Die KfW fördert Sozialunternehmer
Im Zusammenleben von Gesellschaften übernehmen Sozialunternehmen wichtige Funktionen. Durch Leistungen, die sonst keiner erbringen will, helfen sie, den sozialen Frieden zu wahren, und kümmern sich etwa um Alte, Kranke oder Kinder. Diese Tätigkeiten sind in erster Linie nicht auf Profit ausgerichtet, erweisen sich im Laufe der Zeit aber häufig als durchaus rentabel. Die KfW Bankengruppe hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums ein Instrument entwickelt, das Unternehmen mit sozialer Ausrichtung in Zukunft stärker fördern soll. In Deutschland startet die Finanzierung zum ersten Januar 2012, und auch in Indien weitet die KfW Bankengruppe ihr Engagement in diesem Bereich aus.
09.11.2011
„Den Berufszweig der Krankenpflege oder Frau Montessoris Kindergärten gäbe es heute nicht, wenn sich nicht Unterstützer gefunden hätten, die sich weder von Zweiflern noch Kritikern aufhalten ließen. Sozialunternehmer brauchen unsere Unterstützung, denn sie leisten einen entscheidenden Beitrag zum Ideenreichtum und damit zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.“ Mit diesen Worten betont Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bei der Vorstellung der neuen KfW-Instrumente die Bedeutung von Sozialunternehmen für die Bundesrepublik. Axel Nawrath, Vorstandsmitglied der KfW, verweist derweil auf mögliche Handlungsschwerpunkte: „Bildung und Integration, Umweltschutz und Armutsbekämpfung, Umgang mit dem demografischen Wandel - das sind nur einige Schlagworte für die sozialen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft gegenwärtig und künftig steht.“
Beide Seiten betonen auf einer Multi-Stakeholder-Konferenz unterdessen, dass der Staat die anstehenden Herausforderungen nicht mehr alleine meistern könne, und daher zunehmend auf innovative Partner aus der Wirtschaft angewiesen sei: „Innovationen sind der entscheidende Tropfen Öl im Getriebe unseres Fortschritts. Mit unserem neuen Förderinstrument stellen wir das Kapital zur Verfügung, das Sozialunternehmen brauchen, damit ihre Ideen wachsen und viele Menschen erreichen“, erläutert Schröder.
Unternehmen mit speziellen Bedürfnissen
Für die gemeinnützige Organisation Ashoka, einer der weltweit führenden Förderer von sozialen Unternehmungen, hat sich in der Branche in den letzten Jahren einiges bewegt. So betont Felix Oldenburg, Hauptgeschäftsführer der deutschen Sektion von Ashoka, dass heute viele junge Unternehmer nicht mehr ausschließlich gewinnorientiert denken, sondern mit ihrem wirtschaftlichen Engagement die Welt verändern wollten: „Da tut sich gerade etwas Fundamentales“, berichtet er in der „Welt“.
Für Sozialunternehmen gehe es in diesem Zusammenhang aber auch darum, profitabel und effizient zu arbeiten, um auch in Zukunft am Markt bestehen zu können. Bis heute haben viele ambitionierte Projekte allerdings das Problem, dass sie keinen Zugang zu regulären Krediten haben. Um ihre Idee nach einer erfolgreichen Gründung in die Breite zu tragen, sind die Unternehmen oftmals auf Spenden oder strikt projektbezogene und damit oftmals unflexibele Fördermittel angewiesen. Im Gespräch mit der „Welt“ betont Oldenburg: „Es gibt nicht unbedingt zu wenig Geld für Sozialunternehmen, es gibt das falsche Geld."
Ein Ansatz für die Zukunft Deutschlands
Mit der Institutionalisierung der Förderung hoffen die Experten der KfW jetzt, diese Lücke schließen zu können. Dabei können Unternehmen mit einem innovativen Geschäftsmodell und einer starken sozialen Ausrichtung in Zukunft auf schnelle und auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittene Finanzierung hoffen. Bei der Umsetzung arbeitet die Bankengruppe dabei mit weiteren Finanzierungspartnern wie Fonds, Business Angels oder Stiftungen zusammen, deren Engagement sie künftig in gleicher Höhe und bis zu einem Betrag von 200.000 EUR ergänzen kann. Nawrath ist sich dabei sicher: „Schon heute gibt es hier vielversprechende Ansätze und Konzepte. Diese wird die KfW mit ihrem Finanzierungsangebot gezielt fördern.“ Das so generierte Kapital können die Jungunternehmer in den Ausbau der eignen Firma investieren und zur Deckung der Eigenkapitalquote bei regulären Geschäftsbanken vorweisen.
In Indien geht es um die Grundversorgung
Auch in Indien weitet die KfW-Bankengruppe ihr Engagement für Sozialunternehmen weiter aus. Das Land verzeichnete in den letzten Jahren eine der weltweit höchsten Wirtschaftswachstumsraten, sieht sich aber zunehmend mit großen Unterschieden bei der Einkommensverteilung konfrontiert. Auch hier übernehmen Sozialunternehmen daher verstärkt Aufgaben, die früher zu den Kernkompetenzen des Staates zählten. Konkret verweist die KfW etwa auf die Bereitstellung einer erschwinglichen ärztlichen Grundversorgung oder hygienisch einwandfreier sanitärer Anlagen in Slumgebieten und die Förderung effizienter Anbau- und Vermarktungsmethoden in der Landwirtschaft. Mit einer Eigenbeteiligung von fünf Millionen Euro unterstützt die KfW ab sofort den Fond Aavishkaar II. Dieser wird von der indischen Beteiligungsgesellschaft Aavishkaar aufgelegt und ist Teil einer Reihe von Finanzmitteln zur Unterstützung sozialer Unternehmungen in Indien. Daher sollen insgesamt 25 indische Unternehmer unterstützt werden, die innovative und günstige Produkte und Dienstleistungen für Arme in unterversorgten, meist ländlichen Regionen Indiens in den Bereichen Gesundheit, Wasser- und Sanitärversorgung, Bildung, landwirtschaftliche Produktion und erneuerbare Energieversorgung anbieten. Der Fond soll ein Gesamtvolumen von über 80 Millionen Euro haben und wäre somit einer der größten seiner Art auf dem Subkontinent.