Verantwortungsvolle Lieferkette bei Miele
Verantwortung hört nicht an den eigenen Werkstoren auf: Gerade für Unternehmen wie den Hausgerätehersteller Miele, die Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells begreifen, ist es wichtig, CSR-Standards auch auf Zulieferer zu übertragen. Die Organisation einer verantwortungsvollen Zuliefererkette ist bei der zunehmenden Globalisierung der Produktion dabei nicht immer einfach. Das Gütersloher Traditionsunternehmen Miele setzt daher ganz bewusst auf eigene Werknormen, die entsprechende Zulieferer unterzeichnen müssen. Zusätzlich kontrolliert der Hausgerätehersteller regelmäßig, ob Umwelt, Sozial- und Antikorruptionsvorgaben tatsächlich umgesetzt werden.
23.07.2012
Bei über 2.300 Lieferanten ist eine nachhaltig gemanagte Zuliefererkette dabei besonders wichtig. Damit das funktioniert, kümmern sich bei Miele mehr als 170 Mitarbeiter um den Einkauf und die Pflege bestehender Lieferantenbeziehungen. „Dabei legt Miele Wert auf faire, partnerschaftliche und langfristige Geschäftsbeziehungen und bindet Lieferanten dialogorientiert systematisch in die Produktenstehungsprozesse ein,“ heißt es hierzu im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht. Zwar bezieht das Unternehmen 95 Prozent seines gesamten Einkaufsvolumens aus Europa, aber auch hier gelte es, klare Regeln aufzustellen und einzuhalten.
Verlässliche Standards
Als Basis für die Zusammenarbeit setzt Miele seit 2004 auf ein nachprüfbares Verfahren: Hierbei verpflichten sich potenzielle Zulieferer schon während des Auswahlprozesses, Nachhaltigkeitskriterien in Anlehnung an den SA8000-Standard einzuhalten. Dieser wurde von der Nichtregierungsorganisation Social Accountability International (SAI) entwickelt und gilt als umfassendes Sozialmanagementsystem. Unabhängig vom Standort oder Tätigkeitsfeld verpflichten sich Unternehmen damit, Sozialstandards einzuhalten, Kinderarbeit auszuschließen und eine gerechte Entlohnung sicherzustellen. Dass es sich bei dieser Maßnahme nicht um PR oder „Green Washing“ handelt, erläutert Miele auf seiner Nachhaltigkeitswebsite: „Nur mit einer vollständigen Selbstauskunft qualifizieren sich die Lieferanten für den weiteren Auswahlprozess. Andernfalls wird die Zusammenarbeit nicht aufgenommen.“
Zur Sicherstellung ökologischer Standards setzen die Gütersloher zudem auf bewährte ISO-Normen. Auch hier verpflichten sich Zulieferer, die Produktionsbedingungen an den festgesetzten Vorgaben auszurichten. Häufigstes Werkzeug in diesem Bereich ist dabei die ISO 14001-Norm: Dieses international anerkannte Umweltmanagementsystem wurde von der Internationalen Organisation für Standardisierung entwickelt und regelt unter anderem die Offenlegung von Umweltkennzahlen, die Berücksichtigung von Umweltrisiken bei der Produktion und das Abfallmanagement. Gemeinsam mit den Vorgaben im Sozial- und Arbeitnehmerbereich erhöht diese Vorgehensweise Mieles Einflussmöglichkeiten auf die Zuliefererkette und sichert zudem die erforderliche Transparenz in den Lieferantenbeziehungen.
Kontrolle und Dialog
Für ein Unternehmen, das wie Miele Wert auf langfristige Partnerschaften legt, sind Einstiegshürden zwar ein wichtiges, aber nicht das ausschließliche Kriterium. Zulieferer müssen sich daher in regelmäßigen Abständen sogenannten Prozess-Audits unterziehen oder bei persönlichen Besuchen von Miele-Mitarbeitern die Einhaltung der Zusagen nachweisen. Welches Vorgehen dabei zum Tragen kommt, entscheiden vorab festgelegte Risikoeinstufungen. Miele-Mitarbeiter bewerten dabei auf der Basis von Produktionsstandort und Branchenzugehörigkeit die Bedeutung der einzelnen Punkte für die Fertigung. Abhängig von festen Maßstäben werden die Zulieferer in drei Kategorien eingeteilt.
Persönliche Kontrollen finden anschließend bei Partnern mit der Bewertung „mittleres oder hohes Risiko“ statt - Selbstkontrolle greift lediglich bei Unternehmen mit geringem Risiko. Miele selbst betont auf seiner Nachhaltigkeitsseite zwar, dass eine vollständige Sperrung eines bereits bereits verpflichteten Zulieferers bisher auch „dank sorgfältiger Vorauswahl noch nicht vorgekommen“ sei, stellt aber unmissverständlich klar: „Verstöße beispielsweise gegen Kinderarbeit sind absolutes und sofortiges Ausschlusskriterium.“
Bei weniger gravierenden Verstößen gelte allerdings der Grundsatz eines offenen Dialogs. Betroffene Firmen bekommen in enger Abstimmung mit Miele eine zweite Chance, bei der sie festgestellte Regelverletzungen in einem so genannten „Eskalationsprozess“ beheben können und entsprechende Maßnahmen vorlegen müssen. Diese werden von Miele anschließend auf ihre Glaubwürdigkeit und den Einsatz in der Praxis überprüft
Erreichtes und Ziele
Klares Ziel von Miele ist es, Verstöße gegen die Unternehmenspolitik zukünftig zu minimieren. Auch wenn der Hausgerätehersteller sich hierbei auf einem guten Weg sieht, mussten im Geschäftsjahr 2009/2010 noch 14 Zulieferer vor Vertragsabschluss abgelehnt werden, die die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien nach SA8000-Standard nicht bestätigt hatten. Bis Ende 2012 soll die Implementierungsphase des 2009 installierten Lieferantenmanagement-Systems abgeschlossen sein, die Durchführung der Audits und Kontrollbesuche sollen weitgehend standardisiert werden.