Telefónica: Verantwortung für Menschenrechte
Kinderarbeit beim Mineralienabbau, zu niedrige Löhne für Fabrikarbeiter in China: Verletzungen der Menschenrechte in globalen Wertschöpfungsketten sind auch für Unternehmen hierzulande ein Problem. Telefónica Deutschland verfolgt daher einen mehrstufigen und nachhaltigen Einkaufsprozess.
10.02.2020
„Freiwilligkeit führt nicht zum Ziel“, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im Dezember 2019. Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in globalen Lieferketten dürfe man nicht ignorieren. Deshalb will die Bundesregierung 2020 über ein Lieferkettengesetz entscheiden. Firmen würden damit zukünftig für Verletzungen der Menschenrechte innerhalb ihrer gesamten Lieferkette haften. Zwar haben viele Unternehmen die Einhaltung der Menschenrechte bereits in ihren Geschäftsgrundsätzen festgeschrieben – die tatsächliche Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen einer Human Rights Due Diligance (menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht) garantiert das aber nicht.
Telefónica Deutschland ist hier schon ein Stück weiter. Der Telekommunikationsanbieter verabschiedete Anfang Oktober 2019 eine Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte sowie eine Human Rights Policy. Beide stehen im Einklang mit den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen. „Mit der Grundsatzerklärung und der Human Rights Policy bekennen wir uns erneut ganz klar zur Achtung der Menschenrechte und zur Verantwortung in unserer Wertschöpfungskette“, erklärt Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs bei Telefónica Deutschland. „Wir verpflichten uns dazu, alle negativen Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte zu ermitteln und zu beheben.“
Risikogruppe Smartphones
Der Grundsatzerklärung vorausgegangen war eine menschenrechtliche Risikoanalyse im Jahr 2018. Damit identifizierte Telefónica neun menschenrechtliche Handlungsfelder in der eigenen Geschäftstätigkeit und ordnete sie nach Relevanz. Sehr hoch risikobehaftet ist die Produktgruppe Mobility – also Smartphones und Handyzubehör. Denn sowohl bei der Rohstoffgewinnung als auch in der Produktion besteht die Gefahr von Menschenrechtsverletzungen, wie eine aktuelle Publikation des Südwind Instituts zeigt.
Besonders problematisch ist der Abbau der rund 30 Metalle (zum Beispiel Kobalt, Lithium und Kupfer), die in einem Smartphone Verwendung finden. Die Rohstoffe werden häufig mit Hilfe von Chemikalien und unter hohem Energieaufwand gewonnen. Das hat dann nicht nur gesundheitliche Folgen für die Arbeiter und Anwohner, sondern führt auch zu starker Umweltverschmutzung. Zudem setzen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter im Bergbau oft ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen einigen Risiken aus. Dazu gehören Belastungen durch Staub, Verletzungen durch Steinschläge und ganze Grubeneinstürze. Auch Kinder können davon betroffen sein, denn sie müssen häufig mitarbeiten. Menschenrechtliche Risiken tauchen auch beim Abbau von unter anderem Zinn, Wolfram und Gold auf. Diese sogenannten Konfliktmineralien tragen nämlich oft zur Finanzierung bewaffneter Konflikte, besonders in der Demokratischen Republik Kongo, bei.
Schlechte Arbeitsbedingungen herrschen häufig auch bei der Smartphone-Produktion in Asien, vor allem in China. „In der Herstellung von Elektronik bzw. Elektronikkomponenten sind dabei nichtregelhafte Arbeitsverhältnisse üblich“, so das Südwind Institut. Dazu gehören Leiharbeit, Arbeitswochen von 60 Stunden, niedrige Löhne und auch die Gefährdung der Sicherheit der Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter.
Nachhaltige Einkaufspolitik
Wie aber verhindert man solche Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette? Einfach ist das nicht: „Wir sind uns bewusst, dass wir entlang der komplexen Wertschöpfungsketten – insbesondere für Mobiltelefone und Mobiltelefonzubehör – teilweise nur über geringe Einflussmöglichkeiten verfügen“, heißt es in der Grundsatzerklärung zur Achtung der Menschenrechte von Telefónica. Das Unternehmen setzt daher auf einen mehrstufigen globalen Einkaufsprozess.
Zunächst einmal müssen alle Lieferanten die Supply Chain Sustainability Policy akzeptieren. Damit verpflichten sie sich dazu, die Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsstandards von Telefónica Deutschland einzuhalten. In einer Risikoanalyse werden die Lieferanten dann auf Nachhaltigkeitsrisiken hin untersucht. Gilt ein Zulieferer als risikobehaftet, muss er eine Nachhaltigkeitsevaluation bei der international anerkannten Plattform EcoVadis durchführen und dort ausführlich über seine Wertschöpfungsketten informieren. Abhängig vom Ergebnis der Evaluation geht es dann weiter. Die Policy besagt, wenn die Lieferanten eine gewisse Mindestanzahl an Punkten nicht erreichen, blockiert Telefónica sie als Lieferant. Bei höherer aber noch nicht zufriedenstellender Punktzahl werden Aktionspläne zur Verbesserung der Lieferantenleistung erbeten. Im letzten Schritt werden Vor-Ort-Audits im Rahmen der Brancheninitiative Joint Audit Cooperation (JAC) durchgeführt – und dies auch über die Ebene der direkten Lieferanten hinweg. „Die Mitgliedschaft in Brancheninitiativen ist extrem wichtig, denn sie haben den größten Einfluss auf die Hersteller“, meint Claudia von Bothmer, Head of Corporate Responsibility bei Telefónica Deutschland.
Und was, wenn es doch einmal zu Menschenrechtsverletzungen kommt? „In diesem Fall sieht unser Beschwerdeprozess vor, dass unser Menschenrechtskomitee die Beschwerde beziehungsweise den Verstoß prüft, und je nach Fall mit dem entsprechenden Fachbereich konkrete Maßnahmen verabschiedet“, so von Bothmer. Zeigen diese Maßnahmen keine Wirkung, kann ein Zulieferer schließlich auch ausgeschlossen werden.
Ressourcen sparen durch Recycling
Etwa 2,9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer – alles wertvolle Rohstoffe – liegen laut der Deutschen Umwelthilfe hierzulande in unseren Schubladen. Und zwar in Form von ungenutzten Handys. Bereits seit 16 Jahren sammelt Telefónica Deutschland alte Mobiltelefone ein und sorgt für die Handy-Aufbereitung beziehungsweise für das Recycling. Seit 2015 arbeitet das Unternehmen dafür eng mit der gemeinnützigen AfB zusammen, bei der noch funktionsfähige Geräte für die Wiedervermarktung aufbereitet werden. Der Rest der Smartphones geht ins Recycling. Die Schadstoffe werden fachgerecht entsorgt, die gewonnen Rohstoffe fließen wieder in die Produktion ein. Über das Handyrecyclingprogramm konnten allein 2018 insgesamt 96.442 Althandys eingesammelt werden.