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Nachhaltiger Fisch: Anzeichen für Umdenken bei Großabnehmern

Mehr Seebär geht nicht: Vollbart, kräftige Statur, entschlossener Blick. Asmund Breivik ist Skipper auf der Hermes, einem Fischtrawler, mit dem er die meiste Zeit des Jahres im Nordost-Atlantik schippert. Ein Teil von dem, was er und seine Crew dort aus dem Meer holen, landet später zwischen zwei Brötchenhälften. Breivik ist für den McDonald´s Lieferanten Espersen unterwegs. Nachhaltig, wie der Fischer sagt.

01.06.2017

Nachhaltiger Fisch: Anzeichen für Umdenken bei Großabnehmern

Der Fischbestand sei schließlich „nicht nur für uns, sondern auch für die nächsten Generationen“, so der Däne, der schon als Kind Fischer werden wollte. Heute holt er mit der Hermes vor allem Kabeljau und Schellfisch aus dem Meer. Und zwar nicht mehr, als nachwächst. Denn was seinen Trawler später verlässt, genügt den Vorgaben des Marine Stewardship Council (MSC). Dessen Siegel steht für nachhaltigen Fischfang und soll die weltweite Überfischung der Meere verringern.

Nördliche Barentssee ist tabu

Das tut Not. Denn in den Weltmeeren wird heute fast überall mehr Fisch gefangen als natürlich nachwachsen kann. Nach Angaben der Umweltstiftung WWF gelten 30 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände inzwischen als überfischt, 57 Prozent als maximal genutzt. Wenn Breivik die Leinen losmacht, kann er also nicht einfach die Netze auswerfen. Die arktischen Gewässer in der nördlichen Barentssee etwa sind für ihn tabu.

Dass die Sperrzone eingehalten wird, darüber wacht nicht nur Breivik, sondern auch der dänische Fischereikonzern Espersen, von dem McDonald’s seit mehr als vier Jahrzehnten seinen Fisch bezieht, inzwischen in 43 europäischen Ländern. Espersen beschäftigt selbst keine eigenen Fischer, vielmehr sind im Auftrag des Unternehmens moderne Trawler wie die Hermes unterwegs.

Der Filet-o-Fish-Burger von McDonald’s.
Der Filet-o-Fish-Burger von McDonald’s.

Vom Fisch zum Patty in 8 Minuten, 38 Sekunden

In den Werken auf der dänischen Insel Bornholm wird der Fisch dann von dem McDonald´s Lieferanten in die klassische Patty-Form geschnitten und noch paniert. Dabei steckt unter der Panade ausschließlich Fischfilet ohne weitere Zusatzstoffe.

Die Dänen beliefern aber nicht nur McDonald’s. Zu der Kundschaft von Espersen gehören einige der größten multinationalen Nahrungskonzerne der Welt, wie das Unternehmen in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2016 mitteilt. Um diesen eine nachhaltige, langfristige Wertschöpfung zu ermöglichen, kontrolliere Espersen seine Wertschöpfungskette und biete ein breites Sortiment an.

Industriegrößen folgen Selbstverpflichtung

Dem Nachhaltigkeitsbericht 2016 des Konzerns zufolge stammen bereits rund 95 der Prozent seiner Fänge aus MSC-Beständen. Auch darüber hinaus gelten die Dänen als „grüner“ Vorreiter der Branche. Ein Nachhaltigkeitsprojekt, das Espersen mit McDonald’s und weiteren Partnern aufgelegt hat, honorierten die Meeresschutzorganisation Blue Marine Foundation und andere Anfang erst 2017 mit dem „Responsible Business Oceans Award“. Mit an Bord des Projektes waren neben McDonalds zahlreiche große Fischereikonzerne sowie die britische Handelsgruppe Marks & Spencer mit ihren Supermarktketten Asda, Morrisons, Sainsbury’s und Tesco.

Belohnt wurde mit der Auszeichnung eine Selbstverpflichtung der Projektpartner zum Schutz des Kabeljaus in der Barentssee. Das nördlich von Norwegen und des europäischen Teils Russlands gelegene Gebiet ist durch den Klimawandel zunehmend eisfrei und bietet damit neue Fanggründe. Die Projektpartner haben sich verpflichtet, sie nicht zu bewirtschaften und Fisch aus dieser Region nicht anzukaufen.

„Wir müssen langfristig denken“

Als einer der federführenden Köpfe hinter der Selbstverpflichtung gilt Alex Olsen, der bei Espersen seit 2007 für Nachhaltigkeit verantwortlich zeichnet. Zuvor hatte er bei McDonalds dessen Programm zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft mit aufgebaut. Seit September 2013 ist er zudem Mitglied im Technical Advisory Boards des MSC. Er sagt im Nachhaltigkeitsbericht 2016, „wir müssen langfristig denken und sicherstellen, dass auch nachfolgende Generationen Meerestiere genießen können“.

Bei einigen großen Fischabnehmern scheint sich dieses Denken durchzusetzen. Das zeigt nicht nur die Selbstverpflichtung der Branchengrößen. Auch der Anteil des MSC-zertifizierten Fisches legt beständig zu: Von fünf Prozent in 2010 auf immerhin 9,4 Prozent in 2015. McDonald’s etwa nutzt für seinen Klassiker „Filet-O-Fish“ nur noch Fisch mit diesem Siegel. Bei Meeresfrüchten wie Shrimps, die überwiegend aus Aquakulturen stammen, verlangt die Fast-Food-Kette von ihren Lieferanten ein vergleichbares Zertifikat des Aquaculture Stewardship Council ASC. Es schreibt Fischzuchten klare Nachhaltigkeitsregeln vor, etwa in Hinblick auf den Einsatz von Antibiotika oder die Reinigung des Abwassers.

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Ampelsystem zum Schutz der Ozeane

Von McDonald’s selbst heißt es, dass man sich schon 2003 einig gewesen sei, dass man etwas für den Schutz der Fischbestände tun müsse, weswegen man zunächst ein sogenanntes „Ampelsystem“ eingeführt habe: War die Ampel „grün“, durfte eine Fischart aus einem bestimmten Fanggebiet bedenkenlos eingekauft werden. Bei „gelb“ musste ein Verbesserungsplan für den befischten Bestand her. Zeigte die Ampel „rot“, musste der Verbesserungsplan strikter umgesetzt werden.

Blieb der Erfolg aus, durften die McDonald’s-Einkäufer keinen Fisch mehr aus diesen Gewässern beziehen. 2006 bis 2007 habe das zum Beispiel für Dorsch und Seelachs aus der Ostsee gegolten. 2011 folgte dann der Entschluss, europaweit nur noch Fisch mit MSC-Siegel zu verarbeiten. Die Quote liegt heute bei 100 Prozent. Das sind über 1.000 Tonnen, die alleine in Deutschland jedes Jahr über die McDonald’s-Theken gehen.

Quelle: UmweltDialog
 

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