Ideenmanagement bei Vodafone: „Schätze in den Köpfen heben“

Die Umsetzung der Ideen ist das Ziel des Ideenmanagements. Schon Werner von Siemens hatte im 19. Jahrhundert das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) als „Mutter des Ideenmanagements“ in seinen Werken eingeführt, weil er darin ein wesentliches Motivationselement erkannte. Das Beispiel Vodafone zeigt, wie groß der Ideenreichtum der eigenen Mitarbeiter ist. Davon profitieren letztendlich alle.

31.03.2009

Ideenmanagement bei Vodafone, Foto: Werner Gabriel/Vodafone
Ideenmanagement bei Vodafone, Foto: Werner Gabriel/Vodafone
„Das macht mich auf jeden Fall stolz.“ Sebastian Schulz ist glücklich: „Es gibt nicht viele Leute, die ein Patent angemeldet haben.“ Der Vodafone-Techniker aber gehört dazu. Er ist einer von mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen, die sich an der betriebsinternen Aktion „Schalte mal ab!“ beteiligten. Sie dachten darüber nach, welche Systeme, Komponenten, Plattformen und Applikationen des Mobiltelefon-Unternehmens im Netz im Laufe der Zeit überflüssig geworden sind. Ihre Hinweise sichtete ein Aktionsteam aus Technik, Marketing und des Ideenmanagements. Ergebnis: Mindestens 30 nutzlose Systemelemente und Services werden für immer abgeschaltet.

Mit solchen Geistesblitzen der Beschäftigten konnten die Düsseldorfer die Betriebskosten - etwa für Energie und Lizenzen - senken. „Durch die Abschaltung von ineffizienten Systemen sparen wir Kosten und reduzieren Komplexität“, erklärt Gerlinde Leusch vom Bereich „Life Cycle Management“, „denn gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und gesellschaftlichen Wandels sind ein effizientes Kostenmanagement, einfache Strukturen, Schnelligkeit und Klimaschutz wichtig für unseren Geschäftserfolg.“

Ideen gehen nicht aus

„Als Anreiz für die Mitarbeiter“, erzählt Eufemia Pursche, die Leiterin „Ideen-Aktion-Innovation-Management“ bei Vodafone, „gibt’s Prämien und Auszeichnungen.“ Einige Vorschläge waren nun aber - wie jener von Sebastian Schulz - sogar so gut, dass die Firma ihre Mitarbeiter dabei unterstützte, sie zum Patent anzumelden.

„Erfindern und Firmen gehen die Ideen nicht aus“, bilanzierte Mitte März daher zufrieden das Deutsche Patentamt in München das zurückliegende Jahr. Obwohl es bereits die Schatten der nahenden Wirtschaftskrise voraus warf, notierte Cornelia Rudloff-Schäffer, die seit Januar als neue Behörden-Chefin amtiert, durchaus sehenswerte Zahlen: Zwar ging die Anmeldung von Marken und Mustern gegenüber 2007 zurück. „Bei den Patenten aber stiegen sie auf 62.417, ein Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“

Schnelle Antworten sollen motivieren

Gerade in schwierigen Zeiten, betonen dazu Unternehmens-Experten, müssten „Strategien einer optimalen Positionierung von Unternehmen für die Zeit danach verfolgt werden“. Jetzt gelte es, den Schatz in den Köpfen der Mitarbeiter zu heben. Schließlich seien die Ideen der Beschäftigten in vielen Firmen eine der wichtigsten Quellen, um Innovationen anzustoßen und zu realisieren. Diese Aufgabe sollen verantwortungsbewusste Führungskräfte übernehmen. Ihr Auftrag lautet, das Potenzial der Mitarbeiter zu erkennen und herauszukitzeln.

Foto: Vodafone
Foto: Vodafone
Das muss gut organisiert sein. Bei Vodafone etwa soll das erste Feedback an den Ideengeber binnen 24 Stunden erfolgen. Nach einer Vorprüfung wird ein Vorschlag ebenfalls binnen Tagesfrist an die zuständige Fachabteilung geleitet. In über 90 Prozent der Fälle schafft die es, eine Beurteilung binnen eines Monats an ein Komitee zu leiten, das dann entscheidet, ob ein Vorschlag tatsächlich für die Umsetzung taugt. Im laufenden Geschäftsjahr übersprangen dabei bisher 590 von 2.846 Ideen die Hürden. Benefit fürs Unternehmen: fast 10,6 Millionen Euro.

Auch andere Unternehmen ideenreich

Die Umsetzung der Ideen ist das Ziel des Ideenmanagements. „Denn eine Innovation ist erst dann eine Innovation, wenn sie realisiert ist“, weiß Werner Maly, einst Vorstand der Münchener Siemens AG. Sein Konzern kennt den Vorteil engagierter, kreativer Mitarbeiter. Heute zählen Siemensianer zu den ideenreichsten Arbeitnehmern des Landes. Eine Umfrage des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (dib) listet fürs Jahr 2007 immerhin 151 Millionen Euro auf, die solche Verbesserungsvorschläge und neue Ideen der Belegschaft der Siemens AG einsparten.

Noch besser schnitten im dib-Report die Deutsche Post AG mit einer Einsparsumme vom 257 Millionen Euro auf Platz eins vor Volkswagen mit 186 Millionen Euro auf Platz zwei ab. Für das Jahr 2007 befragte dib insgesamt 290 Unternehmen in Deutschland. Ergebnis: 1,4 Millionen Verbesserungsvorschläge erbrachten unterm Strich Einsparungen von 1,49 Milliarden Euro. Das entsprach, berechnete das dib, einem „durchschnittlichen Effizienzgewinn von über fünf Millionen Euro pro Unternehmen oder 684 Euro pro Mitarbeiter“.

Dieser monetäre Effekt ist dabei sicher eines der Hauptziele eines betrieblichen Ideenmanagements. Damit wollen sich die Unternehmen im härter werdenden Wettbewerb gute Positionen schaffen. Inzwischen jedoch geht es um viel mehr: Ideenmanagement soll neben dem Aufdecken von Kosteneinsparungspotenzialen vor allem die Motivation der Mitarbeiter steigern und so eine innovationsfreudige Unternehmenskultur fördern. Damit könne es das Work-Flow-Management verbessern, die Effizienz von Teamarbeit steigern und die Kommunikation verbessern. Es optimiere Prozessabläufe und steigere dadurch Wettbewerbsvorteile, Ideenmanagement schaffe Win-Win-Situation für das gesamte Unternehmen, wissen Personalfachleute. Daher nutzen sie Ideenmanagement auch vermehrt als Instrument der Personalentwicklung.

Kreativität ist Wettbewerbsvorteil

„Es gibt viele Möglichkeiten, wie kleine und mittlere Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können“, hatte schon Günter Rexrodt in seiner Amtszeit als Bundeswirtschaftsminister erkannt, „Maßnahmen zur Steigerung der Innovationsfähigkeit kommen hier ohne Zweifel besondere Bedeutung zu.“  Weiter schrieb Rexrodt in einer Broschüre seines Mnisteriums: „Besondere Aufmerksamkeit ist in diesem Zusammenhang dem Kreativitätspotential und dem Ideenreichtum der Mitarbeiter beizumessen.“ Er pries die „stillen Reserven“, die eine Studie des Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) ins Licht gerückt hatte.

Vor allem die Autozulieferer-Industrie (46 Prozent) nutzt das Instrument überproportional. Zum Vergleich: In der Verwaltung und im Dienstleistungssektor beteiligen sich gerade mal elf Prozent der Mitarbeiter an kreativen Verbesserungsvorschlägen.

Mit mehr als 2.000 Ideen und Verbesserungsvorschläge dagegen konnte Vodafone Deutschland im zurückliegenden Geschäftsjahr ein Einsparpotential von acht Millionen Euro erzielen. Die Skala, auf der der Konzern den durch die Ideen der Mitarbeiter aufsummierten Benefit fürs Gesamtunternehmen notiert, zeigt dabei seit Jahren einen steten Aufwärtstrend: Waren dies im Geschäftsjahr 2003/04 noch unter vier Millionen Euro, ist die Kurve mittlerweile bei über zehn Millionen Euro angekommen.

Geld aber war auch beim Telekommunikations-Unternehmen lange nicht die einzige Motivation für die Mitarbeiter beim Mitmachen. „Es ist wichtig eine Kultur zu fördern, die jungen, kreativen Schöpfern Chancen und Freiheiten bietet, Ideen erfolgreich in Produkte umzusetzen“, sagt Vodafone Deutschland-Chef Friedrich Joussen dazu, „wir brauchen Unternehmer im Unternehmen, die sich etwas zutrauen und Mut zum Risiko haben.“

2008 konnte Vodafone aufgrund der Ideen seiner Mitarbeiter 30 neue Erfindungen zum Patent beim Deutschen Patent- und Markenamt oder beim Europäischen Patentamt in München anmelden.
Quelle: UD
 
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