HVB Gründerinnen-Mentoring: Frauen unterstützen Frauen
Online Designer-Outfits kostengünstig ausleihen oder per digitalem Messgerät die Größe der schnellwachsenden Kinderfüße ermitteln. Mit diesen Unternehmensideen konnten Gründerinnen den Frauenbeirat der HypoVereinsbank überzeugen. Insgesamt wurden sechs Gewinnerinnen aus 180 Einreichungen ausgewählt, um an dem diesjährigen Mentoring-Programm für Neu-Unternehmerinnen teilzunehmen. Die Frauen werden bei ihrer Existenzgründung ein halbes Jahr lang von jeweils einem Mitglied des Frauenbeirats sowie von Gründungsexperten der HVB begleitet.
09.09.2013
„Sei mutig und trau Dir was zu! Dennoch sollten Gründerinnen auch überlegen, ob ihr soziales Umfeld, Eltern und Familie die Pläne mittragen. Schließlich wird man auf längere Sicht einen Großteil seiner Zeit in dem Unternehmen verbringen.“ - Das ist einer der Ratschläge, den Maria-Theresia von Seidlein, Mitglied des HVB Frauenbeirats und Leiterin der 2012 gestarteten Initiative ihren Neu-Gründerinnen mit auf den Weg gibt. Von Seidlein weiß wovon sie spricht, hat sie doch selbst erfolgreich ein Unternehmen gestartet. „Ich rate Gründerinnen, realistisch zu sein: Selbstständigkeit ist keine romantische Idee zur Verwirklichung idealistischer Träume. Das Fundament, der Ansatz und die Vision müssen absolut ausgereift sein“, fügt Andrea Karg, ebenfalls Mentorin des Programms und Unternehmensgründerin, hinzu.
Wie eine gelungene Unternehmensidee aussieht, zeigt Dr. Nicola Rodewald, die zu den diesjährigen Gewinnerinnen des Mentoring-Programms gehört. Sie ist einer der Geschäftsführer von Amiravita. Der Kölner Dienstleister stellt Unternehmen, Kommunen oder Institutionen Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmer mit pflegebedürftigen Angehörigen zur Verfügung. Dazu zählen beispielsweise ein Online Pflege-Ratgeber oder die Erarbeitung von individuellen Pflegelösungen: „Die Belastungen durch die Pflege sind hoch. 17 Prozent der pflegenden Angehörigen sind depressiv. Rund 50 Prozent reduzieren die Zahl ihrer Arbeitsstunden oder geben ihren Beruf auf“, sagt Rodewald. Ihr Ziel sei es, durch die Unterstützung der Betroffenen zur Lösung dieses gesellschaftlichen Problems beizutragen. Und dieses wird in den kommenden Jahren durch den demografischen Wandel an Brisanz zunehmen. Das statistische Bundesamt prognostiziert einen Anstieg der Pflegebedürftigen-Zahl von 2,2 Millionen im Jahr 2007 auf 2,9 Millionen im Jahr 2020.
Das Programm 2013
Rodewald freut sich vor allem auf den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Jung-Unternehmerinnen und ist gespannt darauf, wie die anderen Frauen ihre Geschäftsideen umsetzen. Darüber hinaus möchte sie von dem Expertenwissen der Mentorinnen profitieren und durch das Programm neue Unternehmenskontakte knüpfen: „Da Susanne Porsche von unserem Vorhaben, die erste betriebseigene Tagespflegeeinrichtung für pflegebedürftige Angehörige von Mitarbeitern aufzubauen, sehr begeistert ist, unterstützt sie uns, Unternehmen diese Idee vorzustellen.“
Neben den Terminen mit der jeweiligen Mentorin und den Gründungsexperten der HVB warten auf Rodewald und die anderen Gewinnerinnen Veranstaltungen mit den Kooperationspartnern des HVB-Mentorings. Auf dem Programm stehen die Teilnahme an der Konferenz DLDwomen, die sich mit Zukunftsthemen aus Sicht der Frauen befasst, oder der Redaktionsbesuch vom „Cover“-Magazin, bei welchem die Gründerinnen einen Tag lang im Networking, Auftreten und Styling beraten werden: „Eine der ausgewählten Mentees hat die Möglichkeit, im Januar 2014 für eine Woche mit dem German Silicon Valley Accelerator nach San Francisco zu reisen“, erklärt der HVB Frauenbeirat. Dort könne sie dann ihre Geschäftsidee präsentieren, sich austauschen und internationale Kontakte knüpfen.
Rahmenbedingungen
Für einen Platz im Mentoring-Programm dürfen sich einzelne Gründerinnen oder Gründerteams bewerben. Entscheidend ist, dass sie ihren Firmensitz in Deutschland haben und innerhalb eines Jahres gründen wollen oder innerhalb der letzten beiden Jahre mit ihrem Unternehmen gestartet sind: „Existenzgründungen sind wichtig für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Angesichts immer mehr gut ausgebildeter Frauen ist es von großer Bedeutung, dass die Rahmenbedingungen für Gründerinnen passen“, betont Bernhard Landgraf, verantwortlicher Bereichsleiter für Gründungs- und Nachfolgefinanzierung der HVB.
Einer diesjährigen Studie der HVB über Ausbildung und Motivation von Gründerinnen in Deutschland zufolge fühlen sich aber Frauen bei einer Existenzgründung immer noch benachteiligt: „Sie konstatieren, dass Förderprogramme und Beratungsangebote die spezifischen Gründungssituationen von Frauen nicht verstehen oder die Anforderungen von Frauen nicht berücksichtigen.“ Die Studie hatte ebenfalls gezeigt, dass sich Gründerinnen ausdrücklich weibliche Mentoren während eines Mentoring-Programms wünschten. Allerdings sei Mentoring als Gründungsunterstützung keine Selbstverständlichkeit. So wisse jede fünfte Gründerin nicht, wie sie derartige Hilfe bekommen könne.