IBU: zehn Jahre Umwelt-Produktdeklarationen
Seit zehn Jahren veröffentlicht das IBU unabhängig geprüfte Informationen über die Umweltwirkungen von Bauprodukten in Form von Umwelt-Produktdeklarationen (EPD). Über 1.000 dieser EPDs, 100 verschiedene Bauproduktgruppen mit eigenen Regeldokumenten und nun auch die Veröffentlichung dieser Daten in der öffentlichen Baustoffdatenbank des Bundes sind ein guter Grund für einen Blick zurück und einen Blick in die Zukunft.
07.09.2015
Wer sich eingängig dem Thema Nachhaltiges Bauen widmet, kommt um die Bezeichnung „EPD“ (Umwelt-Produktdeklaration – Environmental Product Declaration) nicht herum, denn diese drei Buchstaben stehen für ein Informationssystem über die Umweltwirkungen von Bauprodukten, aus denen sich ein jedes Bauwerk zusammensetzt. Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) in Berlin hat maßgeblich an der Entwicklung dieses Systems mitgearbeitet. Bereits seit mehr als 30 Jahren haben sich die Mitglieder des IBU – seinerzeit als AUB (Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt) gegründet - dem Leitgedanken der Nachhaltigkeit bei Bauprodukten verpflichtet. Das Ziel: Die Umweltwirkungen von Bauprodukten transparent machen und neutrale Informationen liefern über alle Etappen im Lebensweg eines Produktes von der Ressourcenentnahme bis zur Deponierung oder Wiederverwendung.
Das Instrument dazu ist seit 2005 die EPD: Hersteller erstellen für ihr Produkt eine Ökobilanz und legen diese Daten in einer EPD nach europäischer Norm offen. Das IBU lässt diese von unabhängigen Experten überprüfen und veröffentlicht die EPD anschließend. So stehen die Informationen über das Bauprodukt in einheitlicher Form den Anwendern wie Architekten, Planern und Experten der Gebäudezertifizierungssysteme zur Verfügung. Aufgrund der Normenkonformität und des unabhängigen Überprüfungsprozesses genießen EPDs hohe Akzeptanz.
Ein Standard für Bauprodukte: branchenübergreifend, international und erfolgreich
Was mit zwei veröffentlichten EPDs im Jahr 2005 begonnen hat, ist heute Industriestandard bei Baustoffen. Und das durch die erfolgreiche Arbeit des IBU nicht nur in Deutschland, sondern europa- und weltweit. Nach zehn Jahren kann das IBU auf über 1.000 erfolgreich geprüfte und veröffentlichte EPDs zurückschauen, die für über 10.000 Produkte verlässliche ökobilanzielle Datensätze liefern. Das IBU ist damit der bedeutendste Programmhalter für EPDs. Unternehmen aus 17 Nationen sind mittlerweile Mitglied beim IBU und veröffentlichen ihre EPDs über das IBU-Programm. Auch die Vielfalt der deklarierten Produkte ist enorm: „Alle klassischen Hochbauprodukte für Boden, Wand und Dach sind bei uns fast ausnahmslos vertreten, sei es aus metallischen, mineralischen, bauchemischen oder nachwachsenden Rohstoffen“, so Dr. Burkhart Lehmann, Geschäftsführer des IBU. „Darüber hinaus haben wir aber auch Produkte für die Inneneinrichtung, aus dem Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung und Tiefbauprodukte in unserem vielfältigen Spektrum“, ergänzt Lehmann.
Diese Vielfalt erfordert spezifische Regeln für die Offenlegung der einzelnen Produktgruppen, denn „es macht natürlich einen Unterschied, ob die Ökobilanz für eine Leuchte oder Zement berechnet und ausgewiesen wird. Das beginnt schon bei der Einheit, in der das Produkt deklariert wird“, erklärt Lehmann. Deshalb gibt es zusätzlich zu den internationalen und europäischen Standards und Normen, nach denen jede EPD erstellt und geprüft wird, die sogenannten Produkt-Kategorieregeln (Product Category Rules - PCR). Sie sorgen für eine einheitliche und sinnvolle Berechnung und Beschreibung der Produktinformationen in den EPDs. Über das Deklarationsprogramm des IBU wacht ein unabhängiger Sachverständigenrat mit namenhaften Experten u.a. aus Wissenschaft, Normung und Umweltbehörden, der jedes einzelne PCR-Dokument frei gibt.
160 neue EPD-Daten des IBU in der Baustoffdatenbank des Bundes ÖKOBAUDAT veröffentlicht
Das transparente Verfahren und die hohe Qualität dieser Informationen vom IBU sowie der Bedarf an diesen Daten für die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden erkennt auch der Bund an, der mit dem BNB-System (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) über ein eigenes Zertifizierungssystem verfügt und regelmäßig die EPD-Daten für eigene Bauprojekte benötigt. Als Betreiber der öffentlichen Baustoffdatenbank ÖKOBAUDAT hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR gemeinsam mit dem IBU eine Schnittstelle geschaffen, damit diese Daten vom IBU zielgerichtet in die ÖKOBAUDAT übertragen werden können und so Anwendern für die verschiedenen Gebäudezertifizierungssysteme wie BNB, DGNB oder LEED an zentraler Stelle zur Verfügung stehen. Das IBU hat bereits über 160 aktuelle deutschsprachige EPDs an die ÖKOBAUDAT übergeben. Sie sind dort seit wenigen Tagen veröffentlicht. Ab sofort können Hersteller ihre vom IBU verifizierten und veröffentlichten EPDs ohne Zusatzkosten und ohne großen Aufwand in diese nationale Datenbank für EPDs einstellen. Jeder Interessierte kann auf diese Daten zugreifen. Burkhart Lehmann ist überzeugt: „Die Schnittstelle zur ÖKOBAUDAT ist ein Mehrwehrt für alle Beteiligten, der die Zahl und Bedeutung von EPDs in Zukunft weiter stärken wird.“