Tchibo: Ab 2027 nur noch nachhaltiger Kaffee im Sortiment
Tchibo hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2027 ausschließlich verantwortungsvoll beschafften Kaffee anzubieten. Denn weltweit sind Kaffeefarmer:innen von den Auswirkungen des Klimawandels und niedrigen Löhnen betroffen. Ein Umdenken im Kaffeehandel ist daher dringend notwendig. Als Marktführer für Röstkaffee in Deutschland, Österreich, Tschechien und Ungarn stellt sich Tchibo dieser Herausforderung.
05.02.2024
Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Kaffeeanbau geben Anlass zu großer Sorge. Aufgrund von Trockenheit und Dürre, die zu erheblichen Ernteeinbußen führen, könnte sich die Kaffeeanbaufläche bis 2050 halbieren. Hinzu kommt, dass 70 Prozent der weltweit 12,5 Millionen Kaffeebäuerinnen und -bauern kleine Farmen von weniger als einem Hektar bewirtschaften. Entsprechen gering sind dann auch Ihre Einkommen, was unter anderem dann Kinderarbeit oder illegale Abholzung zur Folge haben kann.
Kaffeepreis & Klimawandel
Die Folgen des Klimawandels für den Anbau von Kaffee sind äußerst besorgniserregend. Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Fläche, auf der Kaffee angebaut wird, um die Hälfte verringern, da Trockenheit und Dürre zu erheblichen Ernteeinbußen führen. Darüber hinaus bewirtschaften 70 Prozent der weltweit 12,5 Millionen Kaffeefarmer Kleinstbetriebe mit einer Größe von unter einem Hektar. Diese Landwirt*innen sind von geringem Einkommen betroffen, was zu verschiedenen Schwierigkeiten führen kann, wie beispielsweise Kinderarbeit und illegaler Abholzung.
Pablo von Waldenfels, Direktor Unternehmensverantwortung bei Tchibo, erläutert: „Nachhaltigkeit im Kaffee ist kein fester Zustand, sondern ein Weg. Die drängendsten Fragen sind: Wie können Kaffeefarmerinnen und -farmer wirtschaftlich vorankommen und sich gleichzeitig besser gegen den Klimawandel und andere Krisen aufstellen?“
20 Prozente aller Tchibo Kaffees zertifiziert
Es besteht daher erheblicher Handlungsdruck. Derzeit sind 20 Prozent aller Tchibo Kaffees durch Fairtrade, Rainforest Alliance und Bio-Siegel zertifiziert oder stammen aus Tchibo Joint Forces! Projekten. Im Rahmen dieser Projekte werden seit über 20 Jahren Kaffeebäuerinnen und -bauern bei der Entwicklung von nachhaltigeren Anbaumethoden und damit bei der Produktion von qualitativ höherwertigem Kaffee unterstützt. Doch eine Zertifizierung allein kann nicht genügen. Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Anbau brauchen die Farmerinnen und Farmer mehr Unterstützung. Denn die höheren Preise, die sie für zertifizierte Produkte erzielen können, decken in vielen Fällen nicht die Kosten der Produktion. Hinzu kommt, dass es auf dem Markt nur selten Abnahmegarantien für zertifizierten Kaffee gibt.
Nachhaltiges Kaffeeprogramm jenseits der Premium Nische
Rund 75.000 Bauern, unter anderem aus Guatemala, Honduras, Vietnam und Brasilien, sind für die gesamte Kaffeeproduktion von Tchibo verantwortlich. Von den produzierten Kaffeesorten sind 80 Prozent nicht zertifiziert. Dabei sollten gerade diese Sorten möglichst umwelt- und sozialverträglich angebaut werden, um die Lebensgrundlage der Bauern erheblich zu verbessern.
Dazu Pablo von Waldenfels: „Aus unserer Sicht muss sich die Kaffeebranche stark verändern, damit unser aller Lieblingsgetränk eine Zukunft hat. Deshalb startet Tchibo sein neues Kaffee-Nachhaltigkeitsprogramm, denn wir müssen als Unternehmen selbst die Verantwortung konsequenter übernehmen. Für jeden unserer Kaffees müssen wir wissen, woher er kommt und unter welchen Bedingungen er produziert wird.“
Tchibo wird die Kaffeefarmer:innen beim Aufbau einer soliden wirtschaftlichen Basis unterstützen, um Preisschwankungen besser auffangen zu können. Dazu gehören verschiedene Maßnahmen wie Agroforstwirtschaft, Aufforstung von Flächen, Pflanzung von Obstbäumen und anderen Nutzpflanzen sowie die Verwendung neuer Kaffeesorten, die besser gegen extreme Wetterbedingungen geschützt sind. Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Ausbilder*innen und Agronom*innen der Exporteure.
Um die bestmögliche Wirkung zu erzielen, werden die spezifischen Maßnahmen in verschiedenen Regionen koordiniert. In Brasilien liegt der Schwerpunkt auf dem Schutz von Biodiversität, Klima und Wasser, während in Honduras die Bekämpfung der Armut im Mittelpunkt steht. Auf diese Weise wird für jedes Land ein individuell angepasstes Programm entwickelt.
Wie war das mit dem Preis?
Die Hamburger Kaffeerösterei ist bestrebt, alle Lieferketten nachhaltig zu gestalten, unabhängig vom Preis des Kaffees im Ladenregal. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld ist es jedoch nicht möglich, sich vollständig von etablierten Preisen zu lösen. Deshalb setzt Tchibo auf einen Mix von Maßnahmen: Das Unternehmen investiert in ein hochwertiges Kaffeeprogramm und kauft qualitativ hochwertige Bohnen ein (damit die Bauern und Bäuerinnen auch höhere Preise erzielen können). Zudem wird der Anteil an Kaffee aus den Programmregionen sukzessive erhöht. Dies führt zu mehr Umsatz und Stabilität für die Farmer:innen.
Partner Enverita
Tchibo kooperiert mit der unabhängigen, gemeinnützigen Organisation Enveritas, um möglichst große Transparenz in den Handlungsfeldern zu erreichen. Enveritas wird bis Anfang 2024 für alle Länder, aus denen Tchibo regelmäßig Kaffee bezieht (unter anderem Brasilien und Vietnam), Länderberichte und Analysen anfertigen. Auf Basis dieser Erkenntnisse erarbeitet Tchibo in Zusammenarbeit mit den dort Verantwortlichen passgenaue Lösungen, ohne ihnen ein Programm aufzudrängen. Ob die Programme umgesetzt werden und ihre Wirkung entfalten, wird ebenfalls von Enveritas überprüft.
Gemeinsam stark
Je nach Land und Lieferkette arbeitet Tchibo mit lokalen Partnern und NGOs, aber auch mit anderen Unternehmen und Organisationen wie World Coffee Research und dem Deutschen Kaffeeverband zusammen. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen zur Stärkung des Kaffeesektors zu finden. Und zusammen einen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu schaffen.
Zu guter Letzt: Was heißt eigentlich „verantwortungsvoller Einkauf“
Es braucht drei Schritte für Kaffeeunternehmen wie Tchibo, um einen Nachweis von Enveritas für verantwortungsvollen Einkauf zu erhalten: Erstens die jährliche Durchführung einer unabhängigen Bewertung ihrer Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeitsproblemen; zweitens an diesen Problemen proportional zu den eigenen Kaffeeeinkäufen zu arbeiten. Und schließlich müssen die Kaffeeunternehmen ihre Bemühungen zur Erreichung von positiven Veränderungen unabhängig bewerten lassen.