Verbraucher Initiative: CSR-Engagement in Deutschland legt weiter zu
Die Übernahme sozialer und ökologischer Verantwortung ist in Unternehmen am Standort Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Das zeigt eine neue Erhebung des Bundesverbands Verbraucher Initiative (VI), einem 1985 gegründeten Verein kritischer Konsumenten mit Sitz in Berlin. Zugenommen hat demnach etwa das Angebot nachhaltiger Produkte der befragten Unternehmen. Nestlé Deutschland und Coca-Cola Deutschland erzielten erstmals Gold-Medaillen.
12.10.2015
Sie zählen damit zur Riege der insgesamt 46 Unternehmen, die von der Verbraucher Initiative ausgezeichnet wurden und jetzt zeitlich befristet den Titel „Nachhaltiges Einzelhandelsunternehmen 2015“ respektive „Nachhaltiger Hersteller 2015“ in Gold, Silber oder Bronze tragen dürfen. Weitere Gold-Medaillen gingen unter anderem an den „grünen“ Versandhändler memo AG, den Bekleidungshersteller Jack Wolfskin sowie die Einzelhändler REWE, Penny und Kaufland.
Bettina Knothe, die Bundesvorsitzende der VI, sagt, die Ergebnisse der Befragung „helfen Verbrauchern bei der Suche nach nachhaltig agierenden Unternehmen“. Sie könnten bei ihrem Einkauf so neben der Qualität auch engagierte Unternehmen berücksichtigen. „Als Verbraucherverband begrüßen wir die kontinuierliche Pflege und den Ausbau des CSR-Engagements in den Unternehmen“, so Knothe.
„Umwelt- und Sozialverantwortung von Unternehmen weiter gestiegen“
Ähnliche Befragungen hatte die VI bereits 2009 und 2011 durchgeführt. Gegenüber der Befragung aus dem Jahr 2011 konnten sich zehn Medaillenträger verbessern. Insgesamt, so das Fazit der VI, sei die „Umwelt- und Sozialverantwortung von Unternehmen weiter gestiegen“. Christoph-Daniel Teusch, Referent im Fachbereich Nachhaltigkeit bei der VI, sieht im Vergleich mit den vorangegangen Untersuchungen gleich mehrere Bereiche, in denen die teilnehmenden Unternehmen zulegen konnten.
„Wir konnten zum Beispiel feststellen, dass das Umwelt- und Sozialengagement der Unternehmen in den eigenen Reihen gesteigert werden konnte“, so Teusch. Das umfasse Elemente wie Managementziele oder die Festlegung organisatorischer Zuständigkeiten für die Corporate Social Responsibility (CSR). Positive Entwicklungen sieht der Referent auch „in der umweltfreundlichen und sozialen Gestaltung von Einkaufsrichtlinien in der Lieferkette“. Außerdem böten die befragten Unternehmen neben ihrem konventionellen Sortiment zunehmend nachhaltigere Produktlinien an.
Dass das Umwelt- und Sozialengagement in Unternehmen weiter zugelegt hat, zeigen unter anderem die Beispiele von Nestlé Deutschland und Coca-Cola Deutschland. Beide Konzerne, sagt Teusch, hätten wie alle mit einer Gold-Medaille ausgezeichneten Unternehmen fast immer die volle Punktzahl bei den abgefragten CSR-Bereichen erreicht. Über ihr Umwelt- und Sozialengagement gaben sie in einem insgesamt 350 Punkte umfassenden Kriterienkatalog Auskunft, der von der VI ausgewertet wurde. Finanziert wurde die Erhebung aus Eigenmitteln des Vereins.
Mehr Transparenz, weniger CO2-Emissionen
Nestlé Deutschland bescheinigt Fachreferent Teusch unter anderem Veränderungen „im Bereich der Transparenz und in der Außenkommunikation“. So habe das Unternehmen 2013 einen Verbraucherbeirat ins Leben gerufen, über den Konsumenten ihre Erwartungen und Bedürfnisse direkt an Nestlé weitergeben könnten. Positiv hervorzuheben sei zudem der siebenköpfige Experten- und NGO-Beirat, über den sich der Konzern der Diskussion über Themen wie Ernährung, Umwelt, Gesellschaft und Sicherheit stelle. Unterstützt wird dieser Beirat unter anderem vom Wuppertaler Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) und der Verbraucher Initiative.
Coca-Cola Deutschland konnte in der Befragung unter anderem damit punkten, dass es seine Getränke nahezu regional abfüllt. Im Vergleich zur Untersuchung aus dem Jahr 2011 hat der Konzern Teusch zufolge auch „soziale und gesellschaftliche Aspekte im Einkauf optimiert“. Außerdem habe das Unternehmen die Treibhausgasemissionen seiner Lkw-Flotte gesenkt und setze im Verkauf verstärkt energieeffizientere Kühler ein. Den CO2-Fußabdruck pro verkauften Liter Limo konnte Coca-Cola Deutschland gegenüber den Vorjahren verbessern.
Nachhaltigkeitsexperte Teusch sagt, auch viele andere von der VI ausgezeichnete Unternehmen hätten Positives vorzuweisen: Der Modehändler C&A etwa sei inzwischen „weltweit einer der größten Abnehmer von Biobaumwolle“ und plane, bis zum Jahr 2020 alle seine Textilien zu 100 Prozent aus nachhaltiger Baumwolle anzubieten. Der Einzelhändler REWE Group wiederum fördere mit seinem „Pro Planet“-Sortiment den nachhaltigen Konsum im Massenmarkt. Produkte mit diesem Label würden Umwelt und Mensch nachweislich weniger belasten als konventionelle Produkte. Das Label selbst werde unter Beteiligung eines Beirats aus Nichtregierungsorganisationen vergeben.
VI: Mehr nachhaltige Produkte wünschenswert
Verbesserungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit und CSR gibt es Teusch zufolge dennoch weiterhin in der deutschen Unternehmenslandschaft. „Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn der Anteil nachhaltiger Produkte am Sortiment zukünftig weiter wächst, damit Verbraucher diese noch einfacher finden können.“ Damit verbunden sei auch ein kontinuierlicher Ausbau der verbrauchergerechten CSR-Kommunikation. Beim Management der Einkaufsrichtlinien habe die Befragung ebenfalls noch Verbesserungsbedarf offenbart. In der Branche der Gesundheits- und Körperpflege müssten zudem beim Einkauf Tierschutzaspekte noch stärker Berücksichtigung finden.
Unterm Strich jedoch, das sagt Teusch, zeige die aktuelle Erhebung, dass das Nachhaltigkeitsengagement der teilnehmenden Unternehmen gestiegen sei. Die VI als Verbraucherverband begrüße das. Und die Unternehmen reagierten damit auf eine wichtige Zukunftsanforderung. Teusch: „Wer als Unternehmer dauerhaft erfolgreich sein will, kommt nicht daran vorbei seine geschäftliche Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt wahrzunehmen.“
Über die CSR-Erhebung der Verbraucher Initiative
Die Verbraucher Initiative hat die Umwelt- und Sozialverantwortung von Unternehmen an deutschen Standorten bereits 2009 und 2011 untersucht. Befragt wurden Unternehmen aus den sechs umsatzstärksten Einzelhandelsbranchen: Nahrungs- und Genussmittel, Textilien und Schuhe, Möbel, Bau- und Heimwerkermaterial, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Gesundheit und Körperpflege. Sie gaben Auskunft zu ihrem nachhaltigen Engagement in Sachen Geschäftstätigkeit (Unternehmensführung, CSR-Maßnahmen im Unternehmen, Transparenz), Lieferkette (Umwelt- und Sozialaspekte, wenn relevant auch zu Tierschutzaspekten) sowie zur Förderung des nachhaltigen Konsums. Die Qualität der Antworten hat die VI nach eigenen Angaben an international anerkannten Standards, Gütesiegeln und Best-Practice-Beispielen gemessen.