Plastik & Müll

Mission (Im)Possible? ALDI auf Verpackungsmission

Viele Umweltschützer und Verbraucher fordern von Supermärkten schon seit langem, Plastik und Verpackungen zu reduzieren. Die Discounter ALDI SÜD und ALDI Nord haben sich der Sache bereits 2018 angenommen und eine „Verpackungsmission“ gestartet. Jetzt zogen die Unternehmen eine Zwischenbilanz – und die fiel positiv aus.

07.12.2020

Mission (Im)Possible? ALDI auf Verpackungsmission

Es ist noch gar nicht so lange her, da sah man in den meisten Supermärkten die Gurken in Plastik verpackt, zum Einpacken von Obst und Gemüse gab es nur Plastikbeutel, und Äpfel wurden in dicken Pappkartons verkauft. In kleineren Märkten wie zum Beispiel in Unverpackt-Läden funktioniert der Verzicht auf Plastik und Verpackungen mittlerweile ganz gut. Bei den großen Supermärkten geht es aber anscheinend noch nicht ganz ohne. Denn bei Lebensmitteln haben (Plastik-)Verpackungen wichtige Funktionen, sagt Philipp Hengstenberg, Präsident des Lebensmittelverbands Deutschland, in einem Interview mit der Welt: „Sie sorgen für Hygiene und damit für Sicherheit, sie machen Produkte länger haltbar und darüber hinaus auch lager- und transportfähig.“

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Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) steht dem allerdings kritisch gegenüber: „Für den Handel bieten die Verpackungen logistische Vorteile beim Transport und Stapeln, Kunden sind gezwungen, mehr zu kaufen als geplant und an der Kasse geht es schneller, da nicht mehr gewogen werden muss. Verpackungen machen das Geschäft effizienter und daher angeblich sogar günstiger als ohne Verpackungen“, heißt es auf der Website des NABU. Die Argumentation mit Frische, Hygiene und Schutz der Produkte sei jedoch nur für wenige Produkte nachvollziehbar.

Nacktes Obst und Gemüse bei ALDI

Viele Supermärkte arbeiten daher aktuell daran, Plastik zu reduzieren und stellen ihre Verpackungen Stück für Stück um. So auch ALDI SÜD und ALDI Nord. Bereits seit 2018 befinden sich die Discounter auf „Verpackungsmission“ ganz nach dem Motto „Vermeiden, wiederverwenden und recyceln“. Das Ziel dabei ist es, 30 Prozent weniger Verpackungsmaterial im Vergleich zu 2015 und im Verhältnis zum Umsatz bis Ende 2025 einzusetzen. Darüber hinaus sollen bis 2022 alle Verpackungen der ALDI-Eigenmarken recycelbar sein. Nach zwei Jahren zogen ALDI SÜD und ALDI Nord nun eine positive Zwischenbilanz. Laut eigenen Angaben konnten die Discounter seit dem Start ihrer Mission das Verpackungsgewicht bei ihren Eigenmarken um über 67.000 Tonnen im Vergleich zum Jahr 2015 reduzieren. Alleine 2019 setzte ALDI insgesamt 27.000 Tonnen weniger Verpackungsmaterial ein als im Jahr davor.

Einen großen Teil davon macht der Bereich Obst und Gemüse aus. Hier liegt nämlich ein besonderer Fokus der Verpackungsstrategie. ALDI SÜD und ALDI Nord verkaufen bereits über ein Drittel der Obst- und Gemüseprodukte ganz ohne Plastikhülle – darunter natürlich auch die Gurke. Schon durch die fehlende Folie bei der Salatgurke kann man jährlich 60 Tonnen Kunststoff sparen, heißt es von ALDI SÜD. Dort, wo ein Verzicht auf Verpackungen noch nicht möglich ist, reduzieren die Discounter den Anteil an Plastik, erhöhen die Recyclingfähigkeit oder setzen auf alternative Materialien. Bei den Bio-Strauchtomaten und den Bio-Äpfeln kommt beispielsweise Graspapier statt Pappkarton zum Einsatz. Zudem haben ALDI SÜD und ALDI Nord gleich ein weiteres Ziel bei den Obst- und Gemüseprodukten ins Auge gefasst: Bis Ende 2025 sollen mindestens 40 Prozent der Artikel ganz ohne Verpackung auskommen. Aber auch „Kleinvieh macht Mist“, wie man so schön sagt. „Im Rahmen unserer Verpackungsmission zeigt sich an vielen Stellen, dass kleine Veränderungen eine große Wirkung haben. Beispielsweise können wir allein mit dem Verzicht auf den zusätzlichen Deckel auf unseren Joghurtbechern und Kaffeedrinks jährlich 290 Tonnen Plastik einsparen“, erklärt Kristina Bell, Group Buying Director bei ALDI SÜD.

Um neue Verpackungsalternativen zu entwickeln, arbeitet ALDI zudem mit Start-ups zusammen. Lesen Sie dazu mehr in unserem Beitrag „Start-ups: So fördert ALDI nachhaltige Ideen für den Handel“.

Mehrwegbeutel und -Transportkisten

An anderen Stellen setzen die Discounter auf Mehrweg: So bietet ALDI als umweltfreundliche Alternative für die dünnen Plastikbeutel beim Obst- und Gemüsekauf seit Herbst vergangenen Jahres Mehrwegnetze an. Diese sind waschbar und daher wiederverwendbar. Vor Kurzem führte ALDI SÜD außerdem Mehrwegbrotbeutel für die Backwaren ein. Der Stoffbeutel besteht aus Bio-Baumwolle, ist nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert und entspricht den Vorgaben des Grünen Knopfes. „Das Mehrwegnetz für unser Obst und Gemüse hat sich bereits erfolgreich etabliert. Auch im Backwarenbereich wünschen sich viele Kunden eine Mehrweg-Alternative. Diesem Wunsch werden wir jetzt mit den neuen Stoffbeuteln gerecht. Unsere Kunden erhalten so die Möglichkeit, sich auch hier für die umweltfreundlichere Verpackung zu entscheiden“, sagt Dr. Julia Adou, Director Corporate Responsibility bei ALDI SÜD.

Auch bei der vorgelagerten Lieferkette achten ALDI SÜD und ALDI Nord verstärkt auf nachhaltigere Verpackungen. Der Transport von Obst- und Gemüse erfolgt zum Beispiel in wiederverwendbaren Kisten. Sind diese defekt, steht zunächst eine Reparatur an. Erst wenn das nicht mehr geht, werden die Kisten recycelt. „So haben wir seit 2010 über 400 Millionen Kartonagen eingespart. Gleichzeitig spart die Mehrwegvariante insgesamt circa 24 Tonnen CO2-Äquivalente ein, was einer täglichen Autofahrt für ein Jahr von Münster nach Berlin entspricht“, erklärt ALDI SÜD auf seiner Website.

ALDI Verpackungsmissionzoom

Tipps für die Kunden

Und für alle, die sich fragen, wie man Verpackungen richtig entsorgt, haben die Discounter ebenfalls Tipps. Denn 2019 führten ALDI SÜD und ALDI Nord bei ihren Eigenmarken Trennhinweise ein. Mittlerweile sind fast alle Verpackungen der Eigenmarken mit den „Tipps für die Tonne“ versehen. Damit wollen die Unternehmen nicht nur ihre Kunden sensibilisieren, sondern setzen sich auch für eine höhere Recyclingquote und die Kreislaufwirtschaft ein. Diese Trennhinweise brachten den Discountern in diesem Jahr sogar eine Nominierung für den Bundespreis Ecodesign 2020 ein.

Quelle: UmweltDialog
 

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