Nachhaltigere Landwirtschaft dank Fruchtwechsel?
Was zu Omas und Opas Zeiten in der Landwirtschaft übliche Praxis war, findet auch heutzutage noch Anwendung: Der Anbau von verschiedenen aufeinander abgestimmten Pflanzenkulturen in regelmäßigem Wechsel, der sogenannten Fruchtfolge. Das hat zahlreiche ökologische und ökonomische Vorteile gegenüber einem Anbau in Monokultur – ist aber auch deutlich aufwendiger. McDonald’s Deutschland hat dazu ein Pilotprojekt gestartet.
28.05.2021
Zuerst Kartoffeln, dann Möhren und schließlich Zwiebeln – aber niemals die gleiche Pflanzenfamilie mehrmals hintereinander: Wer einen eigenen Gemüsegarten hat, kennt das Prinzip des Fruchtwechsels. Dabei wird nach der Ernte der einen Gemüsesorte zum Saisonwechsel eine andere Gemüsesorte an der gleichen Stelle gepflanzt. „Die Einhaltung der Fruchtfolge und ein regelmäßiger Fruchtwechsel sind im Gemüsegarten entscheidend für den Ernteerfolg“, heißt es dazu im Online-Magazin Mein schöner Garten. „Die Pflanzen werden so optimal mit Nährstoffen versorgt und sind widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und Krankheiten.“
Fruchtwechsel: bessere Böden, weniger Unkraut …
Was im Kleinen Relevanz hat, gilt umso mehr bei der Bewirtschaftung großer Felder: „Ohne Fruchtfolge ist der Anbau von Nahrungspflanzen auf dem Acker kaum möglich“, informiert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Bei einigen Dauerkulturen wie Obst, Wein oder Hopfen sei der Anbau von nur einer Art machbar, bei einjährigen Ackerkulturen wie Getreide, Kartoffeln oder Kohl hingegen nicht. „Hier hätte der wiederholte Anbau ein und derselben Kulturpflanze auf der gleichen Fläche auf Dauer fatale Folgen.“ Solche Monokulturen sind zum Beispiel anfälliger für Schädlinge und auch Krankheiten sowie Unkräuter vermehren sich viel stärker. Zudem nimmt die Bodenfruchtbarkeit mit der Zeit immer mehr ab, denn Monokulturen nutzen die Nährstoffe im Boden nur einseitig, wie das Magazin Utopia berichtet. Die Landwirte müssten mehr Pestizide und Herbizide einsetzen und auch häufiger düngen. Das wiederum schädige aber sowohl den Boden als auch das Grundwasser. Außerdem seien Felder mit Monokulturen anfälliger für Bodenerosion, müssten daher aufwendig gepflügt werden und auch Tiere fänden weniger Nahrung. Darüber hinaus ist diese Art des Anbaus auf Dauer auch nicht wirtschaftlich: „Die Folge einer solchen Bewirtschaftung wäre, dass die Erträge drastisch abnehmen“, so die BLE.
Regelmäßiger Fruchtwechsel und die Einhaltung von passenden Fruchtfolgen vermindern hingegen die Probleme, die durch den dauerhaften Anbau von nur einer Kulturpflanze entstehen würden. „Durch den geordneten, sinnvollen zeitlichen Wechsel standortangepasster Pflanzenarten kann der Gefahr der Bodenerosion, der Stickstoffauswaschung, der Humusverarmung, der Verunkrautung, der Zunahme von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen am wirkungsvollsten vorgebeugt werden“, erklärt der Bundesverband Boden e.V.
… aber auch aufwendiger als Monokultur
Warum gibt es also angesichts der Nachteile überhaupt noch Monokulturen? Für landwirtschaftliche Betriebe ergeben sich durch den Anbau von nur einer Pflanzenart auch Vorteile (zumindest sofern diese für den Anbau in Monokultur geeignet ist, wie beispielsweise Kaffee oder Mais), weiß man beim Internetportal Planzenforschung.de, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. So könnten die Landwirte zum Beispiel immer wieder dieselben Maschinen einsetzen und auf etablierte Vermarktungsstrukturen zurückgreifen. Außerdem benötige man dadurch nur auf dem Gebiet der angebauten Monokultur entsprechendes Spezialwissen.
Die Fruchtfolge ist darüber hinaus ein komplexes System, bei dem gewisse Regeln beachtet werden müssen, erklärt die BLE. So müssten zum Beispiel Anbaupausen eingehalten werden, unter anderem um Erkrankungen durch Pilze oder den Befall von Schädlingen zu vermeiden. Bei Weizen benötige man etwa zwei bis drei Jahre Pause, bevor man ihn auf dem gleichen Feld erneut anbauen könnte, bei Futtererbsen seien es sogar sechs Jahre. In den Anbaupausen der Hauptkulturen könne man Zwischenfrüchte wie Gelbsenf oder Klee pflanzen. Diese würden dann nicht geerntet, sondern in den Boden eingearbeitet und förderten so die Bodenfruchtbarkeit. „Zwischenfrüchte bieten aber noch weitere Vorteile: Sie bedecken den Boden in den sonst vegetationslosen Zeiten und schützen ihn damit vor Erosion und Austrocknung“, erläutert die BLE. Zudem müsse man Kulturen in die Fruchtfolge integrieren, die zu einem guten Humusgehalt beitragen. „Langfristig sollten Landwirtinnen und Landwirte darauf achten, dass der Humusgehalt im Boden zunimmt – selbst wenn die Zunahme nur gering ist. Mindestens aber sollte dafür gesorgt werden, dass es zu keiner Abnahme kommt.“
Crop Rotation bei McDonald’s Deutschland
Wie man den Fruchtwechsel auf dem Feld auch gemeinschaftlich angehen kann, erprobt derzeit McDonald’s Deutschland mit dem Fruchtwechsel-Pilotprojekt „Crop Rotation“. Rund zwei Drittel der Rohwaren bezieht das Unternehmen nämlich aus Deutschland. So stammen die Kartoffeln, die für die Pommes Frites verwendet werden, zu 70 Prozent aus heimischem Anbau und der Weizen für die Burger-Brötchen wird sogar zu 75 Prozent von deutschen Landwirten angebaut. Für das Fruchtwechsel-Projekt kooperiert McDonald’s mit seinen Lieferanten: dem Unternehmen Agrarfrost, das Kartoffelprodukte herstellt, und der Großbäckerei Lieken. Zunächst bauen die Vertragslandwirte von Agrarfrost auf ihren Feldern die Kartoffeln an. Nach der Ernte wird dort schließlich Weizen angebaut, den Lieken für die Brötchen verwendet. „Die enge Zusammenarbeit nicht nur zwischen McDonald’s und seinen Lieferanten, sondern auch unter den Lieferanten, ist ein wichtiger Innovationsmotor in unserer Lieferkette. Zugleich fördern wir damit eine nachhaltige Landwirtschaft“, erklärt Diana Wicht, Director Supply Chain, Quality Assurance & Sustainability bei McDonald’s Deutschland. Weitere Maßnahmen, um die Landwirtschaft und damit auch die Versorgung mit Lebensmitteln nachhaltiger zu gestalten, sind zum Beispiel das Young Farmer Programm oder das Programm für bessere Rinderhaltung BEST Beef.
Vom Hof auf den Tisch
Im Rahmen des European Green Deals veröffentlichte die Europäische Kommission die „Farm to Fork“-Strategie. Damit will die Kommission das gesamte europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger gestalten und so den Klimawandel bekämpfen, die Artenvielfalt erhalten sowie für gerechte Einkommen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette sorgen. So ergreift die Kommission zum Beispiel Maßnahmen, um bis 2030 den Einsatz gefährlicher Pestizide in der Landwirtschaft zu halbieren. Auch der übermäßige Nährstoffeintrag in die Umwelt soll reduziert werden, daher will die Europäische Kommission den Düngemitteleinsatz bis 2030 um mindestens 20 Prozent verringern. Ein wichtiger Eckpfeiler der Strategie ist zudem der ökologische Landbau. Bis 2030 sollen 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in der EU ökologisch bewirtschaftet werden. „Die Biodiversitätsstrategie und die Strategie ‚Vom Hof auf den Tisch‘ bilden den Kern des ‚Grünen Deals‘ und stehen für ein neues, harmonischeres Zusammenspiel von Natur, Lebensmittelerzeugung und biologischer Vielfalt. Es geht schließlich um die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen und nicht zuletzt um Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität. Bei dem Umbruch, den wir in Angriff nehmen möchten, spielen diese Strategien eine tragende Rolle“, erläutert Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission.