UN-Entwicklungsziele

„Abriendo Oportunidades“: ein besseres Leben für Mädchen in Guatemala

Kinder haben Rechte. Festgeschrieben sind sie unter anderem in der UN-Kinderrechtskonvention. Doch nicht überall werden sie beachtet und umgesetzt. In Guatemala beispielsweise leiden insbesondere indigene Kinder und Mädchen unter Armut, Gewalt und Kinderarbeit. Einzelhändler Tchibo unterstützt daher das Programm „Abriendo Oportunidades“. Dieses will vor allem jungen indigenen Mädchen aus dieser Spirale helfen.

20.12.2023

„Abriendo Oportunidades“: ein besseres Leben für Mädchen in Guatemala
Mädchen beim Malen

Weltweit gibt es etwa 2,4 Milliarden Kinder- und Jugendliche; sie machen rund ein Drittel der gesamten Bevölkerung aus. Und sie sind schutzbedürftig: „Kinder brauchen besondere Fürsorge und Unterstützung. Darum gibt es gute Gründe, warum Kinder eigene Rechte brauchen“, erklärt Save the Children. Seit 1989 sind diese in den 54 Artikeln der „UN-Konvention über die Rechte des Kindes“ festgeschrieben und damit völkerrechtlich verbindlich. Dazu gehören das Recht auf Gleichbehandlung, das Recht auf Gesundheit und Bildung, außerdem der Schutz vor Gewalt sowie Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung. 196 Staaten weltweit – außer die USA – haben die Konvention unterzeichnet.

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Neben der UN-Kinderrechtskonvention existieren noch weitere nationale und internationale Abkommen, die die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken. So hat die Internationale Arbeitsorganisation zwei Abkommen verabschiedet, die Kinderarbeit regulieren und abschaffen sollen. Die Agenda 2030 wiederum integriert die Rechte von Kindern in allen 17 Nachhaltigkeitszielen. In der Europäischen Union sind Kinderrechte in der Europäischen Charta der Grundrechte anerkannt und Deutschland diskutiert darüber, die Rechte von Kindern im Grundgesetz zu verankern.

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es derzeit aber anders aus: „Trotz großem Fortschritt in einigen Bereichen hat die Lage der Kinderrechte leider in den letzten Jahren in vielen Ländern Rückschritte erfahren“, weiß Sofía García García, Repräsentantin der SOS-Kinderdörfer bei den UN in New York: „Wir beobachten schwere Kinderrechtsverletzungen oder ausbeuterische und gesundheitsgefährdende Kinderarbeit.“ Millionen Mädchen und Jungen könnten nicht in die Schule gehen und litten unter Kriegen, Flucht und Vertreibung. Vor allem Armut beeinträchtige Kinder überproportional.

Fehlende Bildung und Kinderarbeit in Guatemala

Das ist zum Beispiel in Guatemala der Fall. Das Land gehört zu den Ärmsten in Lateinamerika. Über zwei Drittel der Bevölkerung sind arm, rund neun Prozent gelten sogar als extrem arm, berichtet die Kindernothilfe. Vor allem in den ländlichen Regionen mangele es an medizinischer Versorgung, sauberem Wasser und Bildungseinrichtungen. Gewalt sei der tägliche Begleiter von vielen Kindern und Jugendlichen. Besonders schwierig ist die Situation für Mädchen und indigene Kinder, heißt es von der NGO Humanium: „Eines der größten Hindernisse für indigene Kinder ist insbesondere der Mangel an interkultureller und zweisprachiger Bildung.“ Knapp über 70 Prozent der indigenen Jungen und grade einmal rund 50 Prozent der indigenen Mädchen sind in der Schule. Ab einem Alter von 16 Jahren besuchen nur noch 45 Prozent der indigenen Jungen und knapp ein Viertel der indigenen Mädchen eine Bildungseinrichtung.

Darüber hinaus sind Kinder und ganz besonders Mädchen oft von Kinderhandel und sexueller Gewalt betroffen. „Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Mädchen behindert ihren Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten. Aus diesem Grund nehmen Schwangerschaften bei Jugendlichen immer weiter zu“, so Humanium. Auch sexuelle Ausbeutung und Kinderarbeit gehören für viele Kinder und Mädchen in Guatemala zum Alltag. So müssen sie zum Beispiel oft im Agrarsektor arbeiten und Macadamianüsse und Tee pflücken oder Kaffee pflanzen und ernten.

Im Guatemala Projekt von Tchibo werden Wanderarbeiterkinder in Kitas betreut.

Tchibo: Engagement für Kinder in Guatemala

Die Problematik ist auch Tchibo bekannt, denn das Unternehmen bezieht einen Teil seiner Kaffeebohnen aus Guatemala. Der Einzelhändler ist sich seiner Verantwortung in der Lieferkette bewusst und bekennt sich daher in der „Grundsatzerklärung zu menschenrechtlicher und umweltbezogener Verantwortung“ zu den Menschen- und Kinderrechten. Darin verpflichtet sich Tchibo außerdem dazu, entsprechende Prozesse zur Wahrung dieser Rechte in den Wertschöpfungsketten zu etablieren. Darüber hinaus hat das Unternehmen in den Kaffeeanbauländern gemeinsam mit Partner:innen mehrere Projekte unter dem Überbegriff „Joint Forces“ etabliert, um die Farmer:innen und ihre Familien zu unterstützen. Seit einigen Jahren werden auch zunehmend Frauen und Kinder in das Engagement stärker einbezogen.

So unterstützt der Einzelhändler gemeinsam mit seinem Partner Coffee Care in den Kaffeegemeinden der Region Huehuetenango in Guatemala das Programm „Abriendo Oportunidades“ („Möglichkeiten eröffnen“). Dieses wurde vom Population Council, einer internationalen NGO, im Jahr 2004 ins Leben gerufen und soll vor allem für junge indigene Mädchen und Jugendliche in Guatemala neue Möglichkeiten schaffen. „Ziel ist es, ihnen Bildungsmöglichkeiten, Lebenskompetenzen und Unterstützung zu bieten, um ihnen bei der Bewältigung sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen zu helfen“, heißt es in einem Blog-Beitrag von Tchibo. Probleme wie Teenagerschwangerschaften und fehlende Bildung sollen so frühzeitig verhindert werden.

Bessere Bildung, weniger Teenagerschwangerschaften

„Abriendo Oportunidades“ stärkt soziale Unterstützungsnetzwerke indigener Mädchen und bringt sie mit Mentor:innen und Vorbildern zusammen. Darüber hinaus werden wichtige Lebens- und Führungskompetenzen vermittelt, und die Mädchen erhalten praktische Berufsausbildung und -erfahrung. Sie werden zum Beispiel darin geschult, kommunale Mädchenclubs zu leiten, in denen sie Führungsaufgaben übernehmen können. Um hochwertige Programme für die gefährdeten Mädchen sicherzustellen, leitet das Population Council Fachleute von lokalen Regierungen und Organisationen unter anderem in der Programmplanung und -umsetzung sowie in der Überwachung und Bewertung an. „Gemeinsam mit Coffee Care haben wir mit dem Programm allein in diesem Jahr mehr als 70 jungen Mädchen in den Kaffeegemeinden der Region Huehuetenango in Guatemala neue Möglichkeiten eröffnen können“, erklärt Tchibo.

Das Population Council konnte „Abriendo Oportunidades“ mittlerweile auf zehn Departments in Guatemala und auch nach Belize und Mexiko ausweiten. Mehrere tausend Mädchen haben laut Angaben der NGO davon schon profitiert. So eröffneten rund 90 Prozent der beteiligten Mädchen nach dem Programm ein Bankkonto und 44 Prozent befanden sich in einer bezahlten Anstellung. Fast 95 Prozent der Mädchen wollen erst mit über 20 Jahre Kinder bekommen und etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen plant sogar einen Universitätsbesuch. „Ich möchte, dass Abriendo Oportunidades für immer Bestand hat. Ich habe Dinge gelernt, die mir weder in der Schule noch zu Hause gelehrt werden“, zitiert Tchibo die Teilnehmerin Yamileth.

Quelle: UmweltDialog
 

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