Arbeitsplatz

Neue Arbeitswelt: die Geschichte der Büroarbeit

Die Erfindung des PCs und des Internets veränderte die Gesellschaft und ganz besonders die Arbeit im Büro. Heute sind Smartphone, Laptop und Co. Aus der Arbeitswelt kaum mehr wegzudenken. Auch Aspekte wie Ergonomie, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit werden unter anderem zur Mitarbeiterbindung immer wichtiger. Teil zwei der UmweltDialog-Zeitreise nimmt Sie mit von den digitalen Anfängen der Büroarbeit in den 1990ern bis in die Gegenwart.

20.02.2024

Neue Arbeitswelt: die Geschichte der Büroarbeit
Aus dem Urlaub arbeiten? Das ist heutzutage gar nicht mehr so unüblich.

Ob in großen Bürogebäuden, flexiblen Co-Working-Spaces oder sogar vom Urlaub aus: Die Zahl der „Schreibtischtäter“ steigt seit Jahren. Angaben des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) zufolge, gab es Mitte 2022 knapp 12,8 Millionen sozialversicherungspflichtige Bürobeschäftigte in Deutschland. Zehn Jahre davor lag die Zahl noch bei etwa 9,5 Millionen. Auch der Ort „Büro“ hat sich seit seiner Erfindung weiterentwickelt. Dass es im Mittelalter in Klöstern kleine Schreibräume gab, die Schreibmaschine um 1900 Frauen ins Büro brachte und das amerikanische Großraumbüro in den 1950ern als effizient galt, haben wir im UmweltDialog-Beitrag „Alte Arbeitswelt: die Geschichte der Büroarbeit“ bereits beschrieben. Nun nähern wir uns in unserer Zeitreise in großen Schritten der Gegenwart.

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90er: neuer Mitarbeiter Internet

Die Büroarbeit in den 90ern war geprägt von technischen Innovationen. Die einstmals moderne Schreibmaschine hatte ausgedient, denn der Computer mit Röhrenmonitor hielt nun Einzug. Anfangs musste für die Arbeit am PC noch der extra eingerichtete Computerraum aufgesucht werden, informiert ein Blog-Beitrag des Möbelfachhändlers „Büromöbel Experte“. Mitte der 90er waren dann schon deutlich mehr Büroarbeitsplätze mit einem PC ausgestattet. Mit der Erfindung des Internets (das World Wide Web wurde 1993 öffentlich zugänglich) kamen auch die ersten E-Mails auf, die die Kommunikation deutlich beschleunigten. Trotzdem war das Fax in den 90ern noch das gebräuchlichste Mittel, wenn es um den Briefversand ging, zeigt eine Grafik vom Wirtschaftsforum. Disketten dienten als Datenspeicher, Präsentationen wurden mit dem Overhead-Projektor gehalten. Es kamen sogar schon die ersten (noch recht großen) Mobiltelefone auf.

Mit der neuen Technik wurde die Arbeit flexibler, entsprechend veränderte sich auch der Raum Büro. Der Trend ging zum reversiblen Büro mit offenem Raumkonzept und flexibler Gestaltung. „So konnte man sich schnell und einfach über Ideen, Konzepte und Fragen untereinander austauschen. Die Kommunikation hatte oberste Priorität“, heißt es im Blog von „Büromöbel Experte“. Das hatte auch Auswirkungen auf die Ausstattung: „Die Möbel wurden immer modularer, da die Unternehmen mehr Flexibilität in ihren Arbeitsbereichen anstrebten“, weiß Laura Light, Team Leader UKIMEA Concept Design bei Interface. „Da modulare Möbel so konstruiert sind, dass sie neu konfiguriert werden können, ermöglichten sie es den Büros, ihre Aufteilung schnell und einfach anzupassen, wenn sich die Bedürfnisse der Teams und die Vorlieben der Mitarbeitenden änderten.“ Die modularen Bodenbeläge machten ebenfalls eine Veränderung durch. Fortschritte bei der Herstellung ermöglichten es Interface, den Unternehmen noch mehr Muster und Farben zur Verfügung zu stellen. Die Ästhetik wurde nämlich immer wichtiger. Trotzdem stand die Funktionalität nach wie vor im Vordergrund.

2000 bis 2010: Das Wohlbefinden rückt ins Blickfeld

In den 2000ern wurde die Büroarbeit immer flexibler.zoom
In den 2000ern wurde die Büroarbeit immer flexibler.

Nach der Jahrtausendwende setzte sich die Digitalisierung am Arbeitsplatz noch stärker durch. Die Nutzung des Internets sowie E-Mails gehörten zum normalen Büroalltag, Laptops sorgten für noch mehr Flexibilität beim Arbeitsplatz. 2007 erschien außerdem das erste iPhone. Faxgeräte waren immer noch im Einsatz, fungierten aber als Multifunktionsgeräte, denn sie konnten nun auch Drucken und Scannen. Beim Design setzten sich industrielle Materialen durch, sagt Light: „Die Menschen suchten nach einem zwangloseren Ambiente, um individuelle Räume zu schaffen. Diese Räume eigneten sich für die langen Arbeitszeiten von Arbeitnehmern, die ihre Zeit mit Schreibtischarbeit am Computer verbringen.“ In dieser Zeit rückten neben der klassischen Arbeit nun auch andere Aspekte, wie Wellness und Nachhaltigkeit, in den Blickpunkt. Recycelte und natürliche Materialien wurden in das Design integriert.

Biophilie Designelemente wurden in den Büros der 2010er immer häufiger eingesetzt.zoom
Biophilie Designelemente wurden in den Büros der 2010er immer häufiger eingesetzt.

Rund zehn Jahre später wurden diese Themen noch einmal wichtiger, denn mit einer neuen Generation an Beschäftigten kamen auch neue Ansprüche auf. „Da die Millennials mehr von ihrem Arbeitsplatz erwarteten, begannen die Unternehmen, eine proaktivere Rolle bei der Verbesserung des Wohlbefindens ihrer Mitarbeitenden zu übernehmen“, weiß Light: „Arbeitgeber integrierten mehr Treffpunkte wie Cafés und zwanglose Sitzgelegenheiten oder Spielräume und Fitnesseinrichtungen, um Mitarbeitende anzulocken und ihre Firmenkultur oder Marke zu repräsentieren.“ Biophilie Designelemente – also Naturmaterialien und Pflanzen, sowie naturähnliche Muster – gewannen stark an Bedeutung. Interface führte daher Designs ein, die von der Natur inspiriert sind, wie die Teppichfliesenkollektion Human Connections und das LVT-Produkt Textured Woodgrains. Die Technik entwickelte sich ebenfalls weiter. Laptops wurden kleiner, die Geräte leistungsstärker, die Arbeitswelt vernetzter. Einige Unternehmen boten zunehmend die Option an, von zu Hause zu arbeiten.

Heute: Flexibilität und Komfort

Seit der Corona-Pandemie gehört die Arbeit aus dem Homeoffice für viele dazu.
Seit der Corona-Pandemie gehört die Arbeit aus dem Homeoffice für viele dazu.

Mit der Coronapandemie 2020 gab es den nächsten Einschnitt sowohl im gesellschaftlichen Leben als auch im Arbeitsalltag. Durch die Homeoffice-Pflicht in Deutschland mussten Beschäftigte, bei denen der Job es ermöglichte, monatelang von zu Hause arbeiten. Der private Raum wurde zum Arbeitsort, Konferenzen und Meetings fanden online statt. Jetzt, vier Jahre später, sind viele Beschäftigte wieder zurück im Büro – zumindest teilweise. Denn flexibles Arbeiten gehört nun zum Standard: „Die meisten Firmen haben deshalb mittlerweile eine hybride Mischung aus Büro und individuell wählbarem Arbeitsort etabliert“, erklärt der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd). Die flexible Arbeitsweise hat Auswirkungen auf die Räumlichkeiten. Es gibt traditionelle Schreibtischplätze, Co-Working-Spaces und Arbeitsplätze, die sich die Beschäftigten im Wechsel teilen. „Das alltägliche Arbeiten im Büro gilt fast schon als Ausnahme in der heutigen Zeit“, heißt es von „Büromöbel Experte“.

Warme Farben wie Rost und Terrakotta sind die neuen Neutralen von heute.zoom
Warme Farben wie Rost und Terrakotta sind die neuen Neutralen von heute.

Klar ist, der Schwerpunkt beim Arbeitsplatz liegt nun beim Komfort, meint Interface. Daher kommen Materialien aus dem Wohnbereich jetzt ins Büro. „Sowohl Rattan als auch Schilfrohr werden als Raumteiler, Bürostühle oder inspirierende Polstermotive in den Arbeitsalltag integriert“, so Katherine Cohen, Associate Creative Director beiInterface: „Ich habe auch beobachtet, dass immer mehr Büros Teppich als reinen Design-Akzent verwenden. In Büros wird die Optik der Funktion vorgezogen, so wie es in Wohnräumen oft der Fall ist.“

Lesen Sie bei UmweltDialog mehr zum Thema „New Work“:

New Work: ein nachhaltiger Trend?

Interface und „New Work“ passen zusammen

Und morgen?

Wie das Büro zukünftig aussieht, lässt sich nur mutmaßen. Flexibilität und Work-Life-Balance sind schon heute die Schlüsselworte der Arbeitswelt. Die Bedürfnisse der Beschäftigten und effizientes Immobilienmanagement stehen in der Zukunft vermehrt im Fokus, meint die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte: „Das Büro der Zukunft wird also vielmehr eine Begegnungsstätte für kreativen und innovativen Austausch, anstelle eines Ortes für das reine Abarbeiten von Aufgaben.“ Zumindest eines können wir aus der Vergangenheit lernen: Das Büro befindet sich in stetigem Wandel.

Vielleicht werden Roboter zukünftig ganz normale Kollegen?zoom
Vielleicht werden Roboter zukünftig ganz normale Kollegen?
Das Büro wird zunehmend Begegnungsstätte für Kommunikation und Austausch.zoom
Das Büro wird zunehmend Begegnungsstätte für Kommunikation und Austausch.
Quelle: UmweltDialog
 

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