Mobilität & Logistik

Warten auf den Elektro-Golf

Mehr als die Hälfte aller Deutschen wünscht sich laut einer Studie des TÜV Reinland ein Elektroauto innerhalb der nächsten fünf Jahre, jeder Vierte würde ein Modell von Volkswagen bevorzugen. Nachdem deutschen Autobauern in den letzten Jahren nachgesagt wurde, diesen Trend verschlafen zu haben, scheinen die großen Hersteller jetzt endgültig im Elektrikzeitalter angekommen zu sein und vermelden erste Fortschritte beim Design, der Batterieleistung sowie der Umstellung der Produktionsprozesse. Auch Volkswagen will in dem wachsenden Markt seine Position als „Global Player“ untermauern und setzt dabei auf eine langfristige Strategie - vor allem im Wachstumsmarkt China. Dabei soll der Aufbau der Fahrzeuge künftig verstärkt über einzelne Module erfolgen, um so eine höhere Flexibilität zu erreichen.

08.12.2010

2013 soll es den Golf auch als E-Version geben. Foto: VW
2013 soll es den Golf auch als E-Version geben. Foto: VW

Beim Thema E-Mobilität dominierten in den vergangenen Jahren vor allem asiatische Autokonzerne. So bringt Nissan bereits im Dezember 2010 mit dem Leaf ein serienreifes Elektroauto auf den Markt, Honda und Toyota wollen bis spätestens 2012 nachziehen. Mit einer Reichweite zwischen 100 und 150 Kilometern eignen sich die Fahrzeuge dabei besonders für den Stadtverkehr in den dicht besiedelten Ballungsräumen Europas, Asiens und der USA. In Nord-Amerika steht der von General Motors entwickelte Chevrolet Volt dabei kurz vor der Markteinführung, und die schon zu Kultstatus aufgestiegene E-Mobilitäts-Marke Tesla verkauft seit 2008 knapp 1.000 Fahrzeuge im Jahr.  Auch wenn die deutschen Autobauer bisher noch kein serienreifes Fahrzeug auf den Markt gebracht haben, beurteilt Hartmut Kühne, Leiter des Referates „Umweltinnovationen, Elektromobilität“ beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), die bisherigen Fortschritte in Deutschland positiv: „Wir sehen die Entwicklung noch am Anfang stehend und investieren deshalb lieber in die Forschung.“

Besonders die Reichweite von Elektrofahrzeugen bereitet den Entwicklern momentan noch Probleme. Können Kunden mit heutigen Batteriesystemen im Schnitt maximal 150 Kilometer zurücklegen, müssen zur Etablierung von E-Mobilität im Massenmarkt deutlich weitere Distanzen möglich sein. Dr. Rudolf Krebs, VW-Konzernbeauftragter für Elektro-Traktion, geht aus diesem Grund davon aus, dass der Verbrennungsmotor auch in den kommenden Jahren eine dominante Rolle spielen wird. Wichtig sei hier, mit flexiblen Strategien auf die unterschiedlichen Marktanforderungen reagieren zu können: „Aufgrund seiner reduzierten Reichweite ist das Elektrofahrzeug in seiner ersten Phase zunächst für den Stadt- und Pendelverkehr geeignet. Für längere Distanzen eignet sich daher der Hybridantrieb,“ erklärte er in einem Interview mit dem Internetdienst „auto-presse.de“.

„Das Herz der Marke schlägt in Zukunft auch elektrisch“

Mit der Markteinführung von ausschließlich elektrisch betriebenen Fahrzeugen wollen die Wolfsburger bis mindestens 2013 warten. Die derzeit noch schwachen Batterieleistungen sowie die Umstellung der eigenen Produktionskette lassen einen späteren Markteinstieg aus Sicht von Volkswagen erfolgversprechender erscheinen. Das Ziel, so informiert der Konzern anlässlich des Genfer Autosalons, sei jedoch „die Marktführerschaft in der E-Mobilität bis 2018“. Bis 2013 soll diesem Konzept zufolge auch eine E-Version des Golf VI zur Marktreife entwickelt sein. Welche Rolle der Topseller für VW in Europa spielen kann, erklärt Dr. Thomas Aubel, vom TÜV Rheinland: „Die Entwicklung von Elektromobilität wird von den Deutschen positiv gesehen. Aber viele warten noch auf den Elektro-Golf.“

Die Umstellung vom Verbrennungsmotor über den Hybridantrieb bis hin zum ausschließlich elektrisch betriebenen Fahrzeug verlangt aber auch Änderungen bei Produktionsprozessen. Die Einführung von 500 E-Golf soll hier ab 2011 wichtige Erkenntnisse liefern. Schon jetzt ist klar, dass Volkswagen die bisherige Plattformtechnik durch neue Modulkomponenten erweitern will. Dieser Ansatz verbinde, so Rudolf Krebs, die heutigen Produktionsanforderungen mit den sich verändernden Voraussetzungen des E-Mobilitätszeitalters: „Die Modulstrategie ist der Schlüssel zur Überführung des Elektroantriebs in die Großserie. Wir planen die Entwicklung eines Hybrid- und eines Elektro-Moduls, das flexibel in die verschiedenen Fahrzeugplattformen aller Konzernmarken integriert werden kann.“

Der Zeitplan für die Einführung von Elektroautos ist nach Firmenangaben abgesteckt. Neben der Inbetriebnahme der E-Golf-Testflotte soll kurzfristig vor allem die Einführung des Jetta Hybrid vorbereitet werden. Dieser soll dann 2012 in die Serienproduktion gehen, bevor anschließend eine Hybrid-Version des Golf auf den Markt kommt. Parallel dazu wird mithilfe des Modulsystems der reine Elektroantrieb auf verschiedene Fahrzeugtypen übertragen. Den Anfang macht hier 2013 der E-UP, bevor dann auch der E- Golf präsentiert wird - beide mit der Bezeichnung Blue-e-motion. Mithilfe des E-Modul-Prinzips soll die Elektrifizierung in den darauf folgenden Jahren auf immer mehr Modelle übertragen werden.

Über China in den Rest der Welt

Zunächst werden die Hauptabsatzmärkte im Bereich E-Mobilität in Asien und nicht in Europa oder Nord-Amerika liegen. Dort wird der Ankauf von Elektrofahrzeugen von den nationalen Regierungen zum Teil schon heute massiv gefördert. Wenn Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, in Genf konstatierte, dass das Herz der Marke in Zukunft auch elektrisch schlagen soll, so dürfte er damit auch die Chinastrategie seines Unternehmens im Blick gehabt haben. Geht es nach dem Willen Pekings, sollen nämlich bis 2015 eine Million Elektroautos auf chinesischen Straßen rollen. Eine Studie der Privatbank HSBC prognostiziert darüber hinaus, dass der Anteil Chinas am weltweiten Markt für Elektromobilität bis 2020 von derzeit 2,7 auf 35 Prozent steigen wird. Die Verknüpfung der Volkswagenstrategie mit dem Reich der Mitte ist für Martin Winterkorn daher unerlässlich, wie er anlässlich der Vorstellung des E-Lavida auf der „Auto China“ in Peking feststellte: „China ist der weltweit wichtigste Markt für den Konzern, und der Erfolg der E-Mobilität in China ist ausschlaggebend für die globale Umsetzung der E-Mobilitätsstrategie.“

Quelle: UD
 

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