang zu Abhilfe für Betroffene zu stärken, beispielsweise durch die Entwicklung von Beschwerdesystemen.

Hand_Pfeil_Management_Strategie
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ALDI unterstützt seine Zulieferbetriebe bei der Umsetzung der Richtlinie mit Maßnahmen zum Kompetenzaufbau wie E-Learnings oder Schulungen. So entwickelte ALDI im Juli 2021 für seine Geschäftspartner eine Handreichung zu Zwangsarbeit in ALDIs Lieferketten. Dieses Dokument unterstützt Lieferanten mit vertieften Informationen zur Identifikation, Prävention und Wiedergutmachung von Zwangsarbeit. Neben den sorgfaltsbezogenen Anforderungen an Zulieferer führt das Unternehmen firmeneigene „ALDI Social Assessments“ (ASAs) in Produktionsstätten durch, um mögliche Lücken in Managementsystemen zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Audits fließen auch in die Nachhaltigkeitsbewertung seiner Lieferanten, die Corporate Responsibility Supplier Evaluation (CRSE), ein, die ALDI SÜD teilweise bereits jährlich durchführt. Seit 2021 verstärkt ALDI die ASAs und seine Kapazität für die Feststellung von Zwangsarbeit in Lieferketten durch die Einführung der Apprise App, die vom United Nations University Institute in Macau und dem Mekong Club entwickelt wurde. Durch diese können Fragebögen diskret an vulnerable Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter geschickt und Verdachtsfälle erkannt werden, die durch klassische Audits häufig nicht aufgedeckt werden. Partnerschaften mit NGOs und Wirtschaftsverbänden helfen ALDI dabei, auf potenzielle Fälle zu reagieren, Untersuchungen durchzuführen sowie, wo nötig, für eine langfristige Nachbesserung zu sorgen.

ALDI Süd setzt in diesem Rahmen vorrangig auf die Behebung von Verstößen in der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und Produktionsstätten und leitet im Fall von Verstößen gegen die Richtlinie entsprechende Gegenmaßnahmen ein. Im Extremfall kann dies bis hin zur vorübergehenden oder dauerhaften Beendigung von Geschäftsbeziehungen führen. Im Jahr 2020 hat ALDI SÜD 304 ASAs in Produktionsstätten für Bekleidungstextilien, Schuhe, Spielwaren und Heimtextilien durchgeführt. In landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben hat ALDI im Jahr 2020 gemeinsam mit externen Dienstleistern 20 ALDI Producer Assessments (APAs) durchgeführt, um die Einhaltung der „ALDI Sozialstandards in der Produktion“ zu überprüfen und so Risiken im Zusammenhang mit Zwangsarbeit zu ermitteln. Indem ALDI auf langfristige Geschäftsbeziehungen mit solchen Lieferanten setzt, die im Bereich Nachhaltigkeit gut aufgestellt sind, und ihnen beim Einkauf hohe Priorität einräumt, bietet die Unternehmensgruppe Anreize für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Darüber hinaus arbeitet ALDI daran, seine internen Prozesse zur Aufarbeitung von Vorfällen von Zwangsarbeit kontinuierlich zu optimieren und auf Grundlage von messbaren Kennzahlen regelmäßig zu evaluieren und proaktiv

Quelle: UmweltDialog
 

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