Prädikate für die Umwelt: VW setzt auf Transparenz
Mithilfe von Umweltprädikaten will Volkswagen Verbraucher verstärkt auf ökologische Fortschritte einzelner Modelle hinweisen und seine nachhaltige Firmenstrategie transparenter gestalten. Dabei sollen neue Fahrzeuge so entwickelt werden, dass sie unter Berücksichtigung ihres gesamten Lebenszykluses eine bessere Umweltbilanz aufweisen als ihre Vorgängermodelle. Zertifiziert werden die Umweltzeugnisse von der unabhängigen Prüfstelle TÜV Nord. In einer Studie des Verkehrsclub Deutschland (VCD) schaffte es der VW-Polo 1.2 TDI BlueMotion jetzt auch als einziges deutsches Fahrzeug und eines der wenigen Nichthybridmodelle in die Top Ten der umweltfreundlichsten PKW.
05.10.2011
Um auch in Zukunft umweltfreundliche Autos anbieten zu können, setzt man bei Volkswagen auf eine Diversifizierung der Unternehmensstrategie. Im Vorwort des aktuellen Nachhaltigkeitsberichtes erläutern Prof. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands, und Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, diese Idee: „Die Mobilität von morgen bestimmen Effizienz und Vielfalt. Deshalb treibt unser Konzern mit der konzentrierten Innovationskraft seines Mehrmarkenverbundes das gesamte Technologie- und Antriebsspektrum voran: von optimierten Verbrennungsmotoren über Leichtbau bis zum Elektroantrieb.“ Mithilfe von Umweltprädikaten belegt Volkswagen dabei, dass neue Modelle der Marke VW über ihren gesamten Lebenszyklus betrachtet weniger Schadstoffe emittieren und Ressourcen verbrauchen als ihre Vorgänger.
Schadstoffarm ein Leben lang
Bei diesen Prädikaten geht es den Verantwortlichen dabei nicht ausschließlich um abgegebene Emissionen. Für ihre Umweltbilanzen untersuchen die VW-Experten den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges und unterteilen ihn in drei unterschiedliche Abschnitte: die Produktions-, die Nutzungs- und schließlich die Verwertungsphase. Damit fließen sowohl die bei der Herstellung verwendeten Rohstoffe als auch die bei der Verwertung anfallenden Abfall- oder Wertstoffe in die Analyse ein.
Generell unterscheidet die Analyse zwischen Produkt- und Prozessdaten. Die Produktdaten umfassen alle Komponenten, die für die Montage und den Betrieb des Fahrzeuges notwendig sind. Konkret gemeint sind hier Bauteile, Kraftstoffverbrauch und Angaben zur Verwertungsmenge. Bis hin zur einzelnen Schraube wird ermittelt, welche Rohstoffe nötig sind und welche Materialien weiteres Optimierungspotenzial bieten. Auch die benötigte Kraftstoffmenge bei einer durchschnittlichen Laufleistung von 150.000 Kilometern und eventuell recycelbare Rohstoffe in der Verwertungsphase fließen an dieser Stelle in die Berechnung ein. Neben diesen „harten Fakten“ berücksichtigt Volkswagen darüber hinaus noch die Prozessdaten. Gemeint sind etwa der Strom- und Wasserbedarf bei der Produktion oder die Rohstoffe, welche bei Beschaffung, Montage oder dem Vertrieb benötigt werden. Alle Angaben werden entweder aus kommerziellen Datenbanken entnommen oder bei Bedarf vom Konzern selbst erhoben.
Fortschritt und Kontrolle
Für Volkswagen ist das Ergebnis nicht nur eine Hilfe für Verbraucher, um sich besser über die Umwelteigenschaften eines Fahrzeuges zu informieren, sondern auch Teil der konzernweiten Selbstkontrolle. „Der Grund, weshalb wir die Umweltbilanzen eingeführt haben, ist zu sehen, ob unser Handeln auch zielführend ist“, erläutert Günter Damme, Leiter Umwelt des Volkswagen Konzerns.
Das Beispiel Passat zeigt dabei deutlich, dass die Umweltvorgaben, die sich der Konzern selbst gesteckt hat, auch bei seinem Premiumprodukt aus der gehobenen Mittelklasse eingehalten werden. So reduzierten sich die CO2-Emissionen des 1,4 TSI BlueMotion gegenüber dem Vorgängermodell insgesamt um acht Prozent (15 Prozent beim Dieselmodell 2,0 TDI BlueMotion). Auch die tatsächlichen Fahremissionen konnten mithilfe von rollwiderstandsoptimierten Reifen und intelligentem Leichtbau von 158 g CO2 pro Kilometer auf 142 g/km gesenkt werden. Beim Diesel war der Rückgang mit mehr als 25 g/km sogar noch größer.
Als einen Erfolg ihrer Strategie können die Wolfsburger die Wahl zur „umweltfreundlichsten Automarke“ verbuchen. Das Fachmagazin „Firmenauto“ befragte hierfür 2.300 Fuhrparkmanager nach ihrer Meinung. Sven Kunath, Leiter Vertrieb an Groß- und Direktkunden bei Volkswagen, zeigte sich anschließend sichtlich zufrieden: „Wir freuen uns, dass unser Umwelt-Engagement von den Experten im Flottengeschäft anerkannt wird. Die wiederholte Auszeichnung ist für uns Ansporn, unseren Führungsanspruch im Großkundengeschäft durch umweltfreundliche Innovationen weiter auszubauen.“
Automobilklub setzt auf Hybrid
Auch international sind die Wolfsburger mit ihrer Strategie in der umweltfreundlichen Spitzengruppe angekommen. In der aktuellen VCD-Studie schaffte es VW als einziger deutscher Anbieter unter die ersten Zehn, allerdings ist mit dem Polo lediglich ein Modell in den Top Ten vertreten. Die Studie untersuchte dabei nicht nur den Verbrauch der Fahrzeuge im täglichen Einsatz, sondern berücksichtigte auch Angaben zur Lärmbelästigung, der Schadstoffentwicklung und zur Belastung der Natur. Besonders erfolgreich schnitt bei der Studie dabei Toyota ab: Der japanische Autobauer belegte mit seinen Hybridmodellen gleich die ersten vier Plätze und verwies damit die Konkurrenz um Honda, Kia, Nissan, Suzuki und auch Volkswagen auf die Plätze. Der VW-Polo schaffte es auf Platz sieben. Fünf der ersten zehn Fahrzeuge fahren derweil schon mit neuer Hybridtechnologie, wobei reine Elektroautos bisher noch nicht einbezogen wurden.
Mittlerweile wird aber auch erste Kritik an der einseitigen Bevorzugung von Elektro- und Hybridmodellen laut. Ein Test der Wirtschaftswoche kommt bei Plug-in-Hybriden zu dem Ergebnis, dass viele Daten und Berechnungen unter unrealistischen Bedingungen ermittelt werden. So gibt Toyota für sein Edelmodell Prius etwa Emissionen von 59 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer an: Tatsächlich können im Winter, wenn die Akkulaufzeit rapide abnimmt, aber bis zu 160 Gramm CO2 je Kilometer anfallen. Auch bei Elektromotoren würde „Schönfärberei“ betrieben, konstatiert Umwelt- und Verkehrsexperte Axel Friedrich in der „Zeit“ und verweist auf entstehende Emissionen bei der Produktion von Strom oder auch Solarzellen. Bei Volkswagen ist man daher überzeugt, dass nur die breite Diversifizierung von Antriebstechnologien und Modellen langfristig zum Erfolg führt.