Perspektiven 2020: Wie die Lufthansa ihre Nachhaltigkeitsziele ansteuert

In Sachen Nachhaltigkeit zählt die Lufthansa zu den Überfliegern der Branche. Der Konzern mit dem Kranich hat es beispielsweise geschafft, die Entwicklung des Verkehrsaufkommens von der Entwicklung der gasförmigen Emissionen zu entkoppeln – und das durchgängig seit 1991. Wie das gelungen ist, welche Nachhaltigkeitsziele die Kraniche bis 2020 noch anfliegen wollen und wo es dazu Unterstützung bedarf, weiß UmweltDialog.

11.02.2009

Fotos (2): Lufthansa
Fotos (2): Lufthansa

Mächtigen Auftrieb auf der weiteren Reise Richtung Nachhaltigkeit soll zunächst das bislang umfangreichste Flottenerneuerungsprogramm der Firmengeschichte unter die Flügel bringen. 14 Milliarden Euro nimmt der Konzern dafür bis 2015 in die Hand, auf der Einkaufsliste stehen unter anderem Flugzeuge der Modellreihen Airbus A380 und Boeing 747-8, die einen Passagier mit nur noch rund drei Litern Kerosin 100 Kilometer weit befördern.

Diese Modernisierung hat System und wurde bei der Lufthansa seit jeher mit erheblichen Investitionen vorangetrieben. „Der Einsatz moderner, treibstoffarmer Flugzeuge ist schließlich der größte Hebel zur Effizienzverbesserung im technischen Bereich“, weiß Lufthansa-Sprecher Dr. Peter Schneckenleitner. Wären diese Investitionen ausgeblieben, wäre das Bild heute ein anderes, wie die Lufthansa auf ihrer Website vorrechnet. Hätte zum Beispiel der Konzernbereich Lufthansa Passage Airline seine Transportleistung des Jahres 2007 noch mit der Flotte von 1991 erbracht, wären rund drei Milliarden Liter Kerosin mehr verbraucht und 7,6 Millionen Tonnen CO2 mehr emittiert worden.

Die Entkopplung der Transportleistung von den Umwelteffekten bedurfte unterm Strich aber nicht nur effizienterer Jets, sondern einer Kombination unterschiedlicher Maßnahmen. „Im operativen Bereich haben wir etwa leichtere Sitze eingebaut und die Frischwasserbetankung optimiert“, erklärt der Firmensprecher. Außerdem verbanne man derzeit Papier aus den Pilotenkanzeln. Sind diese papierlosen Cockpits einmal konzernweit eingeführt, spart das jährlich 1.100 Tonnen Kerosin, 12.000 Liter Diesel, 16 Millionen Blatt Papier, 476.000 Liter Wasser und elf Tonnen Frischholz. Insgesamt veranschlagt die Airline die Gesamtersparnis dieser Maßnahme im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht auf vier Millionen Euro im Jahr.

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Einen Gegensatz zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz kann der Lufthansa-Sprecher angesichts solcher Zahlen nicht erkennen. „Fakt ist, dass in der Luftfahrt Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen. Weniger Treibstoffverbrauch bedeutet weniger Kosten und somit weniger Umweltbelastung.“ Und das sei ein maßgebliches Ziel für die Lufthansa. Tatsächlich verpflichtet sich der Konzern in seinem Nachhaltigkeitsbericht zur weiteren Reduzierung klimaschädlicher Emissionen. So sollen die spezifischen CO2-Emissionen der Konzernflotte bis zum Jahr 2020 um ein Viertel gegenüber 2006 sinken. Die Stickoxidemissionen sollen sogar um 80 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2000 gekappt werden.

Um diese Ziele zu erreichen, ist die Lufthansa auf etlichen Baustellen aktiv und arbeitet beispielsweise am nachhaltigen Einsatz alternativer Treibstoffe. „Unser erklärtes Ziel bis 2020 ist, dem herkömmlichen Kerosin bis zu zehn Prozent Biotreibstoffe beizumischen“, sagt Schneckenleitner. Hoffnungen setze man dabei insbesondere auf Biokraftstoffe der 2. Generation. „Die versprechen ein hohes Maß an CO2-Reduzierung und stehen bei Verwendung von Abfall, Holz oder Algen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.“ Um 2020 im Ziel einlaufen zu können, stehe man im engen Kontakt mit Treibstoffproduzenten, aber auch mit Flugzeug- und Triebwerksherstellern.

Ein zukunftsfähiger Flugverkehr hängt aber nicht nur von nachhaltigeren Treibstoffen oder einer effizienten Flotte ab. Mindestens ebenso wichtig ist die Lösung logistischer Herausforderungen. Um zum Beispiel die Routenplanung weiter zu optimieren, entwickelte die Lufthansa Systems eine Software, durch die Flugwege ökonomisch und ökologisch effektiver geplant werden können. Laut Schneckenleitner spart deren Einsatz bis zu drei Prozent Treibstoff pro Strecke ein. Optimierungspotenzial wurde auch auf den internationalen Flugrouten ausgemacht. „Allein die seit 2004 geflogene kürzere Lufthansa-Flugroute nach Hongkong führt zu einer Einsparung von 2,4 Millionen Liter Kerosin oder 9.500 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr“, so der Lufthansa-Sprecher. „Ohne die politisch begründeten Umwege könnten wir auch auf jedem Flug von Frankfurt nach Peking und zurück 7,5 Tonnen Kerosin und damit 23 Tonnen CO2-Emissionen einsparen.“

Tatsächlich ist die Lufthansa bei der Erschließung weiterer Effizienzpotenziale oft auf politische Entscheidungen angewiesen, etwa bei Infrastrukturprojekten. Durch den Ausbau der Kapazitäten auf großen Flughäfen wie München oder Frankfurt könnte allein die Kranich-Flotte täglich rund 400.000 Liter Treibstoff einsparen, sagt Schneckenleitner. Zurzeit müsse man diese in Warteschleifen verfliegen. Und: Weitere 500.000 Liter Kerosin ließen sich am Tag einsparen, wenn der seit Jahrzehnten diskutierte einheitliche europäische Luftraum endlich Wirklichkeit würde. Nach Angaben der Lufthansa sänken die CO2-Emissionen des gesamten europäischen Flugverkehrs dadurch auf einen Schlag um mindestens zwölf Prozent. „Aus unserer Sicht ist das eines der größten Klimaschutzprojekte Europas“, sagt Lufthansa-Sprecher Schneckenleitner.

Quelle: UD
 
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