BMW und Zulieferer: Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit
12.000 Lieferanten in 70 Ländern steuern Teile und Dienstleistungen zur Produktion der Autos und Motorräder von BMW bei - für die Einkäufer der Münchener nicht nur ein logistisches Puzzle. Die Komponenten müssen qualitativ hochwertig zur richtigen Zeit und zu wettbewerbsfähigen Preisen an den Produktionslinien sein. Zugleich müssen die Waren und Dienstleistungen den Standards zur Nachhaltigkeit entsprechen. Die Lösung: Das geht am besten gemeinsam mit den jeweiligen Gliedern der Supply-Chain.
03.02.2014
Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit: Unter dieser Prämisse organisiert die Münchener BMW Group ihren Einkauf von Produkten und Dienstleistungen für den Bau ihrer Automobile und Motorräder rund um den Globus. Immerhin gilt es dabei, etwa 12.000 Lieferanten in 70 Ländern der Erde auf ein gemeinsames Verständnis einzuschwören und zugleich deren Arbeit kontinuierlich nicht nur zu kontrollieren. Vielmehr setzt das Unternehmen auf konkrete Hilfestellung und Information für die einzelnen Glieder in der Lieferkette. Zusammen soll sich deren Performance so stetig verbessern: „Unser langfristiges Ziel ist“, beschreibt BMW die selbst auferlegte Verantwortung für die eigene Supply-Chain, „dass unsere Nachhaltigkeitsstandards nicht nur bei unseren Lieferanten erster Stufe, sondern auch bei allen Sublieferanten umgesetzt werden.“
Teamwork und Netzwerke
Ein ehrgeiziges Vorhaben. Die Zusammenarbeit mit den Partnern müssen die Münchner auf ein gemeinsames Verständnis von Produkt- und Produktionsqualität stellen. Die Lieferkette darf nicht stocken, der Nachschub muss gewährleistet sein. Zu alldem müssen die Preise wettbewerbsfähig bleiben – und nicht zuletzt lösen die Zulieferer den BMW-Anspruch an Nachhaltigkeit ein.
Die weltweite Verteilung dieser großen und kleinen Produktionsstätten und Händler erfordert eine individuelle Bewertung der jeweiligen Partner. Zugleich muss der Maßstab vergleichbar bleiben. „Angesichts einer Vielzahl an Lieferanten und Sublieferanten“, wissen die BMW-Einkäufer, stelle dieser Anspruch eine große Herausforderung dar. Diese nehmen sie an, weil sie darin zugleich „auch eine große Chance“ für das Unternehmen erkennen. Wieder setzen sie dabei auf Teamwork: Federführend ist zwar das Ressort „Einkauf und Lieferantennetzwerk“, die Fachbereiche „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ sowie „Rohstoffmanagement“ steuern jedoch den nötigen Input bei, um die Aspekte der Nachhaltigkeit wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards bei den Partnern zu verankern.
Dafür nutzen sie ein eigens entwickeltes Indikatoren-Set. Mit ihm können die Autobauer aus München seit 2009 Nachhaltigkeit messen und mit Kennzahlen unterfüttern. So steuern sie ihre Prozesse und kontrollieren, ob sie den selbst gesetzten Zielen immer näher rücken: „Berichtsgrößen, wie beispielsweise den Anteil von Lieferanten für Produktionsmaterial mit einem Umweltmanagementsystem gemäß ISO14001 oder die Anzahl der Lieferantenfertigungsstandorte, von denen uns eine Selbstauskunft vorliegt“, beschreiben die Verantwortlichen dieses mit Zahlen und Daten unterlegte Nachhaltigkeitsmanagement, „verwenden wir vor allem, um Fortschritte unser Nachhaltigkeitsanstrengungen zu messen.“
Verbessertes Risikomanagement
Hohe Priorität hat für BMW das dadurch verbesserte Risikomanagement. 2012 zu einem Dreistufen-System weiterentwickelt, besteht es heute aus einem auf das Unternehmen angepassten, spezifischen Nachhaltigkeits-Risikofilter. Ein Nachhaltigkeits-Fragebogen mit 27 konkreten Anfragen zu den jeweiligen Produktionsstandorten vor Ort ergänzt die Risikobewertung. Darunter etwa will die Konzernzentrale wissen, ob der Zulieferer ein Umweltmanagementsystem gemäß ISO 14001 implementiert hat, wie es um die Recyclingfähigkeit bei der Produktentwicklung steht oder ob er Verwertungskonzepte vorweisen kann. Wichtig ist auch, wie der BMW-Partner die Einhaltung von Menschenrechten garantiert.
Nachhaltigkeits-Audits komplettieren das Maßnahmenbündel zur Sicherung der BMW-Nachhaltigkeitsstandards. Mit diesem Risiko-Filtersystem identifizieren die Verantwortlichen für die BMW-Lieferkette die potenziellen schwarzen Schafe unter den Partnern. Bei Sublieferanten ist die Entdeckung und Steuerung noch schwieriger. „Wir haben nur indirekte Einflussmöglichkeiten“, beschreiben die Münchner die diffizile Aufgabe. Sie könnten nur über die unmittelbaren Lieferanten auf eine Verwirklichung der Standards in der gesamten Lieferkette drängen. Die Lösung: „Wir unterstützen unsere Lieferanten der ersten Stufe deshalb dabei, Managementsysteme einzuführen und fordern sie auf, die Einhaltung unserer Nachhaltigkeitsanforderungen bei ihren eigenen Lieferanten sicherzustellen.“
Maßnahmen zur Verbesserung der Lieferanten
„Wenn durch den Nachhaltigkeitsfragebogen ein mittleres oder niedriges Nachhaltigkeitsniveau beim Lieferanten ermittelt wird“, beschreibt das Unternehmen selbst den weiteren Verlauf der Zusammenarbeit, „entwickeln Einkäufer und Lieferant gemeinsam einen Maßnahmenplan, um die Nachhaltigkeitsleistung des Lieferanten zu verbessern.“ Generell gelte bei BMW nämlich das Ziel, die Geschäftsbeziehung mit Lieferanten, bei denen Nachhaltigkeitsverstöße bei Sublieferanten auftreten, nicht zu beenden. Vielmehr sollen diese gezielt zu nachhaltigerem Verhalten befähigt werden.
So geht BMW auch mit den Lieferanten der so genannten ersten Stufe um: Zeige ein Audit Verstöße oder Verbesserungspotenziale auf, werde in Zusammenarbeit mit dem Lieferanten ein konkreter Maßnahmenplan entwickelt, um die Nachhaltigkeitsleistung des Lieferanten zu verbessern. „Wenn der Lieferant nicht kooperiert oder gegen eine wesentliche Nachhaltigkeitsklausel der BMW Group verstößt, kann das Ergebnis die Beendigung der Geschäftsbeziehung sein“, heißt es bei BMW weiter.
Das allerdings soll das letzte Mittel bleiben. 2012 verzeichnet das Berichtwesen der Autobauer nur fünf Fälle, bei denen ein internes „Ad-hoc-Team Supply Chain“ aus je einem Vertreter des operativen und strategischen Einkaufs, der Konzernstrategie, der Konzernkommunikation sowie des Betriebsrats einschreiten musste, um einen Partner auf die BMW-Linie zurück zu führen. Die Abweichler mussten Stellung zum Vorwurf beziehen. „Kommt es zu keiner Klärung, erfolgt ein Besuch am Lieferantenstandort. Bestätigt sich der Verstoß und der Lieferant zeigt sich unkooperativ bzw. zeigt keine Verbesserung auf, kann ein Ausstieg aus der laufenden Geschäftsbeziehung erfolgen“, informieren die Richtlinien des Unternehmens.
Das allerdings gab es etwa 2012 genau ein einziges Mal.