Versandhändler memo mit neuem Nachhaltigkeitsbericht
Die Greußenheimer memo AG hat Anfang Oktober ihren Nachhaltigkeitsbericht für die Jahre 2013/14 vorgelegt. In dem 60 Seiten starken Report dokumentiert der Versandhändler für Büro-, Haushalts-, Freizeit- und Schulbedarf seine Ziele und Erfolge beim Ausbalancieren ökologischer, sozialer und ökonomischer Unternehmensbelange. Für den Bericht haben die Bayern außerdem erstmals Produkte der Eigenmarke auf den Öko-Prüfstand gestellt - um mehr über deren tatsächliche Umweltauswirkungen zu erfahren. Die Ergebnisse überraschen.
09.10.2013
Auf ihre ökologische Tauglichkeit untersucht hat die memo AG insgesamt drei ihrer Eigenmarken: das Vollwaschmittel „Eco Saponine“, die Flüssigseife „Natural Liquid“ Citrus sowie das memo-Multifunktionspapier mit dem Markennamen „Recycling Plus“. Bei der Berechnung der Ökobilanzen hat das Unternehmen eng mit seinen Lieferanten zusammengearbeitet. „Wir wollten weitere Verbesserungsmöglichkeiten für unsere Produkte ermitteln“, sagt der Nachhaltigkeitsmanager des Mittelständlers, Lothar Hartmann.
Unter die Lupe genommen wurden die Auswirkung der Produkte auf Mensch und Umwelt, ebenso die Energie- und Stoffströme, die während seiner Herstellung und Nutzung in Bewegung gesetzt werden. Beachtet wurde dabei der gesamte Lebenszyklus des Produktes: vom Abbau der nötigen Rohstoffe bis zu deren Verarbeitung, vom Transport der Ware in die Läden bis zu ihrer Nutzung und Entsorgung durch den Verbraucher. Entstehende CO2-Emissionen wurden mit dem sogenannten „Product Carbon Footprint“ ermittelt.
Eigenmarken werden Öko-Anspruch gerecht
Was ist dabei herausgekommen? Dass die memo-Eigenmarken, die für sich die Einhaltung besonders hoher ökologischer Standards beanspruchen, diesem Anspruch gerecht werden. Deutlich wird das schon beim Recyclingpapier: Gegenüber der Herstellung eines Frischfaserpapiers verbraucht die Produktion der memo-Marke „Recycling Plus“ 72 Prozent weniger Energie. Der CO2-Fußabdruck des Produkts schrumpft dadurch auf weniger als die Hälfte.
Mit den Lebenszyklusanalysen ist zudem - deutlich überraschender - klar geworden, dass die größten Umweltschäden nicht unbedingt bei der Herstellung eines Produktes entstehen, sondern oft erst während seiner Nutzung. Beispiel Vollwaschmittel „Eco Saponine“: 96 Prozent der über dessen gesamtes Leben anfallenden CO2-Emissionen fallen in der Waschküche des Käufers an. Wodurch es letztlich zu guten Teilen in dessen Händen liegt, einen „entscheidenden Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks“ zu leisten, wie es in dem Bericht heißt.
Aus der Verantwortung stehlen möchte man sich in Greußenheim mit diesem Hinweis nicht. Die memo AG arbeitet an der weiteren Verbesserung der Ökobilanz des Waschmittels, zusammen mit dessen Hersteller. Im Gespräch sind ressourceneffizientere Verpackungen und der Rückgriff auf mehr erneuerbare Energien im Produktionsprozess. Beides ist auch beim dritten Testprodukt geplant, der memo-Pflanzenölseife „Natural Liquid“ Citrus.
Die konnte in der Ökobilanzierung zwar schon gute Ergebnisse vorweisen. Unter anderem sind ihre Bestandteile zu 99 Prozent biologisch abbaubar. Doch auch hier: Wie sehr die Seife zur Belastung der Umwelt beiträgt, liegt zu 90 Prozent am Verbraucher. Daran, wie sparsam er sie dosiert und wie viel Wasser er zum Waschen verbraucht. Umweltsünder ist eben oft nicht das Produkt, sondern der, der es unangemessen nutzt.
Besser machen - besser bewerben
Die memo AG will die neu
gewonnenen Daten für weitere Produktverbesserungen nutzen. Außerdem,
sagt Nachhaltigkeitsmanager Hartmann, kenne man die „grünen“
Eigenschaften der Produkte durch die Ökobilanzen jetzt besser. Dadurch
könne man sie auch „besser an den Kunden kommunizieren“. Die Hoffnung
ist, dass die Kunden diese zusätzlichen Öko-Argumente in Kauf-Argumente
ummünzen, häufiger nachhaltig Einkaufen und dem Markt für „grüne“
Produkte dadurch zusätzlichen Schub verleihen. Neben der Umwelt
profitierte davon wohl auch die memo AG.
Folgt daraus, dass das Unternehmen künftig alle Produkte aus seinem Sortiment eigens auf den Öko-Prüfstand stellt? Das nicht. Einen Großteil der mehr als 10.000 verfügbaren Artikel schmücken bereits Öko- oder Sozialsiegel. 2013 listete der Versandhändler fast 1.200 Produkte mit dem „Blauen Engel“, über 1.300 mit dem FSC-Siegel und Hunderte weitere mit anderen anerkannten Labeln. Ein zusätzliches Gütezeichen verspräche hier wenig Zusatznutzen. Außerdem wäre diese Arbeit für einen Mittelständler kaum zu stemmen. Schon in die aktuellen Analysen hat die memo AG sechs Personenmonate Zeit investiert - je Produkt.
Wie könnte also eine Lösung aussehen? Nachhaltigkeitsmanager Hartmann sagt, „optimal“ wäre es, wenn die Produzenten - die Hersteller von Seifen, Papier oder Büroartikeln - ihre Produkte künftig vor dem Inverkehrbringen selbst auf den Öko-Prüfstand stellen. Gäben sie dann noch die Ergebnisse der Ökobilanzen an die nächsten Unternehmen in der Wertschöpfungskette weiter, würde das „den Aufwand für alle Beteiligten reduzieren“, so Hartmann. Profitieren würden davon auch Mensch und Umwelt: „Wir hätten dann mehr qualitativ hochwertige Lebenszyklusanalysen“, meint der Nachhaltigkeitsexperte. „Schon das würde den nachhaltigen Konsum fördern.“
Der memo Nachhaltigkeitsbericht 2013/14
In dem Anfang Oktober veröffentlichten Bericht präsentiert die memo AG zum sechsten Mal ihre aktuellen Nachhaltigkeitsleistungen in allen wesentlichen Geschäftsprozessen. Neben den Ökobilanzen der Eigenmarken liegen inhaltliche Schwerpunkte des 60-seitigen Berichts auf der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens, auf seiner Sortiments- und Beschaffungspolitik sowie der Wahrung der Mitarbeiterinteressen. Zentrale Ziele, geplante Maßnahmen und aktuelle Ergebnisse der betrieblichen Nachhaltigkeitsarbeit werden tabellarisch dokumentiert. Die memo AG berichtet im zweijährigen Turnus zur Nachhaltigkeit. Für ihre Berichterstattung wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.