Produktion

Tödliche Textilindustrie?

Hauptsache billig. Dieses Motto herrscht für Viele beim Kauf von Kleidung. Dass dabei Geiz auch tödlich sein kann, zeigte sich jetzt wieder in Bangladesh: Beim Einsturz einer dortigen Textilfabrik sind mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Als Ursache gelten mangelhafte Kontrolle der Produktionsstandorte und der dortigen Arbeitsbedingungen. Auch bei der Ernte von wichtigen Rohstoffen, wie etwa der Baumwolle, kommt es regelmäßig zur Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten. UmweltDialog bietet einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen bei der Herstellung von Kleidung.

17.05.2013

Welchen Einfluss haben Verbraucher mit ihrer Kaufentscheidung? Foto: Marc Heiligenstein Fotolia.com
Welchen Einfluss haben Verbraucher mit ihrer Kaufentscheidung? Foto: Marc Heiligenstein Fotolia.com

Gerade einmal 23 Euro-Cent pro Stunde verdienen Näherinnen in Bangladesh. Stimmen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft mahnen deshalb immer wieder die Verantwortung der Verbraucher an: Diese hätten in der medial vernetzten Welt die Möglichkeit und damit auch die Pflicht, sich über Produktionsbedingungen in Asien oder Umweltrisiken in Afrika zu informieren und durch ihre Kaufentscheidung anschließend Einfluss auf die globalen Konzerne zu nehmen. [Die Welt (2012)"Wir wollen den mündigen Verbraucher"] Aber kann das überhaupt funktionieren? Zwar gibt es gerade in der Textilbranche immer bessere Kontrollen und Maßstäbe [UmweltDialog (2011)"Neuer Maßstab zur Bewertung von Textilien und Schuhen unter nachhaltigen Aspekten“], die Fülle an Informationen und die inflationären Zunahme von Gütesiegeln erschweren jedoch den Überblick und sorgen so oftmals für Verwirrung [UmweltDialog (2012)"Grüne Modelabels und Siegel oftmals Mogelpackung“].

Bali

Beispiel Produktion


Das Beispiel der Textilfabrik in Bangladesh hat dabei gezeigt, dass auch schärfere Kontrollen nicht zwangläufig eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zur Folge haben. Denn noch immer drücken europäische Discounter die Preise und fördern mit ihrer ultimativen Drohung der Produktionsverlagerung die Unterwanderung geltender Sicherheitsbestimmungen. [UmweltDialog (2012) "Discounter dulden schlechte Arbeitsbedingungen“] Erfolge, wie etwa die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in dem asiatischen Billiglohnland, entpuppen sich so oftmals als leere Versprechungen [UmweltDialog (2010) "Bangladesch: Weiter Aufruhr in der Textilindustrie“]. Um die Bedürfnisse der westlichen Kundschaft möglichst kostengünstig zu bedienen, werden im Gegenteil auch Produktionsmethoden eingesetzt, die in Europa längst verboten sind. [UmweltDialog (2012) "Sandstrahl-Technik gefährdet immer noch die Gesundheit tausender Textilarbeiter“]

Es gibt aber auch positive Entwicklungen: So engagiert sich der deutsche Unternehmer Michael Otto seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen im Textilsektor. Regelmäßige Prüfungen vor Ort helfen dabei, die Einhaltung von Sozialstandards sinnvoll zu überprüfen. (UmweltDialog (2010) "Unterwegs in den Textilfabriken Bangladeschs: Über Mindestlöhne und Erfolgserlebnisse“] Dass die Unternehmen durch den Druck der Verbraucher zunehmend gezwungen werden, ihre Lieferketten nachhaltig auszurichten, verdeutlicht auch das Beispiel der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft MAZARS. Sie hat ein Prüfinstrument entwickelt, das Unternehmen erlaubt, ihre Zulieferkette auf Verletzungen von Menschenrechtsaspekten zu untersuchen [UmweltDialog (2013) "Mazars prüft weltweit Menschenrechtssituation in Firmen mit Augenmaß und gesunder Skepsis“]. Zu welchen Ergebnissen das Engagement für eine nachhaltige Zulieferkette führen kann, zeigt das Beispiel von Tchibo in Bangladesh [UmweltDialog (2013) "Tchibo bekennt sich zu langfristigem Engagement in Bangladesch"].

Beispiel Baumwolle


Bei der Produktion der für die Textilindustrie unverzichtbaren Baumwolle scheint die Wirtschaft bereits einen Schritt weiter zu sein. Mithilfe verantwortungsvoller Unternehmen und unabhängiger Stiftungen ist es in den letzten Jahren gelungen, die Probleme der Baumwollpflücker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken [UmweltDialog (2009) "Handel hilft Afrika mehr als Almosen“]. Aus diesem Engagement entstand unter anderem die von der „Aid by Trade Foundation“ getragene Initiative „Cotton made in Africa“. Sie setzt sich für die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards bei der Zucht und Ernte von Baumwolle ein und erreicht eine wachsende Zahl interessierter Unternehmen [UmweltDialog (2012) "Wachsendes Interesse an Cotton made in Africa”]. Auch Tchibo setzt sich seit einigen Jahren für eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Baumwollfarmern und ihren Familien ein – unter anderem mit einem Bildungsprojekt in Benin [UmweltDialog (2013) "Schulprojekt in Afrika macht Fortschritte“].

Beispiel Umweltverschmutzung


Neben Problemen bei der Einhaltung von Sozialstandards und Menschenrechten ist vor allem die Belastung der Umwelt ein ernstes Problem. Bereits 2011 kritisierte die Naturschutzorganisation Greenpeace die Verschmutzung chinesischer Flüsse durch die Textilindustrie [UmweltDialog (2011) „Greenpeace-Report zur Verschmutzung chinesischer Flüsse durch die Textilindustrie“]. 2012 erweiterte Greenpeace seine Kritik auf Unternehmen in Mexiko. Die Sportartikel-Hersteller Puma, Adidas, Nike, Li Ning sowie die Modemarken Levis, H&M, C&A und Marks & Spencer verpflichteten sich daraufhin, auf den Einsatz von umweltschädlichen oder gesundheitsgefährdenden Chemikalien zu verzichten. [UmweltDialog (2012) "Levi's verpflichtet sich zu giftfreier Produktion“]

Quelle: UD
 
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